Wasserstoff – der Energieträger der Zukunft
Für die Osterwalder AG ist Wasserstoff der Treibstoff für die Zukunft der Mobilität. Aus diesem Grund will das Unternehmen seine Tankstellen langfristig um H2-Zapfsäulen ergänzen und hat unterdessen in St.Gallen an der Oberstrasse und ab Ende Dezember 2021 im Industriegebiet Gossau Wasserstofftankstellen in Betrieb. Warum man bei Osterwalder überzeugt ist vom Potenzial von Wasserstoff und welche Vorteile die geplante Schnellladestation hat, erklärt Martin Osterwalder, Co-CEO der Osterwalder AG, im Interview.
Martin Osterwalder, Sie sind überzeugt davon, dass Wasserstoff das Potenzial hat, einer der wesentlichen Energieträger der Zukunft zu werden. Weshalb?
Wasserstoff ist das meist vorkommende Element in unserem Universum. Weil er sich mittels grünem Strom klimaneutral herstellen lässt und keine Emissionen verursacht, wird diesem Energieträger eine entscheidende Rolle in der Dekarbonisierung der Gesellschaft zukommen. Da der Wasserstoff über eine hohe Energiedichte verfügt und entsprechend grosse Mengen an Energie speichern kann, ist es möglich, die Energie zu dem Zeitpunkt abzurufen, wo sie auch benötigt wird.
Und er kann ohne Netz transportiert werden.
Genau. Dadurch wird ermöglicht, dass die Energie dort der Kundschaft zur Verfügung gestellt werden kann, wo sie danach verlangt und eine sonstige Infrastruktur nicht vorhanden und wirtschaftlich sowie technisch nicht sinnvoll ist.
Seit Juni 2020 betreiben Sie in St.Gallen die erste Wasserstoff-Tankstelle der Ostschweiz. Wie ist die Nachfrage?
Die Wasserstoff-Tankstelle läuft zu unserer Zufriedenheit. Die Nachfrage verhält sich direkt proportional zu der Anzahl Fahrzeuge, die sich auf der Strasse befinden. Für uns sind da die 48 LKW entscheidend, da diese eine grössere Menge an Wasserstoff benötigen als die PKW – und diese auch ständig verfügbar haben müssen.
Wie genau funktioniert denn Wasserstoff als Antriebsart für Fahrzeuge?
Der Wasserstoff wird mittels Überströmen aus der Tankstelle in die Tanks des Fahrzeuges gefüllt. Von dort fliesst der Wasserstoff in eine Brennstoffzelle, wobei er mit dem Sauerstoff aus der Umgebungsluft reagiert, wodurch elektrischer Strom entsteht. Mit diesem Strom wird der Elektromotor im Fahrzeug angetrieben oder es wird die Batterie geladen. Die chemische Reaktion aus Sauerstoff und Wasserstoff generiert als einziges Abfallprodukt Wasserdampf, der für die Umwelt unbedenklich ist. Auch verfügt das Wasserstofffahrzeug über ein System der Energierückgewinnung, das ebenfalls die Batterie speist.
Im Oktober nehmen Sie den Testbetrieb für einen mobilen Schnelllader für Batterie-Elektrofahrzeuge auf, der auf Wasserstoffbasis läuft. Wie genau funktioniert dieser?
Der Schnelllader wurde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern entwickelt und funktioniert mittels einer stationären Brennstoffzelle. Diese stellt mittels der umgekehrten Elektrolyse von grünem Wasserstoff Strom her, der netzunabhängig die Schnelllader speist. Das Anschliessen respektive Aufladen der Fahrzeuge funktioniert identisch wie bei jeder anderen Schellladestation.
Welche Vorteile hat dieser Schnellader gegenüber herkömmlichen Ladestationen?
Ein entscheidender Vorteil ist, dass der Schnelllader nicht an das lokale Stromnetz angeschlossen ist und dadurch in diesem keine Spitzen an Belastung verursacht. Die lokale Strominfrastruktur wird also geschont und es kann dennoch eine Schnellladung stattfinden. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Schnelllader immer dort eingesetzt werden kann, wo die Kundschaft die Energie benötigt, etwa im Skigebiet im Winter oder am See im Sommer. Dabei benötigt ein solches System keine lokale Infrastruktur und kann auch an Orten aufgestellt werden, wo keine solche Infrastruktur gebaut werden kann.
Der Test läuft ein Jahr. Was passiert danach?
Aktuell werden Produktionspartner gesucht, um die Ladestation mit Wasserstoff als Energiespeicher in Serie herzustellen. Bei erfolgreichem Test werden diese Stationen entsprechend in Serie produziert und dort zum Einsatz kommen, wo der Kunde Energie respektive Schnellladekapazität nachfragt.