Nachhaltig aus Überzeugung
Luca Carlet, wie haben sich die globalen Krisen, etwa die Energiekrise, auf die Beschaffung von Stahl ausgewirkt?
Luca Carlet: Sie haben die Beschaffung von Stahl spürbar beeinflusst. Preisschwankungen, Versorgungsengpässe und logistische Herausforderungen beeinträchtigten die Industrie und wirkten sich auf die wirtschaftliche Aktivität aus. Wir haben die Entwicklung genau beobachtet und proaktiv Massnahmen ergriffen. Im engen Austausch mit unserer Zulieferindustrie konnten wir die Lieferketten optimieren und die Störungen minimieren.
Welche Massnahmen ergreift Forster, um den ökologischen Fussabdruck bei der Profilsystem-Produktion und -distribution zu reduzieren?
Luca Carlet: Forster will ihren ökologischen Fussabdruck nachhaltig reduzieren. Dazu gehören unter anderem die Einführung energieeffizienter Technologien, die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien, die Förderung von Recycling sowie die Implementierung nachhaltiger Lieferkettenpraktiken. Mit diesen Schritten strebt Forster an, die Umweltauswirkungen bei ihren Aktivitäten der Produktion und Distribution zu minimieren.
Beim Neubau wurde mit Green Steel gebaut. Was heisst das?
Luca Carlet: Dieser «grüne» Stahl zeichnet sich durch umweltfreundliche und nachhaltige Merkmale aus. Im Gegensatz zur herkömmlichen Stahlproduktion wird Green Steel mit einem Fokus auf Reduzierung der CO₂-Emissionen hergestellt. Es wird verstärkt auf den Einsatz von erneuerbaren Energien in der Produktion geachtet und vermehrt Recyclingmaterialien verwendet, um den Ressourcenverbrauch zu verringern. Green Steel ist Teil einer umweltbewussten und zukunftsorientierten Herangehensweise der Stahlindustrie, die darauf abzielt, den ökologischen Fussabdruck zu minimieren.
Holger Basche, welche Forschungs- und Entwicklungsprojekte verfolgt Forster, um die Nachhaltigkeit seiner Stahlsysteme zu verbessern?
Holger Basche: Verschiedene: Dazu gehören Projekte zur Entwicklung energieeffizienter Produktionsverfahren, zur Nutzung innovativer Werkstoffe mit reduziertem CO₂-Fussabdruck und zur Förderung von Kreislaufwirtschaftspraktiken. Diese Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen sind Teil der Nachhaltigkeitsstrategie von Forster, um bis 2035 klimaneutral zu sein.
Die Baubranche ist für einen beträchtlichen Material- und Energieverbrauch sowie für grosse Mengen Abfall verantwortlich. Den Druck, nachhaltiger zu werden, spüren viele Unternehmen. Auch die Forster Profilsysteme AG?
Holger Basche: Ja, natürlich spüren wir den Druck durch Kunden und Gesetzgebung und nehmen diesen sehr ernst. Nachhaltigkeit ist für uns aber nicht nur eine Verpflichtung, sondern eine Überzeugung, die wir in all unseren Geschäftsprozessen leben und aktiv gestalten.
Weshalb ist Stahl nachhaltiger als andere Materialien?
Holger Basche: Die Nachhaltigkeit eines Materials wird durch verschiedene Kriterien bestimmt. Dazu gehören Ressourcenverbrauch sowie Energieeffizienz bei der Gewinnung des Materials, Recycelbarkeit und Kreislaufwirtschaft, Langlebigkeit, Toxizität bzw. Umweltauswirkungen während der Nutzungsphase, um nur die wichtigsten zu nennen. Stahl hat ein besonders günstiges Verhältnis von Querschnitt zu statischer Tragfähigkeit, was sich in einem sehr geringen Materialaufwand für gegebene Anforderungen widerspiegelt. Zudem ist Stahl zu 100 Prozent recycelbar und hat während der gesamten Nutzungsdauer keinerlei negativen Umweltauswirkungen.
Und wie sieht es bezüglich Langlebigkeit aus?
Holger Basche: Stahltüren, -fenster und -fassaden gelten als äusserst langlebig und widerstandsfähig. Stahl ist von Natur aus robust und kann hohen Belastungen bei geringen Verformungen standhalten. Durch Belastungen bedingter Verschleiss wie Materialermüdung spielt in aller Regel bei unseren Anwendungen keine Rolle. Natürlich rostet unbehandelter, unlegierter Stahl, aber auch andere Materialien wie Holz oder Alu altern schnell ohne entsprechenden Schutz. Die heute verfügbaren meist organischen Beschichtungen sind jedoch so gut, dass sie bei entsprechender Pflege die Nutzungsdauer eines Gebäudes überstehen. Holger Basche: Für besonders anspruchsvolle Umgebungen wie z. B. Meeresnähe empfiehlt sich eine Duplex-Beschichtung aus Feuerverzinkung und organischer Beschichtung. Auch hier sind die Forster-Systeme einzigartig: Da sie komplett aus Stahl bestehen, können sie im Gegensatz zu Systemen anderer Hersteller zunächst oder sogar ausschliesslich feuerverzinkt werden.
Wie haben sich die Anforderungen an Gebäude in den vergangenen Jahren verändert?
Holger Basche: Eine der bedeutendsten Veränderungen in der Bauindustrie betrifft die Fokussierung auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowohl bei der Erstellung als auch in der Nutzungs- und Rückbauphase. Immer mehr Projektentwickler setzen auf eine steigende Anzahl von Gebäudezertifizierungen wie Minergie, LEED oder BREEAM, die den Nachhaltigkeitsgrad eines Gebäudes bewerten.
Und das Bewusstsein?
Holger Basche: Wir erleben ein gesteigertes Bewusstsein für die Auswirkungen der Gebäudeumgebung auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer. Dabei rücken die Gestaltung von Gebäuden, die Tageslichtnutzung, Belüftung und der akustische Komfort in den Fokus. Ebenso werden vermehrt höhere Anforderungen an die Resilienz eines Gebäudes gestellt, also Widerstand gegen klimatische Einwirkungen wie Regen, Wind und Sonne als auch gegen sicherheitskritische Einwirkungen wie Brand/Rauch, Einbruch, Beschuss oder Sprengwirkungshemmung.
Wie wird Forster diesen Veränderungen gerecht?
Holger Basche: Wir sind uns der gestiegenen Anforderungen an Gebäude sehr bewusst. Unsere EPDs unterstützen Planer bei der Gebäudezertifizierung mit einem Energielabel oder sind direkt Minergie-zertifiziert. Wir haben alle REACH-klassifizierten Artikel aus dem Angebot genommen und fokussieren uns bei der Entwicklung und Produktpflege auf Materialien, die im Sinne der Kreislaufwirtschaft weitestgehend wiederverwertbar sind. Wir erweitern unsere Systeme mit sehr schmalen Ansichtsbreiten, damit für eine gegebene Fensteröffnung der opake Rahmenanteil minimiert wird und ein Maximum an Tageslicht für die Räume zur Verfügung steht. Der Schallschutz wird im Wesentlichen durch die Qualität der Füllungen bestimmt, aber auch die Rahmenausführungen haben einen Einfluss auf die Güte der Schalldämmung. Da haben unsere Stahlsysteme eindeutig einen Vorteil.
Text: Miryam Koc
Bild: Thomas Hary