Anachronismen
Als der LEADER ungefähr seinen zehnten Geburtstag feierte, also so um 2012, mussten wir uns als Verlag ernsthafte Gedanken um die Zukunft unseres Wirtschaftsmagazins machen: Alles sprach nur noch vom Internet, man prophezeite sämtlichen Printprodukten einen baldigen Tod, der Werbung in ebendiesen sowieso. Banner, Clicks und Geschwindigkeit waren in, Papier, Inserate und Tiefgang out. Die Zukunft lag, so schien es, im weltweiten Web, nicht im regionalen Heftli. Was tun? Wir wussten: Print können wir, Online nicht. Also blieben wir unserem Magazin treu. Wobei: Es war auch die schiere Not, die uns dazu getrieben hat, denn eine Online- Abteilung aufzubauen, das hätte unsere Möglichkeiten schlicht überstiegen. Kurz gesagt: Wir machten weiter wie bisher – wohl oder übel. Es hat sich gelohnt. Allen Unkenrufen zum Trotz ist Print noch lange nicht tot. Die Abozahlen des LEADERs sind so hoch wie noch nie – und das, obwohl doch Informationen über alles und jedes jederzeit und von überall her im Web abgerufen werden können. Gratis. Wie kommts? Zu den Anfangszeiten des LEADERs war ich jeweils der Jungspund, wenn es um ein Interview mit oder ein Porträt über einen Unternehmer ging. Die Herren – damals waren es tatsächlich noch praktisch ausschliesslich alte weisse Männer, wie man heute so schön sagt – fassten ihre Vorliebe für ein gedrucktes Magazin jeweils so zusammen: Sie mochten es, etwas Wertiges in Händen zu halten, etwas, das nicht nur einen interessanten Inhalt und eine ansprechende Gestaltung aufwies, sondern mit dem man auch etwas – im Wortsinn – in der Hand hatte. Heute bin meist ich der alte weisse Mann.
Und meine Gesprächspartner, die auch schon mal fast eine Generation jünger sind, sagen mir … das Gleiche! Obwohl sie mit dem Internet aufgewachsen sind, schätzen sie es, wenn sie ihre Informationen sozusagen schwarz auf weiss bekommen. Auch die Digital Natives assoziieren Print immer noch mit Wertigkeit, Tiefgang, Seriosität, ja Vertrauen. Informationen im Web sind zwar schnell, praktisch und gratis, deswegen aber auch Wertlos, so scheint es jedenfalls.
Apropos Werte: Rundherum wird der Veitstanz der politischen Korrektheit immer ekstatischer aufgeführt, kein Thema, bei dem nicht irgendjemand – oder irgendetwas – verletzt werden könnte, wenn man nicht grausam aufpasst, was man sagt oder schreibt. Ja niemanden beleidigen oder «diskriminieren» und möglichst der (veröffentlichten) Meinung nachlaufen. Das scheint heute das Credo vieler Medien zu sein.
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Nicht unseres. Wir konzentrieren uns auf Fakten, spannende Geschichten und vor allem: interessante Menschen. Um seriös und unterhaltsam zu informieren, braucht es weder Wokeness noch Cancel Culture. Sondern einfach gesunden Menschenverstand und journalistische Neugier. Davon sind wir überzeugt – und offenbar auch unsere Leser: Im Gespräch mit Kunden, Porträtierten oder Partnern wird immer wieder zum Ausdruck gebracht, wie sehr man schätze, dass der LEADER einerseits nur gute Nachrichten bringt, andererseits aber darauf verzichtet, diese politisch korrekt zu verunstalten. Daran halten wir fest.
Dazu gehört auch, dass wir nicht gendern: Mir als Germanisten dreht sich jedes Mal fast der Magen um, wenn von Politikerinnen und Politikern, Bürgerinnen und Bürgern oder Soldatinnen und Soldaten (sic!) geschwafelt wird. Oder von «Studierenden» und «Mitarbeitenden». Auch diesen Unsinn machen wir nicht mit. Und, Überraschung: Das freut die Leser. Wie oft habe ich schon gehört, natürlich hinter vorgehaltener Hand (und zwar von Männern wie von Frauen), dass man «diese Sprachverhunzung» satt habe, aber man müsse sich halt dem gesellschaftlichen Druck beugen.
Wirklich? Wir glauben nicht daran. Wir machen weiter wie bisher und versprechen Ihnen auch in Zukunft spannende Geschichten und ebensolche Menschen – ohne das heute so modische Gutmenschengetue. Wir halten uns an bewährte Werte: Vertrauen, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und gesunden Menschenverstand.