Applaus, Applaus für den Grillchef!
An einer schweizerisch-argentinischen Hochzeit wurde er angesteckt: Seither lässt Andreas Nöckl das Asado-Fieber (Asado ist spanisch für «Gegrilltes») nicht mehr los. Er wollte es sich zum Lebensinhalt machen, zunächst privat – mit Freunden eine gute Zeit verbringen, wieder und wieder: Zusammen erleben, reden, lachen, guten Geschmack teilen. Bald wuchs daraus die Geschäftsidee, argentinisches Catering anzubieten – immer noch eher als Hobby. Dafür musste ein authentischer Grill her. «Wir waren gar nicht glücklich mit dem, was wir vorfanden», erinnert sich Nöckl. So entschloss sich der ausgebildete Polymechaniker, selbst einen Grill zu bauen, und optimierte diesen über fünf Jahre hinweg. Nach einigen Prototypen war er einsatzbereit: Der erste Grill, der Holzkohle und Gas kombiniert.
Marktlücke entdeckt
Bei den folgenden Caterings erhielt der Grill mehr Aufmerksamkeit als die saftigen Entrecôtes und Steaks. Nöckl hätte ihn gleich mehrfach an Ort und Stelle verkaufen können. Das Azado-Team entdeckte eine Marktlücke. Mit Holzkohle zu grillieren, gehört zwar zur argentinischen Tradition, zum BBQ-Stolz – es ist auch hierzulande die Königsdisziplin. Doch wer hat dafür Zeit? «Idealerweise kann ein Grill beides: Schnell sein und Geschmack unterstützen», sagt Nöckl. Dafür stellten sie ihr bisheriges Geschäftsmodell auf den Kopf: Azado macht seither Grills.
Wer will, grilliert weiterhin klassisch mit Holzkohle. Dafür kann das Gaselement mit wenigen Handgriffen entfernt werden. Möglich ist auch das Grillen nur mit Gas. «Für zwei Bratwürste unter der Woche ist das legitim», findet Nöckl. Der Clou ist die Kombination: Holzkohle wird aufgelegt. Dann wird sie per Gasflamme innert kürzester Zeit auf Temperatur und zur Glut gebracht. Das Gas kann dann abgestellt werden. Die Vorbereitungszeit für den Holzkohle-Grillspass wird so massiv reduziert. Der hochwertige Chromstahl-Grill erlaubt danach eine rasche Reinigung.
Grillen ohne Stress
Das Meisterstück ist die Höhenverstellung des Grillrostes mit einer Kurbel – typisch argentinisch. Wer sich ein Bierchen holen oder kurz Gäste begrüssen will, dreht daran und hebt das Grillgut für einen Moment von der Glut weg. Dafür erfand Azado eine Kupplung. Sie erlaubt die Höhenverstellung mit einer Hand. Daneben kann man also Fleisch wenden, ein Glas Wein trinken oder die Freundin umarmen. Der Grillrost ist zweigeteilt. Die einzelnen Bereiche können mit separater Kurbel angesteuert werden, um gleichzeitig mit unterschiedlichen Hitzen zu arbeiten. Die «Grillstäbe» mit V-Profil sind leicht geneigt, sodass das Fett über eine Rinne in ein Töpfchen abläuft. Es tropft niemals auf die Kohle, wo dann üblicherweise Stichflammen das Grillgut beeinträchtigen. Zudem erleichtert ein fettfreies Kohlefach die Reinigung. Bei dieser leiten die Grillstäbe auch das Schmutzwasser in die Töpfchen ab. Inzwischen gibt es zahlreiche Features wie einen Hähnchenspiess mit Drehmotor.
«Mit Azado ist Grillieren stressfrei und kinderleicht. Azado macht aus jedem oder jeder einen echten Grillchef, der Applaus erntet», sagt Nöckl. Nichtsdestotrotz setzen auch die grossen Sternechefs auf den Azado: Christian Kuchler vom «Schäfli Wigoltingen», Sven Wassmer vom «Memories», Heiko Niederer vom «Dolder» oder Silvio Germann vom «Mammertsberg» – sie schwören auf den argentinischen Grill aus St.Gallen. Dessen Vorzüge wissen nicht nur die regionalen Chefs zu schätzen. Beispielsweise auch der Zwei-Sterne-Koch Dieter Koschina im portugiesischen Spitzenhaus «Vila Joya» an der Algarve grillt mit Azado. Geliefert wird inzwischen in über vierzig Länder über ein Netz aus rund fünfzig Händlern. Über zwei Drittel geht an Privatpersonen.
Auch interessant
Weltweiter Erfolg
Qualität spricht sich herum. Für einen Scheich in Dubai stellte Azado den weltweit teuersten Grill her – mit Ketten, Klemmen und Schrauben aus Gold sowie Drehknöpfen und Ablagen aus Lalique-Kristallglas. Kostenpunkt: eine Viertelmillion Franken. Eine originalgetreue Replik steht auf einem Podest im Showroom in St.Gallen, mit schwarzen Absperrkordeln umgeben wie eine VIP-Lounge. «So etwas macht man einmal im Leben», schwärmt Nöckl.
Alle Teile des Azado werden im eigenen Betrieb gezeichnet und hergestellt: von A bis Z komplett «handmade in St.Gallen». Jährlich setzt das Azado-Team in seiner Werkstatt etwa 250 Grills zusammen – «Tendenz steigend», sagt Nöckl. «Wir wollen uns weltweit als Premium-Marke etablieren», sagt er. In den USA wurde kürzlich eine Tochterfirma gegründet. «Ein Land mit Offenheit, Kaufkraft und BBQ-Kultur hat enormes Potenzial.»
Text: Pascal Tschamper
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer