Neubau Hardinge Kellenberger AG

«KI wird auch unsere Arbeit verändern»

«KI wird auch unsere Arbeit verändern»
Danielle Baumgartner
Lesezeit: 5 Minuten

Mit der Zusammenlegung der vier Standorte steht für die rund 400 Mitarbeitenden eine grosse Umstellung an. Wie geht man mit Unsicherheiten der Angestellten um? Und was tut die Hardinge Kellenberger AG gegen den akuten Fachkräftemangel? HR-Expertin Danielle Baumgartner klärt auf.

Danielle Baumgartner, Hardinge Kellenberger legt alle bisherigen Standorte in Goldach zusammen und fast alle Mitarbeitenden folgen dem Unternehmen zum neuen Standort. Wie ist das gelungen?
Wir haben im Vorfeld sehr viele Gespräche mit unserer Belegschaft geführt und ihnen die Pläne für den neuen, grosszügigen und modernen Unternehmenssitz vorgestellt. Wir haben dann die Wünsche und Vorschläge der Belegschaft in die Planung eingebunden. Goldach liegt direkt am Bodensee, das Umfeld ist also landschaftlich sehr reizvoll – mit neuen Möglichkeiten, sich zu entfalten.
Wir haben auch unseren Mitarbeitenden am Standort Studen bei Biel einen Arbeitsplatz in Goldach angeboten und sind zuversichtlich, dass einige dieses Angebot annehmen. Der Arbeitsmarkt bietet Arbeitnehmern allerdings zurzeit grossartige Möglichkeiten, sodass die Angestellten, die nicht mitziehen wollen oder können, rasch eine neue Arbeitsstelle in ihrem gewohnten Umfeld finden werden – oder bereits gefunden haben.

Wie waren die Reaktionen?
Natürlich schafft jede grössere Veränderung auch Unsicherheiten. Die meisten Mitarbeitenden freuen sich auf die neuen, sehr modernen Lokalitäten. Für andere wird der Umzug eine grössere Herausforderung. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Vorzüge der neuen Arbeitsstätte etwaige Bedenken schnell ausräumen werden.

Die da wären?
Ich habe schon einige der Vorzüge des neuen Standorts genannt, etwa die Nähe zum See. Dazu kommen die top modernen, klimatisierten Büro- und Produktionsflächen mit Kaffeeküchen, Verpflegungsstationen und Aufenthaltsräumen. Wir werden ausserdem Flächen für vielerlei Freizeitaktivitäten haben. Und natürlich wird es genügend Parkplätze für alle geben. Die Mitarbeitenden in der Produktion werden sich über die grosszügigen Arbeitsplätze in der neuen Fertigungshalle freuen, die effizientere Prozesse und bessere Logistik ermöglichen.

 

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«Jede grössere Veränderung schafft auch Unsicherheiten.»

Wie viele Ihrer Arbeitnehmer kommen aus der Region?
Die Hälfte unserer Mitarbeitenden wohnt in einem Radius von 10 km um St.Gallen herum, weitere knapp 20 Prozent in einer Entfernung zwischen 10 und 20 km. Der Rest kommt von weiter her, etwa von Wil oder Uzwil, oder sie sind deutsche und österreichische Grenzgänger. Wir wissen das so genau, weil wir zu Beginn der Standortsuche eine Analyse dazu gemacht haben. Die Nähe zu unserem bisherigen Standort war ein wichtiges Kriterium bei der Suche.

Sie spüren den Fachkräftemangel bestimmt auch
Ja, wie jedes andere Unternehmen stellt sich auch für uns die Suche nach Mitarbeitenden etwas schwieriger dar als früher. Mittelfristig wollen wir unsere Produktionskapazität in Goldach verdoppeln und müssen dafür auch den Personalstand erhöhen. Wir sind daher schon jetzt verstärkt auf der Suche nach neuen, fähigen Angestellten.

In welchen Bereichen?
Insbesondere benötigen wir in Zukunft mehr technisch ausgebildete Fachkräfte, wie z.B. Polymechaniker in der Montage, CNC-Maschinenbediener in der Fertigung oder Spezialisten im Qualitätswesen, im Kundendienst und in der Verfahrenstechnik. Und natürlich Ingenieure sowohl für die Software als auch für die Konstruktion. Wir wollen ausserdem verstärkt ausbilden, also suchen wir auch Lehrlinge.

 

«In Zukunft benötigen wir noch mehr technisch ausgebildete Fachkräfte.»

Was tun Sie dafür, neue Mitarbeitende zu gewinnen?
Bei der Jobsuche steht heute vor allem für junge Menschen die sogenannte Work-Life-Balance im Fokus. Ein Unternehmen muss also flexible Arbeitsverträge bieten, die diesem Anspruch gerecht werden. Die Arbeit selbst muss in einem Umfeld stattfinden, das neben der beruflichen Herausforderung auch die Freude am Miteinander beinhaltet. Wir pflegen eine sehr offene, auf ein gutes Miteinander ausgerichtete Unternehmenskultur, das ist uns ausgesprochen wichtig. Gemeinsame Freizeitaktivitäten innerhalb der Belegschaft wie Fussballspiele oder Yoga sind ein gutes Mittel für einen offenen Austausch untereinander und eine gute Vernetzung der Abteilungen.

Worauf kommt es beim Recruiting für Sie an?
Wir kommunizieren die Vorzüge unseres Unternehmens in allen Medien und auf allen Kanälen nach aussen. Das sind zum einen Social Media, aber wir sind auch auf Fachmessen präsent und stellen dort unsere Produkte und unser Unternehmen vor. Wir haben ausserdem ein Prämienprogramm «Mitarbeitende werben Mitarbeitende» aufgelegt. Und: Als Recruiter und Unternehmen müssen wir heute sehr schnell sein, ohne die Qualität des Rekrutierungsprozesses zu gefährden. Die Geschwindigkeit, in der Bewerber heute eine Stelle finden, ist rasant. Da müssen alle Involvierten schnell reagieren.

Recruiting ist das eine, Leute zu behalten, das andere. Welche Massnahmen ergreifen Sie, um die Mitarbeitendenbindung und -motivation zu erhöhen?
Die Grundlage dafür, Mitarbeitende im Unternehmen zu halten, ist die gleiche wie für die Mitarbeitendengewinnung: eine gute Unternehmenskultur, interessante Funktionen, ein spannendes Produkt, nette Kollegen und gute Zusammenarbeit untereinander. Auch Spass und gemeinsame Erlebnisse sind wichtig.

 

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«Digitalisierung und KI werden im HR eine grosse Rolle spielen.»

Wie gehen Sie als HR-Expertin mit Konfliktsituationen am Arbeitsplatz um?
Wir fördern eine konstruktive, zeitnahe Feedbackkultur. Bei Unstimmigkeiten suchen wir daher möglichst schnell das Gespräch mit den Beteiligten, um eine Klärung und Beilegung des Konfliktes zu erreichen.

Besonders junge Leute zu rekrutieren, gestaltet sich heute schwer. Wie gelingt das der Hardinge Kellenberger AG?
Junge Menschen erwarten im Beruf spannende Aufgaben. Viele sind sehr interessiert daran, mit Hightech-Maschinen zu arbeiten, mit verschiedenen Fachspezialisten zusammenzuarbeiten, sich kontinuierlich weiterzubilden und Projekte zum Erfolg zu bringen. Eine gute Durchmischung von Fachdisziplinen, von Jung und Alt, mit verschiedenen Nationalitäten ist die Basis für ein gutes Miteinander. Und ein gemeinsames Ziel verbindet. Wenn man dabei auch noch Spass haben kann, ist das verlockend. All das bieten wir unseren Leuten.

Vor welchen Herausforderungen steht die HR-Branche ausserdem?
Die demografische Entwicklung, d.h. der Umstand, dass mehr Mitarbeitende in Rente gehen, als neue auf den Arbeitsmarkt kommen, sowie die von vielen jungen Menschen bevorzugte Ausbildung auf Gymnasien mit anschliessendem Studium anstelle einer Berufslehre wird den Fachkräftemangel weiter verschärfen. In unserer Branche begegnet man dieser Situation u. a. mit verstärkter Automatisierung geeigneter Bereiche und der Einbindung von KI-basierten Systemen.

Und wo blicken Sie freudig in die Zukunft?
Auch in unserem Bereich werden Digitalisierung und KI in Zukunft eine grosse Rolle spielen. Trotzdem wird hier immer der Mensch im Zentrum bleiben. Wenn uns im HR also KI und allgemeine Digitalisierung die Fleissarbeit der administrativen Aufgaben mehr und mehr abnehmen, werden wir uns noch mehr um die Mitarbeitendenbetreuung und Entwicklung, die Beratung der Vorgesetzten und der Geschäftsleitung konzentrieren und für das Unternehmen einen noch grösseren Mehrwert durch unsere Arbeit schaffen können.

Text: Miryam Koc

Bild: Thomas Hary