Zwischen Wachstum und Hürden
Daniel Fässler beobachtet, dass der Trend zur Umnutzung von Bestandsgebäuden in der Ostschweiz immer stärker wird. Aufgrund des knappen Baulands werden alte Industrieflächen zunehmend in Wohn- und Geschäftsviertel umgewandelt. «Das knappe Bauland zwingt uns, kreativ zu werden und bestehende Flächen neu zu denken.» Diese Umnutzungen seien nicht nur eine Antwort auf die Bodenknappheit, sondern auch eine Möglichkeit, den urbanen Raum nachhaltiger und vielfältiger zu gestalten. Gemischt genutzte Areale, umweltfreundliches Bauen und die Integration von Grünflächen gewinnen laut Fässler immer mehr an Bedeutung. «Unsere Projekte müssen nicht nur den heutigen Anforderungen genügen, sondern auch zukunftsorientiert geplant werden, damit sie langfristig Bestand haben.»
Peter Mettler sieht im Bereich gewerbliche und industrielle Projektentwicklung ebenfalls Herausforderungen. «Die Anforderungen an die Flächen sind in den letzten Jahren stark gestiegen.» Insbesondere die Notwendigkeit, flexibel nutzbare und gut erschlossene Flächen zu schaffen, habe zugenommen. Gleichzeitig hat sich die Vorlaufszeit, also die Zeit von der Entscheidung bis zur Nutzung, drastisch verkürzt. «Es wird immer schwieriger, passende Flächen zu finden, die den hohen Anforderungen gerecht werden», erklärt Mettler und folgert, dass die Suche nach geeigneten Standorten eine der grössten Hürden darstelle.
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz als zentrale Themen
Beide Experten sind sich einig, dass Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zentrale Themen in der heutigen Projektentwicklung sind. Fässler hebt hervor, dass in der Schweiz strenge Standards wie Minergie und der SNBS (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz) gelten, die bei jedem Projekt berücksichtigt werden müssen. «Unsere Aufgabe ist es sicherzustellen, dass Projekte diese Standards nicht nur erfüllen, sondern möglichst übertreffen.» Dies betreffe nicht nur die ökologische Dimension, sondern auch soziale Aspekte wie faire Arbeitsbedingungen und die Einbeziehung der Gemeinschaft. «Unsere Kunden schätzen es sehr, wenn wir Nachhaltigkeit in all ihren Facetten in unsere Projekte integrieren.»
Mettler sieht das ähnlich und stellt fest, dass sich diese Anforderungen in den letzten Jahren verschärft haben. «Bei jedem Projekt muss inzwischen ein Nachhaltigkeitszertifikat vorhanden sein.» Die Kunden, insbesondere im gewerblichen Bereich, verlangen zunehmend nach zertifizierten Gebäuden, die nicht nur energieeffizient, sondern auch nachhaltig im weiteren Sinne sind. «Diese Themen haben bei uns schon lange Priorität, doch der Druck vonseiten der Kunden hat zugenommen.»
Standortwahl und Nutzerbedürfnisse im Fokus
Die Wahl des richtigen Standorts ist sowohl für Daniel Fässler als auch für Peter Mettler ein entscheidender Faktor für den Erfolg ihrer Projekte. Fässler betont die Bedeutung einer Standortanalyse, die sowohl die lokalen Gegebenheiten als auch die langfristigen Entwicklungsperspektiven berücksichtigt. «Wir setzen auf eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Partnern, um marktgerechte und nachhaltige Gebäude zu schaffen, die den Bedürfnissen der Region entsprechen.»
Mettler stimmt dem zu und weist auf eine besondere Anforderung bei der Entwicklung von gewerblichen und industriellen Flächen hin: «Die Standortwahl ist entscheidend, denn sie beeinflusst die Attraktivität eines Projekts erheblich.» Wichtige Faktoren seien dabei die Lage, die Erschliessung, die Verfügbarkeit von öffentlichem Verkehr und die Nähe zu potenziellen Mitarbeitern. «Besonders in tech-orientierten Branchen, die derzeit wachsen, spielt der Standort eine zentrale Rolle.»
Herausforderungen durch Regulierungen und Einsprachen
Beide Unternehmer sehen in den Regulierungen und Einsprachen eine der grössten Hürden für die Projektentwicklung. Fässler beschreibt die Situa-tion treffend, wenn er sagt: «Das grösste Problem sind Baueinsprachen, die oft als ‹fünfte Landessprache› bezeichnet werden.» Diese Einsprachen, die oft jahrelang andauern, können selbst regelkonforme Entwicklungen erheblich verzögern und somit die wirtschaftliche Dynamik einer Region bremsen. «Es wäre sinnvoll, dass Nachbarn, deren Einsprüche unbegründet sind, die Kosten für die Verfahren und die verursachten Verzögerungen tragen», schlägt Fässler vor, um die Effizienz der Bauprozesse zu erhöhen.
Mettler sieht auch in den Bewilligungsverfahren eine Herausforderung. «Die Anforderungen sind bedeutend höher geworden; das Bauland auf der grünen Wiese gibt es fast nicht mehr.» Besonders problematisch sei dies in Gebieten, in denen Verdichtungen, Abbrüche oder Sanierungen anstehen. «Überall dort ist mit erheblichem Gegenwind zu rechnen», sagt er. Dies mache die Projektentwicklung nicht nur zeitaufwendiger, sondern auch kostenintensiver.
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Langfristige Strategien und Zukunftsaussichten
Trotz der zahlreichen Herausforderungen blicken sowohl Fässler als auch Mettler optimistisch in die Zukunft. Fässler betont, dass seine Firma auf realistische und durchdachte Projektentwicklungen setze, die den langfristigen Erfolg sichern sollen. «Unsere Strategie ist es, individuell auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen und Projekte zu entwickeln, die nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll sind.»
Mettler verfolgt einen ähnlichen Ansatz: «Wir investieren in Projekte, die uns aufgrund ihrer Lage und Potenziale attraktiv erscheinen, oder arbeiten von Beginn an mit dem Endnutzer zusammen.» Die Zukunft der gewerblichen und industriellen Projektentwicklung hängt seiner Meinung nach stark von der Attraktivität des Standorts ab, einschliesslich der Infrastruktur, der Erschliessung und der steuerlichen Rahmenbedingungen.
Die Ausführungen von Peter Mettler und Daniel Fässler zeigen, dass die Projektentwicklung in der Ostschweiz sowohl Chancen als auch Herausforderungen bietet. Während Fässler den Fokus auf die Anpassung an lokale Gegebenheiten und die Integration von Nachhaltigkeit legt, sieht Mettler die Notwendigkeit, flexibel und anpassungsfähig zu bleiben, um auf die sich verändernden Anforderungen des Marktes reagieren zu können. Beide sind sich jedoch einig, dass Einsprachen und regulatorische Hürden weiterhin grosse Herausforderungen darstellen, die es zu bewältigen gilt, um die Entwicklung der Region voranzutreiben.