«An Visibilität gewonnen»
Andrea Berlinger, Zindel United hat den diesjährigen Prix SVC Ostschweiz gewonnen. War das schnell klar oder wurde in der Jury lange gerungen?
So, wie die Jury heute arbeitet, gibt es kein «Ringen» mehr. Jeder macht seine Bewertungen nach den Besuchen aufgrund eines klar festgelegten Kriterienkatalogs. Am Schluss werden alle Bewertungen anonym abgegeben und ausgewertet. Gewinner ist, wer die höchste Punktzahl erzielt. Ausser bei einem Gleichstand ist das Resultat also klar und unantastbar und wird nicht verhandelt.
Zindel ist ein Unternehmen, das sehr um Nachhaltigkeit bemüht ist. Wie relevant war dieser Umstand bei der Beurteilung?
Ich kann nur für mich sprechen: Bei mir war das sicher einer der Punkte, bei denen Zindel obenaus schwang – doch das war bei Weitem nicht der einzige.
Was sind also weitere Kriterien, mit denen die Jury die Qualität der Unternehmen misst?
Zum Beispiel, nach welchen Grundsätzen die Unternehmung sich organisiert hat, welche Management- und Führungsqualität sie auszeichnet, ihre Positionierung auf dem Markt, Alleinstellungsmerkmale, Innovationsfähigkeit – und nicht zuletzt auch, wie die Unternehmung mit dem Thema Kontinuität umgeht. Das kann etwa bedeuten, wie die Nachfolgeregelung geplant und umgesetzt wurde. Zusätzlich beurteilen wir auch, ob ein Unternehmen Gewinn erwirtschaftet und in die Zukunft investiert, sein Wachstum in den vergangenen Jahren, seine Bedeutung für die Region – und noch einige andere Punkte, die ich hier nicht alle verraten möchte.
Sie waren heuer nach 2022 zum zweiten Mal Jurymitglied des Prix SVC Ostschweiz. Wie kommt man eigentlich in diese Jury? Wird man angefragt oder muss man sich bewerben?
Ich wurde als ehemalige Gewinnerin angefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Wir haben dem Prix SVC viel zu verdanken – deshalb war es für mich die Zusage keine Frage.
Wie haben Sie sich jeweils auf diese Aufgabe vorbereitet?
Ich notiere mir schon unter dem Jahr, wer allenfalls als spannender Betrieb auf unsere Longlist dazugefügt werden könnte. In der gemeinsamen Diskussion mit den anderen Jurymitgliedern wird dann entschieden, ob es ein valabler Kandidat wäre.
Wie viel Zeit nimmt dieser Jury-Job insgesamt in Anspruch?
Wird ein Kandidat aufgenommen, erstellt der «Götti» oder die «Gotte» einen «One-Pager» mit vorgegebenen Kriterien und reicht diesen für die nächste Runde ein. Wird er von der Jury ausgewählt und kommt eine Runde weiter, erstellt das Jurymitglied einen «Two-Pager» und kontaktiert das Unternehmen ein erstes Mal, um allfällige Punkte, die nicht mit «Desk-Research» herauszufinden sind, zu klären. Ausserdem geht es auch darum, grundsätzlich zu prüfen, ob eine Teilnahme für die Firma und die Geschäftsleitung überhaupt infrage kommt.
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Und dann?
Dann folgt ein erster Besuch beim Unternehmen durch das Jurymitglied, meist in Begleitung von einem zweiten Jurykollegen. Der Zeitaufwand ist abhängig davon, ob es der eigene Kandidat in die weiteren Runden schafft. Je nachdem können das drei bis fünf Tage sein – inklusive der Juryreise.
Zum Schluss: Welche Bedeutung hat der Prix SVC Ostschweiz für die KMU, die Ostschweiz und die Wirtschaft dieser Region?
Ich kann hier als ehemalige SVC Preisträgerin vielleicht wie folgt antworten: Dank des Prix SVC hat unsere Unternehmung klar an Visibilität in der Region Ostschweiz gewonnen. Es ist ein breites Netzwerk entstanden – sei das mit anderen Unternehmern, Behörden oder auch Lieferanten. Am wichtigsten ist aber die positive Ausstrahlung auf unsere Mitarbeiter.
Wie hat sich diese bemerkbar gemacht?
Der Gewinn des Preises war ein Zeichen, eine Motivation, dass die tägliche Arbeit aller, der Einsatz und das Herzblut – das gerade viele Familienunternehmen in ihr «Werk» legen – auch in der Region, bei der eigenen Familie oder bei Freunden und Bekannten sowie in einer breiten Öffentlichkeit die verdiente Anerkennung finden. Dies stärkt das «Employer Branding» und zieht nicht zuletzt auch wieder neue, hoch motivierte Mitarbeiter an.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer