Tübach – Lebensraum und Wirtschaftsstandort

Am digitalen Puls der Zeit

Am digitalen Puls der Zeit
Lea Rutishauser
Lesezeit: 4 Minuten

Lea Rutishauser ist als Gemeinderatsschreiberin verantwortlich für den Aussenauftritt von Tübach. Sie erklärt, warum die Gemeinde schweizweit Vorbildcharakter geniesst, was die Social-Media-Präsenz angeht.

Lea Rutishauser, via tuebach.ch kann man Tübach nicht nur auf Facebook und Instagram, sondern auch auf LinkedIn und YouTube folgen. Auf TikTok sind Sie ebenfalls vertreten. Warum die hohe Präsenz auf Social Media?
Wir haben mit den vielfältigen Informationskanälen die Chance, auch die jüngeren Generationen anzusprechen. Nur wer diese nutzt, erreicht im Jahr 2023 sämtliche Bevölkerungsschichten.

Und was wird am meisten genutzt?
Derzeit liegt Instagram hoch im Trend; die Reichweite von Facebook wird oft unterschätzt. Auf LinkedIn bauen wir uns unsere Community laufend aus. YouTube dient uns mehr als Upload-Kanal. Vergessen wir aber TikTok nicht: Auf dieser Plattform sind wir erst seit Kurzem aktiv und haben noch nicht so viele Follower/-innen, das wird sich aber ändern.

Was gab den Ausschlag in Tübach, verstärkt auch über digitale Kanäle zu kommunizieren?
Ich merkte nach meinem Amtsantritt schnell, dass mit den gewohnten Informationskanälen (Tübach Aktuell, Zeitung, Webseite) nur beschränkt gewirkt werden kann. Da war für mich als junge Gemeinderatsschreiberin die Einführung von Social Media naheliegend. Schlussendlich sind wir als Gemeinde für den Informationsfluss an die Bürger/-innen zuständig. Wir müssen uns dort bewegen, wo sich auch unsere Empfänger/-innen befinden.

 

Wer sich auf Social-Media-Kanälen exponiert, muss mit Gegenwind rechnen. Ist man in Tübach für Shitstorms gewappnet?
Bislang wurden wir glücklicherweise von Shitstorms verschont. Die Befüllung der Social-Media-Kanäle bedingt absolutes Fingerspitzengefühl. Auf einen Shitstorm kann man sich nur vorbereiten, indem man den zu publizierenden Inhalt bereits im Voraus möglichst wenig angreifbar gestaltet. Ansonsten ist es eine politische Auseinandersetzung, die früher mit dem klassischen Leserbrief ausgefochten wurde.

Social-Media-Präsenz ergibt nur Sinn, wenn sie regelmässig bespielt wird. Ein Fulltime-Job, oder?
Es muss «Vollzeit» daran gedacht werden, ja. Social Media kennt kein Wochenende. Es ist aber nicht so, dass das Erarbeiten der Inhalte übermässig viel Zeit in Anspruch nimmt. Social Media «läuft sozusagen mit». Wenn wir spannenden Inhalt haben, dann gehört der auch auf Social Media – egal, an welchem Wochentag.

Auch Ihre Webseite ist stets aktuell und unterscheidet sich dadurch von anderen Gemeindeauftritten.
Die Webseite ist schon lange online; sie erhielt 2021/22 aber ein Make-up. Sie wirkt seither frisch, einladend und strukturiert. Unsere Homepage beschränkt sich aufs Wesentlichste, weckt aber Interesse für mehr. Dafür sorgt unter anderem unser eingebundener Social-Media-Feed. Wir machen die Besucher auch bewusst auf die ergänzenden Informationskanäle aufmerksam. Im Winter 2020/21 starteten wir mit den Sozialen Medien, ein Jahr später mit TikTok. Es ist davon auszugehen, dass aktuelle Plattformen verschwinden und neue dazukommen. Flexibilität ist gefragt!

 

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Tübach ist damit Pionierin; es gibt schweizweit kaum eine Gemeinde vergleichbarer Grösse, die auf SM so aktiv ist. Inwiefern zahlt sich diese Präsenz für Tübach aus?
Ich kann Ihnen ein Beispiel nennen: Frühling 2022, Ukraine-Krise, Flüchtlinge. Tübach wurde als eine der ersten Gemeinden im Kanton damit konfrontiert. Das Sozialamt musste in relativ kurzer Zeit Wohnraum schaffen und für diesen das Notwendigste bereitstellen. Es folgte ein Aufruf über unsere Social-Media-Kanäle. Gesucht wurden Schultheke, Spielsachen, Kleider, Schuhe, Betten etc. – eine lange Liste. Innerhalb von 15 Minuten nach unserem Post waren etliche Gegenstände in mehrfacher Ausführung im Gemeindehaus (und wir sind keine Grossstadt). Das hat uns sehr positiv überrascht. Hätten wir auf die herkömmlichen Informationskanäle gesetzt, wären im Minimum zwei Wochen vergangen. In diesem Sinne können wir von der Schnelllebigkeit der Kanäle zwischendurch auch profitieren.

Viele vergleichbare Gemeinden haben aber keine Präsenz in den Sozialen Medien.
Damit geht aus meiner Sicht der Draht zur jungen Bevölkerung verloren. Fragen Sie mal einen 18-Jährigen, auf Social Media aktiven Jugendlichen, was der Gemeinderat seiner Gemeinde für eine Aufgabe wahrnimmt … Wenn das die Jugendlichen kaum mehr kümmert – da der Informationsfluss fehlt –, wird sich das auf die Exekutiven der Gemeinden niederschlagen. Wir haben auf unsere Tätigkeit aufmerksam zu machen! Denn: Vieles geht alle etwas an, von der 18-jährigen Jungbürgerin bis zum 80-jährigen Senior.

Die altbewährten Informationskanäle dürfen aber auch nicht vernachlässigt werden.
Genau. Denn sonst wirkt sich das Problem des fehlenden Informationsflusses einfach auf die andere Seite aus, d. h. die älteren Generationen. Ein gesunder Mix ist gefragt, der sich mit den vorhandenen Personalressourcen bewerkstelligen lässt. Ich bin überzeugt, dass sich unsere Präsenz in der Zukunft stark auszahlen wird.

 

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Während Corona konnten Sie von den Erfahrungen profitieren; so wurde die Bürgerversammlung 2021 per Livestream abgehalten, an dem rund 200 Personen und damit deutlich mehr als an einer physischen BV teilgenommen haben. Ist die Gemeindeverwaltung auch sonst sehr digital unterwegs?
Es waren sogar knapp 600 Geräte online! Ich lege grossen Wert auf papierloses Arbeiten. Klar gibt es Tätigkeiten, bei denen Papier einfach dazugehört, beispielsweise bei den Bauakten. In unserem Geschäftsverwaltungsprogramm wird aber alles eingescannt. Wir weiten auch unseren Onlineschalter auf der Webseite laufend aus. So können beispielsweise sämtliche Anträge seit kurzer Zeit digital eingereicht werden. Das spart Zeit. Sicher gibt es aber noch Optimierungspotenzial, das wir auf der Verwaltung laufend auszuschöpfen versuchen.

Sie bieten nicht nur einen, sondern vier verschiedene Newsletter an, für die man sich anmelden kann: News, Termine, Entsorgungs-/Abfallkalender und fürs «Tübach aktuell», das Gemeindeblatt, das auch digital erscheint. Schreiben sich nur Tübacher ein oder auch Auswärtige?
Bei den Newslettern News und Tübach aktuell verzeichnen wir auch einen grossen Anteil an auswärtigen Empfängern/-innen. Bei den Terminen und Entsorgungs- und Abfalldaten sind es mehrheitlich Tübacher/-innen.

Was ist noch im digitalen Bereich geplant?
Wer weiss, was uns mit Metaversum etc. noch erwartet … Ich kann Ihnen versichern, dass Tübach am digitalen Puls der Zeit bleibt. Die nötige Flexibilität legen wir an den Tag. Drehen wir die Frage doch um: Was vermissen Sie, liebe Leserinnen und Leser noch? Schreiben Sie mir auf lea.rutishauser@tuebach.ch.

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