«Prävention ist der beste Schutz»
Dr. Busch, Sie sind kürzlich zur Chefärztin Elektrophysiologie am Herz-Neuro-Zentrum Bodensee ernannt worden. Was führte Sie zu dieser Position?
Ich war sechs Jahre leitende Oberärztin für Elektrophysiologie am Klinikum Coburg in Bayern. Meine Ausbildung absolvierte ich am Deutschen Herzzentrum München sowie an der Universitätsklinik Nancy in Frankreich. Der Wechsel in die Bodenseeregion war durch die attraktive Lage und die Möglichkeit, eine bereits etablierte Abteilung weiterzuentwickeln, motiviert.
Was sind Ihre ersten Eindrücke und welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Das Herz-Neuro-Zentrum Bodensee bietet eine hochqualifizierte Behandlung in familiärer Atmosphäre. Die moderne Ausstattung und das kompetente Team tragen zur hohen Zufriedenheit der Patienten bei. Mein Ziel ist es, die Elektrophysiologie auszubauen und neue Behandlungsmethoden zu etablieren.
Was umfasst die Elektrophysiologie und welche Bedeutung hat sie in der modernen Kardiologie?
Die Elektrophysiologie befasst sich mit der Diagnose und Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Dazu gehören Implantate wie Herzschrittmacher, jedoch liegt der Schwerpunkt auf der interventionellen Behandlung schneller Herzrhythmusstörungen durch Katheterablation. Dabei wird die Ursache der Tachykardie dargestellt und gezielt verödet.
Welche innovativen Behandlungsmöglichkeiten bietet das HNZB an?
Wir setzen auf modernste Technologien, darunter die dreidimensionale Kartierung des Herzens, um den Ursprung der Herzrhythmusstörungen exakt zu lokalisieren. In Kürze werden wir mit der «Pulsed Field Ablation» beginnen, einer neuen, innovativen Methode, die vielversprechend ist.
Was sind die häufigsten Herzerkrankungen, die im Rahmen der Elektrophysiologie am HNZB behandelt werden?
Die häufigsten Erkrankungen, die wir behandeln, sind Vorhofflimmern und Vorhofflattern. Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und betrifft etwa 1% der Schweizer Bevölkerung. Mit dem Alter steigt die Häufigkeit dieser Erkrankung deutlich an.
Gibt es spezifische Schwerpunkte, auf die Sie im Bereich der Elektrophysiologie besonderen Wert legen?
Unser Fokus liegt auf der Behandlung von Vorhofarrhythmien. Dieser Bereich war auch mein Forschungsschwerpunkt an der Technischen Universität München. Besonders wichtig ist mir die individuelle Behandlung der Patienten, da trotz gleicher Diagnose sehr unterschiedliche Symptome und Bedürfnisse bestehen können.
Welche anderen Leistungen bietet das Herz-Neuro-Zentrum Bodensee neben der Elektrophysiologie an?
Das Herz-Neuro-Zentrum bietet ein breites Spektrum an kardiologischen Leistungen, darunter die Behandlung von koronaren Herzkrankheiten, Herzinsuffizienz und Herzklappenerkrankungen. Wir führen Herzkatheteruntersuchungen durch und bieten interventionelle Eingriffe an den Herzkranzgefässen an. Neben der Kardiologie zählen auch die Herzchirurgie und Neurochirurgie zu unseren Schwerpunkten.
Wie wichtig ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit am HNZB, und wie profitieren die Patienten davon?
Die enge Zusammenarbeit zwischen Kardiologen, Elektrophysiologen und Herzchirurgen ist essenziell für den Behandlungserfolg. Sie ermöglicht es, komplexe Fälle ganzheitlich zu betrachten und individuelle Behandlungspläne zu entwickeln. Dies führt zu besseren Ergebnissen für unsere Patienten.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der Elektrophysiologie und welche Rolle wird das HNZB spielen?
Herzrhythmusstörungen können dank modernster Technik immer sicherer und effektiver behandelt werden. Innovationen wie künstliche Intelligenz werden die Elektrophysiologie weiter verbessern. Das HNZB hat das Potenzial, in der Bodenseeregion eine führende Rolle einzunehmen und auch überregional Patienten zu betreuen.
Was möchten Sie den Patienten des Herz-Neuro-Zentrums Bodensee bezüglich ihrer Herzgesundheit mit auf den Weg geben?
Prävention ist der beste Schutz. Wer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes kontrolliert, kann das Risiko für Herzkrankheiten und Vorhofflimmern erheblich senken. Besonders ältere Menschen sollten wachsam sein und bei Herzstolpern oder Unregelmässigkeiten frühzeitig einen Spezialisten aufsuchen.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer, istock