25 Jahre PP Autotreff

Professionell und persönlich seit 1996

Professionell und persönlich seit 1996
Raphael und Daniel Vogel
Lesezeit: 6 Minuten

Raphael und Daniel Vogel führen die PP Autotreff AG seit 2006 in der zweiten Generation gemeinsam. Die beiden Brüder wissen, was der Markt verlangt. Im Gespräch analysieren sie die Branche und das Angebot, brechen eine Lanze für die Berufslehre – und verraten, warum sie sich eine «Seniorenausführung» für jedes Modell wünschen.

Raphael und Daniel Vogel, ein Vierteljahrhundert PP Autotreff liegt hinter Ihnen. Was ist die grösste Veränderung, die der Automobilmarkt und die PP Autotreff AG in dieser Zeit gesehen haben?
Raphael Vogel: Schauen wir zuerst auf unseren Betrieb: Wir sind in dieser Zeit stark gewachsen, nicht nur personell – von sechs auf über 100 Mitarbeiter –, sondern auch infrastrukturmässig, haben wir doch 2006 den VW-Showroom neu gebaut und 2017 den Audi Sport Store gleich gegenüber. Wichtig für Daniel und mich war natürlich auch die Stabübergabe 2006 von unserem Vater Paul an uns. Kurz gesagt haben wir uns seit 1996 vom kleinen Garagisten zum Volumenbetrieb gewandelt. Geblieben sind allerdings unsere Werte – professionell und persönlich. Wir wollen nicht nur eine Top-Arbeit abliefern, sondern mit unserem Familienbetrieb allen Kunden die Aufmerksamkeit und Betreuung schenken, die sie von uns erwarten, und so zu «Freunden als Beifahrer» werden. 

Daniel Vogel: Mit dem stetigen Wachstum haben wir aber auch gesehen, dass wir unsere Strukturen anpassen müssen – hatten wir zu Beginn noch geglaubt, alles alleine machen zu können (oder zu müssen), haben wir schon 2011 begonnen, uns Gedanken über mögliche Anpassungen zu machen – und innert sieben Jahren wurden die Strukturen und das Organigramm um einen Betriebsleiter, einen Verkaufsleiter und einen CFO ergänzt, welche zusammen die erweiterte Geschäftsleitung bilden. Wir mussten tatsächlich lernen, Verantwortung abzugeben und Vertrauen zu schenken. Das hat sich aber sehr bewährt, wir hätten also nicht solange warten müssen … 

Und wie siehts in der Branche aus?
Daniel Vogel: Da hat die Digitalisierung eine sehr grosse Rolle gespielt: Dank des Internets können die Kunden nun einfach Angebote vergleichen, und zwar schweizweit. Das hat die Margen für alle Autohändler schrumpfen lassen, aber auch eine Transparenz geschaffen, die jeden gezwungen hat, sich stets zu optimieren und fit für den Markt zu halten. Wir selbst sind ja auch digitaler geworden; wir erinnern etwa unsere Kunden digital an Servicetermine, damit ihre Garantie nicht erlischt, und haben digitale Terminvereinbarungen implementiert.

Raphael Vogel: Ebenfalls disruptiv war die Coronakrise, die eine Lieferproblematik mit sich brachte, wie wir sie vorher nie gekannt hatten. Vor Corona bestimmten die Hersteller, wieviele Fahrzeuge ein Betrieb verkaufen muss, um die Markenvertretung behalten zu können. Heute drücken die Hersteller keine Fahrzeuge mehr mit Rabatten, Aktionen, Sondermodellen in den Markt, weil sie schlicht nicht liefern können, und die Händler verlangen nach mehr … Ob sich das nach der nächsten Krise, die sich mit dem Ukrainekrieg ja nahtlos an Corona angeschlossen hat, wieder ändern wird, kann man heute noch nicht sagen.

 

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«Wenn man so die Medien anschaut, könnte man meinen, jeder wolle nur noch ein Elektrofahrzeug.»

Auch die Elektromobilität dürfte die ganze Branche verändert haben.
Raphael Vogel: Absolut. Wenn man so die Medien anschaut, könnte man meinen, jeder wolle nur noch ein Elektrofahrzeug. Tatsächlich verkaufen wir aber nur zwischen 25 und 30 Prozent Elektromobile. Wir stehen der Elektromobilität auch nicht ganz unkritisch gegenüber: Die Fahrzeuge sind zwar lokal emissionsfrei, ihre Herstellung verbraucht aber viele Ressourcen, und wenn der Strom nicht aus sauberen Quellen kommt, haben wir das Problem nur verlagert. Offenbar sehen das auch viele Kunden so, denn trotz steigender Energiepreise werden Benzin- und Dieselfahrzeuge nach wie vor sehr gut verkauft.

Daniel Vogel: Das soll aber nicht heissen, dass wir nicht auf Nachhaltigkeit bedacht sind, wo wir nur können. Wir versorgen unseren Betrieb etwa mit Strom aus eigener Photovoltaik, waschen die Autos mit gesammeltem Regenwasser, lackieren CO2-neutral, kühlen mit Erdregister-Klimaanlage oder heizen mit Holzschnitzeln einer benachbarten Schreinerei. Und natürlich setzen wir uns mit unseren Reparatur- und Serviceangeboten dafür ein, dass ein Fahrzeug möglichst lange auf der Strasse bleiben kann. Das ergibt immer noch die beste Klimabilanz. 

Auch die Kundenbedürfnisse dürften sich in diesen 25 Jahren geändert haben?
Daniel Vogel: Ja, der Kunde ist anspruchsvoller und informierter geworden, auch wegen der erwähnten Digitalisierung. Er ist aber auch bereit, für eine Top-Dienstleistung einen fairen Preis zu bezahlen. Erstaunlicherweise ist auch die Markentreue nach wie vor da, wer einmal Volkswagen/Audi gefahren ist, bleibt häufig bei Volkswagen/Audi. Das hängt auch damit zusammen, dass die Hersteller heute eine breitere Angebotspalette haben, sprich auch Premiumhersteller bieten Kleinwagen an, mit denen man einsteigen kann – und Elektrofahrzeuge hat praktisch jeder im Angebot, sodass man auch hier seiner Marke treu bleiben kann.

 

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«Bei uns im Hause ist der ‹Run› auf Arbeiten an klassischen Automobilen gross.»

Was wird aktuell am meisten nachgefragt?
Raphael Vogel: Uns wäre es am liebsten, wenn jedes Modell auch in einer Seniorenausführung bestellt werden könnte … Im Ernst: Die ganze Digitalisierung ihrer Fahrzeuge, welche die meisten Hersteller vornehmen, geht u. E. manchmal etwas am Markt vorbei. Es ist weniger der Kunde, der den ganzen digitalen Schnickschnack wünscht, sondern die Hersteller liefern sich eine Art Wettkampf, wer die neusten Gadgets verbauen kann. Wir sind überzeugt: Gäbe es Ausführungen mit mehr Knöpfen und weniger Touchscreens, würden diese fleissig gekauft. Und zwar nicht nur von Älteren, sondern auch von Jüngeren, die sonst schon in ihrem Alltag durchdigitalisiert sind, sodass sie das nicht auch noch im Auto wünschen. Aber wissen Sie, welches Zubehörteil am meisten verlangt wird?

Nein.
Raphael Vogel: Die Anhängerkupplung. Und zwar nicht, um tatsächlich einen Hänger zu ziehen, sondern als Basis für einen Veloträger. Das passt zum heutigen Anspruch, dass das Auto quasi eine eierlegende Wollmilchsau zu sein hat, die in jeder Lebenslage eingesetzt werden kann. Darum sind bei den Modellen auch SUVs mit Platz und Allradantrieb am meisten nachgefragt, auch die Bullis verkaufen sich sehr gut, gerade in den Camper-Versionen – die können Sie für die Fahrt zum Einkaufen ebenso nutzen wie für den Kurztrip in die Berge übers Wochenende, für Ihre Sportart oder um die Kinder zur Schule zu bringen. Fehlen dürfen dabei die Sicherheitsfeatures nie, und eine Automatik wird sozusagen vorausgesetzt.

Der Handschalter stirbt aus?
Daniel Vogel: Definitiv. Sie werden in naher Zukunft manuelle Schaltungen wenn überhaupt nur noch in Klein- und Supersportwagen bestellen können – dazwischen dominiert die Automatik.

Etwas gegenteilig ist der Trend hin zu klassischen Automobilen, die man sich nicht nur zum Vergnügen, sondern oft auch als Wertanlage anschafft.
Daniel Vogel: Das ist tatsächlich ein Megatrend, der auch damit zu tun hat, dass man mit historischen Fahrzeugen noch «richtig» fahren kann und nicht durch digitale Systeme bevormundet wird. Daneben spielen die Pflege der Fahrzeuge und deren Geschichte eine grosse Rolle und, ja, zum Teil auch Investmentgedanken. Wir haben darauf mit  PP Autotreff Classic reagiert: Speziell ausgebildete Mechaniker kümmern sich um Old- und Youngtimer. Und zwar mit Herzblut: Bei uns im Hause ist der «Run» auf Arbeiten an klassischen Automobilen gross, unsere Mechaniker brennen darauf, wieder einmal richtig schrauben zu können. Deshalb bieten wir Reparaturen und Restaurationen aller Marken an. Und ja, beim einen oder anderen schönen Modell konnten wir selbst nicht widerstehen – eine wunderbare Aufgabe, und auch eine schöne Koexistenz: Wir haben eine Classic-Werkstatt neben einer Hochvolt-Werkstatt und schlagen so den Bogen über fast ein Jahrhundert Automobiltechnik, die bei uns in guten Händen ist.

 

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«Auch in der Zukunft werden wir dem Thema Ausbildung viel Beachtung schenken.»

Immer mehr Geschäftskunden entschliessen sich zum Outsourcen ihres Flottenmanagements. Was kann PP Autotreff für B-to-B-Kunden tun?
Raphael Vogel: Das gehört natürlich auch zu unserem Service, und zwar für Klein- bis zu Grossbetrieben, wir betreuen auch Flotten von über hundert Fahrzeugen. Immer mehr Unternehmen interessieren sich für die TCO-Kosten, nicht mehr nur für den Kaufpreis. Und da können wir Lösungen vom Full-Leasing bis zum Full-Abo anbieten, die auf jeden Fall finanziell interessant sind.

Sie bilden auch kontinuierlich ein gutes Dutzend Lehrlinge aus. Wie wichtig ist Ihnen die interne Ausbildung?
Daniel Vogel: Es sind aktuell sogar 17 Lehrlinge. Der Fachkräftemangel zwingt uns einerseits dazu, den Nachwuchs im eigenen Haus auszubilden, andererseits geben wir unser grosses Wissen bezüglich Autos auch sehr gerne weiter. Und wir freuen uns über jeden erfolgreichen Lehrabgänger, ob er nun bei uns bleibt oder in einen anderen Betrieb wechselt. Denn ihnen stehen ja heute mit einer abgeschlossenen Berufslehre sämtliche Möglichkeiten offen. Ich verstehe nicht, warum viele Eltern und leider auch die Politik junge Menschen in eine akademische Laufbahn zwingen wollen; Handwerk hat immer noch – oder: mehr denn je – goldenen Boden. Entsprechend werden wir dem Thema Ausbildung auch in der Zukunft viel Beachtung schenken.

Zum Schluss: Was dürfen wir in mittelbarer Zukunft von PP Autotreff erwarten?
Raphael Vogel: PP Autotreff Classic haben wir schon erwähnt. Anfang 2023 werden wir zusätzlich in Arbon eine Stop+Go-Filiale eröffnen, die sich vor allem die preiswerte Wartung von älteren Fahrzeugen auf qualitativ hohem Niveau auf die Fahne geschrieben hat. An den gleichen Standort werden wir auch die PP Autotreff Selection verlegen, die heute bereits erfolgreich gepflegte Occasionen und Raritäten aller Marken in Goldach verkauft.

Text: Stephan Ziegler

Bild: Marlies Thurnheer