Fokus Gesundheit 2022

Zwischen Brustkrebs und Facelifting

Zwischen Brustkrebs und Facelifting
Lesezeit: 5 Minuten

Die Praxis für Plastische Ästhetische Chirurgie in St.Gallen wurde 1986 von Dr. med. Jan  G. Poëll gegründet. 2011 übernahm Dr. med. Dominik Schmid diese und führt sie seither  erfolgreich weiter. Im Interview spricht der Chirurg über Qualitätsmerkmale, Rekonstruktive Chirurgie und Schönheitsideale.

Dominik Schmid, Sie sind nicht nur Facharzt für Allgemeine Chirurgie, sondern haben auch den Facharzttitel FMH für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie erworben. Warum haben Sie sich für diesen Weg entschieden?
Ich wollte schon immer Chirurgie machen, da ich gerne manuell arbeite. Die plastische Chirurgie ist sehr umfassend und vielfältig, was mir sehr gut gefällt: An einem Tag operiere ich eine Patientin mit Brustkrebs, und am anderen stehen eine Nasenkorrektur und eine Liposuction an. Das Spektrum der ästhetischen und rekonstruktiven Chirurgie ist riesig.

Was bedeutet rekonstruktive Chirurgie genau?
Diese ist spezialisiert auf verloren gegangene Funktionen und Formen des Köpers. Grossflächige Gewebedefekte – zum Beispiel nach einem Unfall oder nach einer Tumorentfernung – werden mittels Gewebeverschiebungen oder -transplantationen, sogenannten Lappenplastiken, wieder verschlossen. Auch der Wiederaufbau der weiblichen Brust nach einer Tumoroperation gehör dazu.

Nehmen wir als Beispiel eine Patientin mit Brustkrebs. Sie entfernen also den Krebs?
Oft arbeiten wir im Team mit anderen Ärzten zusammen. Der Kollege vom Brustzentrum entfernt den Brustkrebs und ich mache den Wiederaufbau der Brust. Dieses Vorgehen ist wichtig, um sicherzustellen, dass nicht bereits beim Entfernen des Tumors der Wiederaufbau der Brust im Fokus steht. Dies könnte sonst zu einer falschen Zurückhaltung bei der Entfernung führen.

Mit welchem Anliegen kommen Patienten am häufigsten zu Ihnen?
Im ästhetischen Bereich sind dies vor allem Brustvergrösserungen, Straffungen, Brustverkleinerungen, aber auch Bauchdeckenstraffungen, Augenlidstraffungen oder Faceliftings. In der rekonstruktiven Chirurgie sind es vor allem Operationen zum Wiederaufbau der Brust nach erfolgter Tumorchirurgie. Viele Patienten werden mir aber auch von Hautärzten zugewiesen, um zum Beispiel Tumore im Gesicht zu entfernen.

Das machen Sie alles in Ihrer Praxis?
In unserem praxiseigenen Operationssaal führe ich ambulante und teilstationäre Eingriffe durch. Operationen, die eine Narkose oder einen stationären Aufenthalt erfordern, werden entweder in der Hirslandenklinik Stephanshorn oder in der Berit-Klinik Speicher durchgeführt. 

 

Ankunftszeit Ihrer Sendung?  TGE Swiss Edition  
Dr. med. Dominik Schmid
Dr. med. Dominik Schmid

Wie viel Eingriffe sind das im Jahr?
Ungefähr 1400. Die Hälfte davon sind ästhetische Eingriffe, die anderen rekonstruktive.

Das sind viele. Wie wichtig sind Fallzahlen für einen Chirurgen?
Wie bei vielen andern Fähigkeiten ist das Know-how abhängig von der Erfahrung und der Routine in einem Gebiet. Wenn Sie zwei Bauchdeckenstraffungen im Jahr machen, dann sind diese wahrscheinlich nicht so gut, wie wenn Sie 50 bis 60 vornehmen. Eine Operation ist zwar niemals Fliessbandarbeit und immer individuell, aber man wird effizienter und erfahrener. Ich operiere eine Brust nicht mehr gleich wie vor zehn Jahren – durch jede Operation lernt man dazu. Diese Lernkurve ist wichtig und spiegelt sich im Ergebnis wider.

Schönheitsideale gab es schon immer, doch  mit Social Media scheint ein neues Mass erreicht worden zu sein. Wie beobachten Sie diese Entwicklung?
Durch das Zur-Schau-Stellen der eigenen Person in den sozialen Medien hat der Druck, einem gesellschaftlichen Ideal zu entsprechen (oder aufzufallen) enorm zugenommen. Wir spüren diese Auswirkungen vor allem bei jungen Frauen und Männern. Eine Frau über 60 oder eine Mutter nach mehreren Geburten kommen mit einem ganz anderen Bedürfnis und Schönheitsideal für ein Facelifting oder eine Bruststraffung wie eine 25-Jährige mit dem Wunsch nach volleren Lippen.

Wie viele Patientinnen schicken Sie wieder nach Hause?
Etwa ein Viertel. Machen kann man fast alles, aber mir ist es wichtig, auch hinter meinen Eingriffen stehen zu können und den Bedarf nachzuempfinden. Mein Ziel ist es, eine möglichst natürliche, harmonische und zur Person passende Veränderung vorzunehmen. Der Eingriff an sich sollte als solcher nicht sichtbar sein! Wenn also die Vorstellungen zu weit auseinandergehen, operiere ich die Patientin nicht. 

 

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Gibt es ein Qualitätslabel für Chirurgen?
In der plastischen Chirurgie haben wir eine eigene Fachgesellschaft, die «Swiss Plastic Surgery», die als Kontroll- und Qualitätsorgan fungiert. Wir sind in der Schweiz etwa 130 Mitglieder, die regelmässig Weiterbildungen besuchen, ihre Statistiken einschicken und wissen, wer, was, wie operiert. Wenn Sie einen Arzt wählen, der Mitglied ist, können Sie sicher sein, dass dieser die entsprechende chirurgische Ausbildung und das Fachwissen hat, einen solchen Eingriff durchzuführen. Dies ist auf unserer Webseite plasticsurgery.ch einsehbar.

Schönheitschirurg ist in der Schweiz kein geschützter Titel. Ist das ein Problem?
Ja. «Schönheitschirurgie» ist anders als «Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie FMH» kein geschützter Titel. Jeder kann sich das auf die Türe oder die Homepage schreiben. Man kann sich selbst als «besten Brustspezialisten» der Schweiz bezeichnen – und niemand kontrolliert das. Solche selbsternannten Schönheitschirurgen schädigen aufgrund häufig schlechter Ergebnisse leider unseren Ruf.

Das macht die Wahl des richtigen Arztes  schwer
Zwei Dinge sind hilfreich: Erstens sollte man darauf achten, dass der Chirurg Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie FMH sowie Mitglied bei der Schweiz. Gesellschaft für Plastische Chirurgie, «Swiss Plastic Surgery», ist. Dann ist er im Besitz des offiziellen und geschützten Facharzttitels für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie. Dieser Titel ist vom Bund anerkannt und bestätigt, dass der betreffende Arzt eine mindestens sechsjährige, häufig gar zehn- bis zwölfjährige Aus- und Weiterbildung durchlaufen hat und regelmässig Weiterbildungen absolviert. Zweitens ist eine seriöse, individuelle und umfassende Beratung das A und O – es sollte kein Verkaufsgespräch sein. Das gewünschte Ergebnis der Operation sollte genau so Inhalt der Beratung sein wie die Aufklärung über allfällige Risiken. 

Was ist Ihrer Meinung nach das Erfolgsrezept Ihrer Praxis?
Für mich sind eine gute Beratung und Aufklärung die Basis für jeden Eingriff. Es ist mir wichtig die Vorstellungen über das gewünschte Ergebnis detailliert mit den Patienten zu besprechen. Meiner Erfahrung nach können nur so auch die Erwartungen in Zufriedenheit resultieren. Ich habe ein erfahrenes, engagiertes Team in der Praxis und arbeite mit renommierten Kliniken zusammen, sodass wir ein sehr hohes Qualitätsniveau bieten können.

Text: Miryam Koc

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