Digitale Revolution in der Stickerei-Industrie

Der traditionelle Workflow in der Stickerei-Branche ist alles andere als nachhaltig, er ist sehr Material- und Kosten-intensiv und dauert sehr lange. Wünscht ein Kunde eine Anpassung an einer Stickerei, wird in St.Gallen eine Skizze gemacht, daraufhin werden in China physische Muster gestickt, die dem Kunden geschickt werden oder die direkt in China zu Prototypen verarbeitet werden. So vergehen jeweils mindestens vier Wochen, bis der Kunde ein Produkt in der Hand hat. Wenn es dann wieder Anpassungen gibt, geht das Muster zurück in die Kreation in St.Gallen – und der Kreislauf wiederholt sich.
In den vergangenen zwei Jahren hat Forster Rohner diese Prozesse völlig neu gedacht. Das Unternehmen hat in Zusammenarbeit mit dem auf Bodywear spezialisierten holländischen 3D-Studio HyperCurve eine Software entwickelt, die aus den Koordinaten, welche die Stickmaschinen steuern, eine fotorealistische Abbildung der physischen Stickerei erstellt, ohne dabei ein physisches Muster als Vorlage zu benötigen. Die digitalen Muster können im Gegensatz zur physischen Produktion innert wenigen Stunden fotorealistisch erstellt werden. Dank dieser Technologie kann die Forster Rohner AG ihren Kunden innert kürzester Zeit und mit geringem Aufwand viele Farben und Möglichkeiten präsentieren.
Dieser Arbeitsablauf ist weltweit einzigartig und nicht vergleichbar mit dem Rest der Industrie. Forster Rohner wird dadurch zu einem starken Innovationstreiber der Lingerie-Industrie und konnte bestehende Kundenbeziehungen intensivieren.
Blitzsaubere Böden und schnelle Seilprüfung
Ebenfalls nominiert in der Kategorie «Business» waren die Kemaro AG, Eschlikon, und die Fatzer AG, Romanshorn.
Die Kemaro AG war mit ihrem Hauptprodukt, dem Trockenreinigungsroboter «K900» für den LEADER Digital Award nominiert. Der vollautonome Robo-ter reinigt Industrieböden nachhaltig ohne Chemikalien und Wasser. Zu den digitalen Innovationen zählen die selbst entwickelten IT-Komponenten des Roboters wie die Sensoren zur Hindernis-Erkennung. Durch die autonome Fahrweise – basierend auf künstlicher Intelligenz, Lidar und 3D-Sensor – sparen Unternehmen heute 70 Prozent der Reinigungskosten ein. Lidar steht für «Light Detection and Ranging». Auf diese Weise scannt der Kemaro-Trockenreinigungsroboter seine Umgebung. Lidar erkennt Objekte in unmittelbarer Nähe und weit entfernte Hindernisse. Der «K900» ist ein Vorzeigeprojekt in Zeiten von Industrie 4.0 – automatisiert, intelligent und kostensparend. Coop, Landi, einer der grössten Online-Händler sowie Logistiker zählen heute bereits zu den Kunden des Tech-Unternehmens, das im August 2016 von den drei Ostschweizer Ingenieuren Martin Gadient, Armin Koller und Thomas Oberholzer gegründet wurde. Mit dem «K900» gewann Kemaro im vergangenen Jahr den Swiss Logistics Award.
Das Fatzer-System «TRUscan» ermöglicht es Seilbahnbetreibern, ein Seil bei voller Geschwindig-keit im Betrieb zu prüfen. Die Prüfungen können in festgelegten Intervallen oder manuell am Gerät mit einem Klick ausgelöst werden. Da konventionelle Prüfgeräte Kontakt zum Seil haben, kann mit diesen nur bis 3 m/s ausserhalb des Betriebs mit Stillstandszeiten zum Auf- und Abbau des Geräts geprüft werden. Mit «TRUscan» werden die Messdaten automatisch ausgewertet und die Ergebnisse innerhalb weniger Minuten online zur Verfügung gestellt. Bei manueller Auswertung sind Wartezeiten von mehreren Wochen oder Monaten keine Seltenheit. Die Fatzer AG ist bekannt für qualitativ hochwertige und projektspezifische Seile für Transportseilbahnen und Seilbauwerke. So vertrauen auch Weltrekordbahnen wie die Zugspitzbahn mit dem grössten Gesamthöhenunterschied (1945 m) und dem längsten freien Spannfeld (3213 m) oder die Hon-Thom-Seilbahn in Vietnam, die mit einer Länge von rund 8 km die Insel Phu Quoc mit dem Festland verbindet, auf Seile von Fatzer.