«Weiterbildung, Spass und Networking»
Christoph Zeller, der Prix SVC Ostschweiz wurde dieses Jahr bereits zum zehnten Mal verliehen – und nach der Corona-bedingt kleineren Ausführung 2020 wieder in alter Grösse. Wie war das für Sie persönlich und wie kam es bei den rund 1000 Gästen an?
Natürlich war das eine Riesenfreude, sechs «Hidden Champions» aus der Region Ostschweiz wieder live und im bewährten Format einem grossen Publikum zu präsentieren. Bis in das laufende Jahr hinein mussten wir im Organisationskomitee und in der Jury eher davon ausgehen, dass der Anlass wie 2020 nur mit diversen Schutzmassnahmen über die Bühne gehen könnte … Umso schöner und einmaliger war das Erlebnis. Vielen Gästen sah man förmlich an, dass sie diesen Abend noch mehr als früher genossen. Und die ausgezeichneten Unternehmen konnten so richtig feiern.
Das Interesse an der Preisverleihung ist also nach wie vor gross. Worauf führen Sie das zurück?
Ich glaube, dass der Prix SVC Ostschweiz eine ideale Mischung aus Weiterbildung, Spass und Networking bietet, die viele anzieht: Man lernt von den Preisträgern und ihren Erfolgswegen für das eigene unternehmerische Handeln, geniesst ein schönes Dinner und pflegt oder knüpft in entspannter Atmosphäre erst noch Kontakte.
Was unterscheidet den Prix SVC Ostschweiz von anderen prestigeträchtigen Preisen?
Einzigartig am Prix SVC – in allen Regionen, nicht nur in der Ostschweiz – ist die Tatsache, dass man sich nicht für den Preis bewerben kann: Die unabhängige Jury wählt aus. Ihre Mitglieder kennen dank ihrer regionalen Verankerung viele Unternehmen, die sich selbst nie melden würden, obwohl sie vielleicht weltweit Marktführer sind. Diese verborgenen Perlen unserer Region ausfindig zu machen und auf die Bühne zu bringen, das macht das Erfolgsgeheimnis des Prix SVC aus.
Der Preis wird zwar «nur» alle zwei Jahre vergeben, aber dennoch ist nach dem Event vor dem Event. Wann beginnen die Vorbereitungen für die nächste Ausgabe?
In der Mitte des Zwischenjahres beginnt die Juryarbeit wieder: Aus einer Longlist mit über 200 Firmen werden rund 60 aus dem Kreis der Jury ausgewählt und mit einem «Onepager» beschrieben. Dann beginnen unsere intensiven Diskussionen, bis die sechs Finalisten und ihre Rangierung nach Besuchen vor Ort und einem Pitch der Nominierten feststehen.
Die Vorbereitungen für den nächsten Prix SVC werden hoffentlich einfacher als die letzten beiden, die ja auch im Zeichen von Corona standen. Wie haben Sie diese Zeit als OK-Präsident erlebt?
Natürlich ging es uns ähnlich wie der ganzen Wirtschaft: Termine mussten immer wieder angepasst, Meetings unter wechselnden Bedingungen durchgeführt werden. Aber insgesamt hatten wir eher Glück: 2020 war die Juryarbeit abgeschlossen, als der Lockdown kam, und den Anlass selbst konnten wir im August in einem «Pandemie-Fenster» in etwas anderer Form, aber der Bedeutung des Preises angemessen veranstalten – übrigens als einen der ersten nach der ersten Welle.
Wie kann sich ein Sieg am Prix SVC für ein Unternehmen auswirken?
Die Siegerunternehmen berichten praktisch ausnahmslos von positiven Auswirkungen, insbesondere in der regionalen Wahrnehmung und in der Positionierung als attraktive Arbeitgeber. Sozusagen alle stellen die Preis-Skulptur prominent bei ihrem Empfang auf: Das zeigt, dass sie sich auch eine Wirkung nach innen versprechen, indem die Mitarbeiter sehen, dass ihre Arbeit mit dem Preis ausgezeichnet wird.
Sie sind nicht nur OK-Präsident des Prix SCV Ostschweiz, sondern auch SVC-Regionenleiter und haben als solcher Einblick in die KMU-Landschaft der Ostschweiz. Wie geht es den Betrieben in unserer Region aktuell?
Die Situation ist sehr vom konkreten Markt der jeweiligen Unternehmung abhängig. Gastronomie und Eventbranche oder auch Betriebe im Fitness- und Unterhaltungsbereich sowie die Kulturschaffenden sind weiterhin in einer unsicheren Situation. Bei den exportorientierten, mittleren und grösseren Industrieunternehmen sieht es deutlich besser aus: Diese konnten ihre Marktstellung halten, zum Teil sogar ausbauen. Es hat sich in dieser Krise gezeigt, dass die Ostschweizer Unternehmenslandschaft sehr solide aufgestellt ist.
Wie konnte und kann der SVC die KMU in dieser schwierigen Zeit unterstützen?
Der Swiss Venture Club bietet mit seinem Netzwerk den KMU und ihren Führungskräften die Möglichkeit, sich mit Verantwortlichen anderer Firmen auszutauschen und von den Strategien gegenseitig zu lernen und so weiterzukommen – persönlich ebenso wie als Firma.
Was ist dabei Ihre Aufgabe als Regionenleiter?
Wir halten den Kontakt zur regionalen Wirtschaft, organisieren mit unseren Teams und OKs regionale Anlässe und bringen die Anliegen der Region in den gesamtschweizerisch tätigen Swiss Venture Club ein.
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Die Ostschweiz ist als Region mit überdurchschnittlich hoher Industriedichte, Exportquote und KMU-Anteil auf eine hohe Innovationskraft angewiesen. Wie innovativ sind unsere Unternehmen?
Aus meiner Sicht hoch innovativ! Praktisch bei jedem Prix SVC Ostschweiz entdecken wir eigentliche «Perlen» in unserer Region, die sich fast unbemerkt von der Öffentlichkeit auf weltweiten Märkten – oft in Nischen – zu Marktführern entwickeln. Es ist unglaublich, was hier schon seit Jahrzehnten entwickelt, entdeckt und erfunden wird!
Eine Umfrage am letztjährigen KMU-Tag hat gezeigt, dass die Mehrheit der hiesigen KMU gut gerüstet für die Zukunft ist. Nicht zuletzt auch dank Innovationen. Wie sehen Sie das?
Genauso. Neben der Innovationsfähigkeit halte ich die hoch qualifizierten Angestellten für den zweiten grossen Erfolgsfaktor der Ostschweizer Wirtschaft. Sie sind zudem ihren Unternehmen oft über Jahrzehnte treu, weil sie privat und persönlich mit ihren Familien hier verwurzelt sind.
Und wo orten Sie noch Nachholbedarf?
Eigentlich nur dort, wo wir als Prix SVC schon mithelfen: In der Kommunikation darüber, was hier alles an wirtschaftlichem Erfolg und spannenden Karrieren möglich ist. Nur mit einem gesunden Selbstbewusstsein und viel Kommunikation wird es möglich sein, den Fachkräftemangel zu mildern, der in einzelnen Branchen jetzt schon sehr schmerzt.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: Gian Kaufmann