«Den Anschluss an die Politik behalten»
René Steiner, wann sind Sie das letzte Mal am Steuer eines LKW gesessen?
Als ich das letzte Mal meine Fahrerkarte in den Tacho gesteckt habe, war ich überrascht, welches Datum mir als letzte Fahrt angezeigt wurde: Es war schon fast zwei Monate her. Aufgrund der Betriebsgrösse komme ich immer seltener zum Fahren, springe aber zwischendurch immer noch ein, wenn starke Spitzen im Auftragsvolumen eintreten.
In vielen Branchen wird händeringend nach Fachkräften gesucht. Wie sieht das in der Nutzfahrzeugbranche aus und was unternimmt die ASTAG, um genügend Nachwuchs zu finden?
Die ASTAG und ihre Mitglieder unternehmen sehr viel, um genügend und gut ausgebildete Fachkräfte zu rekrutieren. Nebst Lernenden werden sehr häufig Quereinsteiger ausgebildet. Auch in Zusammenarbeit mit regionalen Arbeitsvermittlungen, mit der IV und mit der Unterstützung von Flüchtlingen wird sehr viel unternommen, um Menschen in den Arbeitsprozess zu integrieren.
Die ASTAG hat kürzlich die Aktion «we go green» lanciert, für noch mehr Branchen-Engagement beim Klimaschutz. Wie sauber sind eigentlich LKW, die heute in der Schweiz unterwegs sind?
Schweizer Unternehmen sind sehr innovativ, was alternative Antriebskonzepte angeht. Ebenfalls wird laufend in neue und damit umweltfreundlichere Dieselfahrzeuge investiert, welche bereits sehr sauber sind. Aber nicht nur bei den Antriebstechnologien können in der Logistik Fortschritte erzielt werden, auch beim Fahrzeugeinsatz, bei der Tourenplanung sowie bei der Gebäudetechnik gibt es Potenzial. Das Programm «we go green» zielt darauf ab, dass Unternehmen in eigener Verantwortung sinnvolle Massnahmen treffen, um ihren ökologischen Fussabdruck zu verringern.
Was sagen Sie jenen, die LKW trotz allem immer noch als Dreckschleudern bezeichnen?
Unsere ASTAG-Mitglieder sind sich sehr wohl bewusst, dass wir einen Beitrag zum Klimaschutz leisten müssen. Dies entnehme ich Gesprächen, welche ich mit Mitgliedern geführt habe. Notwendig sind jedoch pragmatische Lösungen, umsetzbare Konzepte und im Alltag funktionierende Technologien. Leute, die Lastwagen als Dreckschleudern bezeichnen, verkennen die Anstrengungen unserer Branche, welche in den letzten Jahren unternommen wurden. Dies ist etwas enttäuschend, da die ASTAG-Mitglieder auch während der Pandemie gezeigt haben, dass der Strassentransport und damit auch die Lastwagen unverzichtbar sind.
Welche Ziele haben Sie sich als neuer Präsident der ASTAG Ostschweiz gesetzt?
Martin Lörtscher übergibt mir eine Sektion und einen Vorstand, die sehr gut organisiert sind. Wichtig ist, dass wir die Arbeit weiterführen, den Mitgliedern die Vorteile der ASTAG-Zugehörigkeit aufzeigen und den Anschluss an die Politik behalten.
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Wo sehen Sie in der Ostschweiz aktuell und in Zukunft verkehrspolitischen Handlungsbedarf?
Leider wird zurzeit in Kantonen unserer Sektion sehr viel unternommen, um die Leistungsfähigkeit der Strassen durch Tempo-30-Zonen, Hindernisse und schmalere Strassen sowie Verzögerungen von Ausbauprojekten zu reduzieren. Dies führt unweigerlich zu einem Produktionsverlust und damit zu Kostensteigerungen. Gerade hier müssen wir versuchen, dass alle Verkehrsteilnehmer als Stakeholder im System angesehen und nicht einzelne übermässig bevorzugt werden.
Zum Schluss: Was machen Sie, wenn Sie nicht ein Unternehmen leiten, LKW fahren oder für die ASTAG im Einsatz sind? Viel Zeit dürfte vermutlich nicht bleiben, oder?
Die Freizeit wurde in den letzten Jahren tatsächlich etwas reduziert. Dies wird sich wahrscheinlich durch mein neues Amt ebenfalls nicht verändern. Wichtig ist mir, dass mir die Aufgaben im Präsidentenamt und in meinem Unternehmen Spass machen. Ansonsten gehe ich gerne mit meiner Partnerin auf Reisen, im Sommer wandern und im Winter Ski fahren.