Innovationskraft der Unternehmen im Fokus
Lukas Schmid, wie gehen Sie und Ihr Team vor, um die Innovationskraft der Unternehmen zu fördern?
Beispielsweise, indem wir anlässlich von Impulsreferaten und Innovationswerkstätten einerseits aktuelle Themen und Technologien thematisieren und andererseits Methoden zur Entwicklung von Innovationen vermitteln.
Das heisst konkret?
Durch gezielte Inputs und Workshops werden Unternehmen die Möglichkeiten aufgezeigt, wie Innovation unternehmensintern entsteht und durch eine betriebseigene Innovationskultur und Methodik gezielt nachhaltig gefördert werden kann. Die entsprechenden Beiträge inspirieren die Unternehmen zu neuen Ideen und befähigen sie, erste Schritte zur erfolgreichen Entwicklung von Innovationen zu gehen. Darüber hinaus hat sich rund um diese Veranstaltungen ein Netzwerk von Innovationsinteressierten gebildet, die sich über die jeweilige Unternehmensgrenze hinweg austauschen und gegenseitig unterstützen.
Welche Ihrer Dienstleistungen sind derzeit am gefragtesten?
Eine Thematik, die aktuell häufig an uns herangetragen wird, ist die Kreislauffähigkeit von Produkten und Geschäftsmodellen. Eine Bestrebung vieler Unternehmen, die zukünftig wohl noch viel relevanter wird. Unsere partizipativen Methoden eignen sich allerdings nicht nur für die Entwicklung von Innovationen, sondern kommen auch zum Einsatz zur Etablierung einer Innovationskultur oder der Identifizierung von Unternehmenswerten. Gerade Letzteres scheint ein Bedürfnis vieler Unternehmen und Institutionen in der Post-Corona-Zeit zu sein.
Wie wichtig sind Anlässe wie der Technologietag in diesem Zusammenhang?
Der Technologietag hat im Unterschied zu den dezentral und eher im kleineren Rahmen durchgeführten Referaten und Workshops eine viel grössere Ausstrahlungskraft und Reichweite. So kommen an einem Tag unterschiedlichste Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulen, Unternehmen und anderen Organisationen zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsam zu debattieren. Diese Perspektivenvielfalt verhilft den Unternehmen, die eigene Weltanschauung kritisch zu reflektieren und sich gegebenenfalls gemeinsam mit anderen auf neue Expeditionen einzulassen.
Im IDEE beschäftigen Sie sich u. a. mit der Fragestellung, was Unternehmen, Organisationen, Gesellschaften und Individuen dazu befähigt, kontinuierlich Innovationen hervorzubringen. Was befähigt denn die eben Genannten in der Ostschweiz?
Die Fähigkeit eines Unternehmens, kontinuierlich Innovationen zu ermöglichen, kann über Wettbewerbsvorteile, Marktdifferenzierung und infolgedessen über das langfristige Bestehen von Unternehmen entscheiden. Aus unserer Sicht liegt der Schlüssel darin, sich nicht nur stetig verbessern zu wollen, sondern sich immer wieder die Frage zu erlauben, ob etwas auch nicht ganz anders gemacht werden kann.
Das Motto lautet also: Überholte Denkmuster durchbrechen und Neues ganzheitlich entwickeln. Von welchen Denkmustern sollten sich Unternehmen besser verabschieden und was passiert, wenn sie es nicht tun?
Wer Jahre oder gar Jahrzehnte im selben Unternehmen agiert, eignet sich zwangsläufig Spezialistenwissen an. Spezialisten zeichnen sich aber dadurch aus, dass sie in erster Linie wissen, was nicht funktioniert. Für bahnbrechende Innovationen ist es jedoch notwendig, sich das Undenkbare vorzustellen und sich von gedanklichen Einschränkungen zu befreien. Ansonsten laufen wir Gefahr, uns nur schrittweise zu verbessern und eines Tages von einer radikalen Innovationsleistung aus dem Markt gedrängt zu werden. Insofern sollten Unternehmen die Annahmen hinter ihren Wertversprechen und Geschäftsmodellen immer wieder kritisch und möglichst unvoreingenommen reflektieren.
Wie innovativ ist die Ostschweiz im Vergleich zu anderen Regionen der Schweiz oder sogar mit dem Ausland?
Die Ostschweizer Wirtschaft ist stark exportorientiert. Entsprechend haben vergangene Krisen wie der Frankenschock oder die Corona-Pandemie die Unternehmen gelehrt, ihre Widerstands- und Anpassungsfähigkeit zu trainieren. So schätzen sich gemäss der jüngsten Umfrage eines WTT-Praxisprojekts Ostschweizer Unternehmen auch als mehrheitlich innovativ ein; und es zeigte sich, dass sich hiesige Unternehmen schneller vom coronabedingten Konjunktureinbruch erholten, verglichen mit der Gesamtschweiz. Dies deutet zumindest darauf hin, dass wir in der Ostschweiz unsere Hausaufgaben im Hinblick auf die Innovationsfähigkeit gemacht haben. Ob wir tatsächlich besser dastehen als der Rest der Schweiz oder gar im Vergleich zum Ausland lässt sich damit allerdings noch nicht belegen.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: Marlies Thurnheer