RLC früher, heute und morgen
Titus Ladner, Sie sind seit 1992 in der Geschäftsleitung der Rausch Ladner Cleirici AG und haben 1999 die Leitung der Firma von Ihrem Vater und seinem Partner Ruedi Rausch übernommen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Das erste Mal offiziell über die Nachfolgeregelung gesprochen wurde 1992 an einer GL-Sitzung mit gerade mal drei Traktanden: Finanzen, Personelles und eben die Nachfolgeregelung. Danach erhielten wir von Experten einer Unternehmensberatung eine kurze Schulung zum Thema Unternehmensführung. Das war’s dann eigentlich schon an Vorbereitung.
Und was haben Sie bei dieser doch sehr kurzen Schulung mit auf den Weg bekommen?
Erst gab’s Kaffee und Gipfeli … (lacht) und danach einen kleinen Vortrag. Von uns hatte damals keiner eine betriebswirtschaftliche Ausbildung, auch die Gründer nicht. Dieser Tag stellte den Beginn der Übergabe an die 2. Generation dar. Unter anderem resultierte daraus eine interne Abmachung, dass GL-Mitglieder mit 65 Jahren aus der GL ausscheiden müssen. Bei Ruedi Rausch war das 1999 der Fall. Meinem Vater fiel der Abschied vom Büro nicht so einfach und er benötigte dafür länger.
Wie hat sich das bemerkbar gemacht?
Mein Vater hat jahrelang mit viel Herzblut für RLC gearbeitet und gelebt. Dann begann die digitale Transformation, in einer Zeit wohlgemerkt, in der nur schon die Anschaffung eines Faxgeräts ziemlich viel Unruhe auslöste (lacht). Diese Veränderungen benötigten insbesondere von der älteren Generation den Mut, Altbewährtes loszulassen und die Bereitschaft, Investitionen zu tätigen. Die Einführung von CAD-Computern war ein Meilenstein für RLC.
Was haben Sie als neuer RLC-Chef damals als erstes reorganisiert oder geändert?
Neben der Neustrukturierung der Organisation war das die Digitalisierung bzw. die Anschaffung von Computern und die Einführung von CAD. Das hat damals extrem viel Veränderung mit sich gebracht – auch in der Einstellung und Denkweise der Mitarbeitenden, die sich bis dahin gewohnt waren, auf Papier zu skizzieren, zu entwerfen und zu planen. Die meisten haben schnell gemerkt, dass man damit wesentlich schneller und effizienter arbeiten kann. Gestartet sind wir mit einer einzigen CAD-Anlage für 70 000 Franken.
Sie feiern in diesem Jahr 60 Jahre RLC. Welche Bedeutung hat dieses Jubiläum für Sie?
Für mich ist das keineswegs selbstverständlich. Schon das 50-Jahr-Jubiläum war ein absoluter Höhepunkt und es war eine riesengrosse Befriedigung, dass wir das zusammen feiern konnten. Zum 60. möchten wir uns vor allem unserem motivierten Team danken. Und es ist der richtige Zeitpunkt, den Wechsel zur 3. Generation vorzubereiten und in den kommenden Jahren zu begleiten
Stephan Rausch, auch Ihr Vater war Gründungsmitglied der RLC. Sie selber sind aber erst seit 2009 dabei. Warum sind Sie nicht schon früher ins Familien-Business eingestiegen?
Ich hatte in dieser Zeit gerade mein Studium an der ETH abgeschlossen und wollte zuerst etwas externe Erfahrungen sammeln. Es gibt Leute wie Titus, die mit 28 und ohne Berufserfahrung ins kalte Wasser springen möchten und plötzlich Chef von 50 Angestellten sein können. Für mich war das nicht der richtige Weg und deshalb liess ich lange Zeit offen, ob ich überhaupt jemals zu RLC stossen würde. Geplant war es damals jedenfalls nicht.
Was war stattessen geplant?
Mein Weg führte mich zuerst in den Generalunternehmer-Bereich. Das ist vielleicht etwas untypisch für einen Architekten, aber ich konnte dabei sehr viel Erfahrung sammeln. Vor allem sah ich in dieser Zeit das Architekturgeschäft auch aus Kundensicht. 2004 kam dann die Frage auf, ob ich bei RLC in den Verwaltungsrat einsteigen wolle, was ich dann auch gemacht habe. So kam ich dem Büro wieder etwas näher.
Und wann und warum haben Sie sich dann doch für den Einstieg bei RLC entschieden?
Definitiv operativ eingestiegen bin ich im August 2009. Für mich war damals klar, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel ist, damit ich sicher noch 20 Jahre lang in einem Architekturbüro arbeiten kann. Rückblickend war der Entscheid richtig, vom eher technisch nüchternen GU-Business in die Architektur gewechselt zu haben.
Was ist das «Geheimnis des Erfolgs» von RLC?
Die RLC AG versteht sich bis heute als eine Dienstleisterin, die die Kundenbedürfnisse sehr ernst nimmt, auf sie eingeht und eine seriöse Dienstleistung bietet. Bauen ist für viele Bauherren oftmals ein neues und unbekanntes Terrain, wo weitsichtige Entscheidungen nötig und zahlreiche Reglemente zu berücksichtigen sind. Im Weiteren ist das Bauen meist mit hohen Investitionen verbunden. Da braucht es Vertrauen und einen seriösen Planungspartner, der sich nicht selber verwirklichen will, sondern die Wünsche und Bedürfnisse seiner Kunden versteht und ernst nimmt. Wir haben uns von Anfang an auf dieser Schiene positioniert bzw. profiliert. Dass wir damit richtig liegen, zeigen die vielen Kunden, die regelmässig mit uns zusammen bauen und deren bauliche Weiterentwicklung wir begleiten dürfen.
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Auf welche Projekte Sie besonders stolz?
Ohne andere Projekte schmälern zu wollen: Aber The Circle am Flughafen Zürich war ein Projekt in einer ganz neuen Dimension wie wir das bis anhin kannten. Aus meiner Sicht ein Meilenstein für RLC. Aber auch das Drehrestaurant, die Masterplanung der SFS intec AG und viele mehr. Die Realisierung des Rhein- und Pizolparks in den 1970er Jahren gehören da auch dazu oder aktuell auch die Renovation des Einkaufszentrums Volkiland möchte ich hervorheben. Heute dürfen wir renovieren, was die vorherige Generation geschaffen hat. Auch das spricht für unser Know-how und das Vertrauen unserer Bauherren.
Und nun übernimmt bei RLC langsam aber sicher die nächste Generation das Ruder. Was haben Sie ihr als erfahrener Fachmann mit auf den Weg gegeben?
Berufs- und fachspezifische Tipps muss man diesen Leuten nicht mit auf den Weg geben, die sind selber hervorragend und zeitgemäss ausgebildet. Wir können ihnen aber zeigen, wie man ein solches Unternehmen leitet und die zwei mit unserer Erfahrung dabei unterstützen.
Das heisst konkret?
Dass man sich als Mitglied der Unternehmensleitung beispielsweise immer bewusst sein muss, dass man nicht alles planen kann und deshalb Flexibilität gefordert ist. Und, dass man den Kopf nicht verlieren sollte, wenn mal etwas nicht ganz nach Plan läuft. Zum Beispiel, wenn Projekte zurückgestellt werden oder grössere Änderungen erfahren, sei es durch die Bauherrschaft oder aufgrund von externen Einflüssen.
Reto Brunner, sie gehören zusammen mit Michael Gnädinger zur 3. RLC-Generation. Welche Ratschläge der 2. Generation waren für Sie bislang am wertvollsten?
Generell sind alle Tipps, die wir von Titus und Stephan erhalten, sehr wertvoll. Ebenso wertvoll ist, dass die 2. Generation aktiv mithilft, uns im Unternehmen zu installieren und so einen reibungslosen Übergang sicherstellt. Besonders freut mich, dass wir bereits heute grosse Freiheiten geniessen. Und auch wenn es Dinge gibt, die beide Herren vermutlich anders machen würden, stehen sie dennoch voll und ganz hinter uns.
Was sind Ihre persönlichen Pläne für das Unternehmen? Was möchten Sie erreichen?
Für mich gibt es drei Schwerpunkte. Der erste ist die Digitalisierung. Die Herausforderung in diesem Bereich ist, dass man zwischen kurzfristigen Trends und langfristigen Tendenzen unterscheiden muss. Nicht zuletzt, weil Investitionen in die ICT in der Regel sehr kostenintensiv sind. Der zweite Punkt ist das Team. Wir wollen unsere Mitarbeitenden in ihrer beruflichen Weiterentwicklung fördern und vermehrt in die Verantwortung einbeziehen. Wir sind in der glücklichen Situation, talentierte und ambitionierte Mitarbeiter in den eigenen Reihen zu haben.
Und der dritte Punkt?
Das ist die Akquisition neuer Kunden und Aufträge – gerade auch jetzt in diesem eher unsicheren und volatilen Marktumfeld.
Wie macht sich die digitale Transformation in ihrer Branche bemerkbar?
Einerseits durch neue Software und Produkte, die auf den Markt kommen und die Arbeit effizienter machen, wie beispielsweise Tools im Zeichnungs- oder Protokollierungsbereich. Wichtig ist dabei, dass man die Mitarbeiter in diesen Prozess einbezieht – sie fördert und entsprechend schult. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Jungen hier etwas offener sind, die wachsen damit auf.
Anderseits gibt es eine generelle Beschleunigung des Arbeits- und Planungsprozesses. Das heisst, eine noch intensivere Kollaboration zwischen Planung und Ausführung ist gefordert. Dafür müssen wir uns alle weiter fit machen.
Michael Gnädinger, ist das Unternehmen gerüstet für die Herausforderungen, die da kommen werden in den nächsten Jahren?
Absolut. Wir sehen auch Punkte, an denen auch wir uns noch fitter machen «müssen». Das ist eine permanente Entwicklung, wir wachsen an jeder Aufgabe und Stillstand ist keine Option. Es geht nicht nur um den digitalen Wandel, sondern auch darum, bewährte Prozesse und Werte beizubehalten und den Wissenstransfer im Unternehmen sicherzustellen. Als Beispiel; RLC pflegt seit der Gründung eine Abteilung für historische Bauten, das dort vorhandene Wissen finden Sie in keinem Lehrbuch oder Onlineverzeichnis.
Was soll beispielsweise beibehalten werden?
Eine aktuelle Mitarbeiter-Umfrage zeigt, dass unsere Unternehmenskultur als teamfähig und hilfsbereit wahrgenommen wird. Das ist für mich ein sehr wichtiger Punkt, den wir bewahren müssen. Bei RLC stand und steht das Team immer im Mittelpunkt. Das wollen auch Reto und ich in Zukunft hochhalten. Auch wenn die aktuelle Situation dies nicht gerade vereinfacht.
Beispielsweise, indem man sie bei ihrer täglichen Arbeit bestmöglichst unterstützt …
Genau. So sind alle unsere Mitarbeiter mit mobilen Arbeitsgeräten ausgerüstet, die es ihnen ermöglichen, von unterschiedlichen Orten zu arbeiten Wir sind überzeugt davon, dass das Flex Office die Zukunft ist, und wir möchten gemeinsam mit unserem Team unternehmens- und projektverträgliche Lösungen entwickeln und optimale Arbeitsumgebung für alle Beteiligten schaffen.
Was machen Sie noch alles für Ihre Mitarbeiter?
Wir investieren viel in die Weiterbildung unserer Leute, beteiligen uns an den Kosten und stellen ihnen Arbeitszeit dafür zur Verfügung. Dank unseres Weiterbildungsangebots verfügen wir nun in den Büros in Winterthur und Rheineck beispielsweise über ausgewiesene Brandschutzexperten. Nur eines der Themen, die in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden ist.
Mit Ihnen als Geschäftsleiter der RLC Architekten AG Winterthur bietet RLC seit 2011 seine Dienstleistungen auch in Zürich und Umgebung an. Warum wurde erst so spät in diese wirtschaftlich interessante Region expandiert?
Eine gute Frage, die ich direkt an Titus Ladner und Stephan Rausch weitergebe.
Titus Ladner: Die Diskussion kam damals mehr oder weniger per Zufall auf. An einer VR-Sitzung haben wir darüber gesprochen, dass ein Architekturbüro in Winterthur (damals omg + partner architekten) eine Nachfolgeregelung sucht. Wir haben spontan angerufen und es gab einen Kontakt. Und so ist das gewachsen.
Stephan Rausch: Ganz so zufällig, war es dann doch nicht (schmunzelt). Wir haben im Verwaltungsrat immer wieder über die Erweiterung des Marktgebietes und weitere Bürostandorte diskutiert. Nicht zuletzt, weil wir in der Ostschweiz bereits eine gute Kundschaft und Marktdurchdringung hatten und grosses Potential in der Erweiterung des Tätigkeitsgebietes gesehen haben. Dass wir von der Nachfolgeregelung des Architekturbüros in Winterthur erfuhren, war dann aber wirklich Zufall.
Wie wollen Sie, Michael Gnädinger und Reto Brunner die Erfolgsgeschichte von RLC weiterschreiben?
Wir wollen unsere Unternehmensstruktur auf zukünftige Herausforderungen ausrichten. Konkret heisst das, dass Reto und ich mehr Verantwortung auf die Mitarbeiter übertragen wollen. Das Gute daran ist, dass wir dafür in allen Alterskategorien fähige und motivierte Leute im Team haben. So haben wir beispielsweise kürzlich die Stelle eines CDO (Chief Digital Officer) geschaffen. Auch hier konnten wir auf einen langjährigen Mitarbeiter zurückgreifen. Und last, but not least wollen wir mit den Standorten weiter zusammenwachsen. Da hilft uns die Digitalisierung – und der neue CDO – sicherlich auch.
Wo sehen Sie das Unternehmen in den nächsten fünf Jahren?
Wir wollen weiterhin eines der führenden Architekturbüros in der Region und ein attraktiver wie auch fortschrittlicher Arbeitgeber sein.