Immopuls 2025

«Architektur muss Identität vermitteln»

«Architektur muss Identität vermitteln»
Carlos Martinez
Lesezeit: 4 Minuten

Carlos Martinez setzt mit Projekten wie dem Schulhaus «La Nave» in Buchs und dem Lehmbau «Haus der Freunde» neue Massstäbe in der Ostschweizer Architektur. Seine Werke verbinden Funktionalität mit Ästhetik und Nachhaltigkeit. Für den Zauberhut im Kinderzoo Knie und das Headquarter von Kellenberger wurde er 2024 mit renommierten Architekturpreisen ausgezeichnet.

Das Schulhaus La Nave ist weit mehr als ein Ort des Lernens. Die Architektur fördert Begegnung und Kommunikation, indem die räumliche Struktur ein ständiges Miteinander ermöglicht. «Wie ein DNA-Strang erschliesst die helixartige Struktur die innere Höhe des Gebäudes und führt mit zweigeschossigen Lernbereichen von einer Ebene zur nächsten», beschreibt Martinez. Dabei liegt der Fokus auf kindergerechten Räumen, die Raum für Entfaltung bieten. Vorschulkinder haben ihre eigene Wurzelstufe, darüber befinden sich die Primar- und Oberstufenklassen, während zwei gedeckte Dachterrassen zusätzliche Lernorte schaffen.

Schulhaus La Nave, Buchs
Schulhaus La Nave, Buchs

Architektur als Ausdruck der Philosophie

«Die Philosophie der Schule muss im Ausdruck des Gebäudes spürbar sein», betont Martinez. Besonders augenfällig wird das bei der Fassade: Die Holzschindeln sind alle unterschiedlich geformt. «Sie repräsentieren die Kinder – jede und jeder ist einzigartig. Es gibt keine Norm.» Diese spielerische, freie Gestaltung unterstreicht die Identität des Schulhauses und schafft einen inspirierenden Lernort. Die offene Struktur des Gebäudes fördert den Austausch und schafft eine dynamische Lernumgebung. Die architektonische Gestaltung unterstützt zudem das pädagogische Konzept der Schule, das auf Interaktion und Eigenverantwortung setzt.

Martinez hebt hervor, dass Architektur nicht nur funktionale Hüllen schafft, sondern auch eine Atmosphäre, die das Lernen beeinflusst. «Räume müssen Emotionen wecken und Identität stiften. Ein Schulhaus ist nicht nur ein Gebäude, sondern ein Ort, an dem Kinder ihre Zukunft gestalten.»

Auch die Farb- und Materialwahl spielt eine zentrale Rolle. Natürliche Materialien und offene, helle Räume tragen zu einer angenehmen Lernatmosphäre bei. Der Einsatz von Glasflächen verstärkt den offenen Charakter des Gebäudes und sorgt für eine natürliche Lichtführung. Martinez ist überzeugt: «Licht und Transparenz sind essenziell für eine inspirierende Lernumgebung.»

Sägewies in Heiden  ASGA Schmuck  
Lehmbau, Haus der Freunde
Lehmbau, Haus der Freunde

Nachhaltigkeit im Fokus: Das Haus der Freunde

Auch beim Haus der Freunde in Buchs setzte Martinez auf eine unkonventionelle Bauweise. «Wir haben uns bewusst entschieden, Lehm als Hauptbaumaterial einzusetzen, um seine Akzeptanz zu fördern», erklärt er. Das Wohnhaus ist ein Pilotprojekt, das zeigt, dass Lehm auch in einem Mietshaus funktioniert. Die Stampflehmfassade ist lebendig und entwickelt sich mit der Zeit weiter, bleibt dabei aber in ihrer Substanz unverändert. Ergänzt durch recycelten Beton und Holz entstand ein nachhaltiges Projekt, das auf Kunststoffe verzichtet und ein Zeichen für zukunftsfähiges Bauen setzt.

Die besondere Herausforderung bestand darin, ein traditionelles Baumaterial wie Lehm mit den Anforderungen der modernen Architektur zu verbinden. «Wir haben uns für vorgefertigte Lehmplatten entschieden, die vor Ort eingebaut wurden, um die thermischen Eigenschaften zu optimieren und eine langlebige Fassade zu schaffen», sagt Martinez. Das Ergebnis ist ein Gebäude, das nicht nur ökologisch vorbildlich ist, sondern auch eine besondere Wohnqualität bietet. «Lehm reguliert das Raumklima auf natürliche Weise und schafft eine unvergleichliche Atmosphäre», berichtet er. Die Bewohner des Hauses schätzen das angenehme Raumgefühl und die natürliche Wärme, die das Material ausstrahlt.

Zwei Preise für herausragende Architektur

Mit dem «Zauberhut» im Kinderzoo Knie in Rapperswil hat Carlos Martinez 2024 den DNA Design Award gewonnen. «Der Zauberhut ist eine begehbare Skulptur, die von aussen identitätsstiftend für den Zoo wirkt», sagt er. Die Struktur aus Metall und Holz erzeugt eine magische Atmosphäre und sorgt für eine beeindruckende Akustik. Die freitragende Konstruktion schafft einen offenen Raum ohne störende Stützen, was den flexiblen Einsatz des Gebäudes für verschiedene Veranstaltungen ermöglicht. Die Gestaltung orientiert sich an der Welt des Zirkus und spielt mit Licht und Schatten, um den Besuchern ein immersives Erlebnis zu bieten.

Ebenfalls preisgekrönt wurde das Headquarter von Kellenberger in Goldach. Martinez beschreibt das Gebäude als eine perfekte Verbindung von Industriearchitektur und Corporate Identity: «Es ist wie eine Maschine, die perfekt funktioniert und gleichzeitig durch feine Details ästhetisch überzeugt.» Der Iconic Award 2024 in der Kategorie Innovative Architektur bestätigt diesen Anspruch. Besondere Beachtung fand die durchdachte Materialwahl, die auf eine nachhaltige Bauweise setzt. Die Kombination aus industriellen Elementen und hochwertigen Oberflächen schafft eine harmonische Einheit, die sowohl funktional als auch visuell beeindruckt. Die klare Linienführung und die optimierte Nutzung des Tageslichts unterstreichen den modernen Charakter des Gebäudes und machen es zu einem Vorbild für zukünftige Industriearchitekturen.

Auch interessant

Ostschweizer Immobilienmarkt 2025: Stabilität trotz Herausforderungen
Immopuls 2025

Ostschweizer Immobilienmarkt 2025: Stabilität trotz Herausforderungen

«Ortsnahe Wohnungen sichern Lebensqualität im Alter»
Immopuls 2025

«Ortsnahe Wohnungen sichern Lebensqualität im Alter»

«Wer klug und nachhaltig baut, gewinnt»
Immopuls 2025

«Wer klug und nachhaltig baut, gewinnt»

Zauberhut, Kinderzoo Knie
Zauberhut, Kinderzoo Knie

Inspiration und Zukunft

Woher nimmt der Architekt seine Ideen? «Die Inspiration kommt immer beim Arbeiten», erklärt Martinez. «Man muss zu den richtigen Fragen spezielle Antworten entwickeln.» Nachhaltigkeit wird dabei eine immer grössere Rolle spielen. In Zukunft möchte er verstärkt auf Materialien wie Textilbeton und 3D-gedruckte Bauteile setzen.

Auch wenn Preise eine Bestätigung der Arbeit sind, steht für ihn ein anderes Ziel im Vordergrund: «Das Wichtigste ist, für die Nutzer das Beste zu schaffen, zu einem fairen Preis.» Seine Bauten sind Ausdruck dieser Philosophie und beweisen, dass innovative Architektur mehr ist als Form und Funktion – sie ist ein Erlebnis.

Auch interessant

Raumordnung: Riesige Elefanten im Raum
Immopuls 2025

Raumordnung: Riesige Elefanten im Raum

Tiefere Preise sind kaum zu erwarten
Immopuls 2025

Tiefere Preise sind kaum zu erwarten

Der INTEGRA Campus: Flexibilität und Innovation im Fokus
INTEGRA Biosciences Campus

Der INTEGRA Campus: Flexibilität und Innovation im Fokus