«KMU nutzen KI innovativ»

Thomas Merz, nach welchen Kriterien bewertet die Jury die eingereichten Projekte?
Im Vordergrund stehen der Nutzen eines Projekts und der Innovationsfaktor. Es geht darum, wie hoch der Nutzen ist, wie schnell er realisiert werden kann und ob er über die eigene Firma hinaus einen gesellschaftlichen Mehrwert bietet. Auch der USP spielt eine Rolle: Wodurch unterscheidet sich ein Projekt von ähnlichen Ansätzen? Nachhaltigkeit ist ebenfalls wichtig – und zwar sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich und sozial. Zudem wird bewertet, wie typisch ein Projekt für seine Branche ist. Entwickelt eine Firma eine Lösung, die innerhalb ihrer Branche vollkommen neue Wege geht, ist das ein wichtiger Pluspunkt.
Welche Entwicklungen sind Ihnen bei den diesjährigen Nominierten besonders aufgefallen?
Der rasante Fortschritt bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz ist beeindruckend. Selbst KMU setzen mittlerweile KI-basierte Anwendungen sehr innovativ ein und erzielen dadurch entscheidende Vorteile. Bereits bei der ersten Ausschreibung des Awards 2019 zeigte sich, dass Digitalisierung auch in sehr traditionellen Gewerbebetrieben immer wichtiger wird. Diese Entwicklung hat sich klar fortgesetzt. Heute sehen wir, dass KI-Technologie viel breiter und selbstverständlicher eingesetzt wird als noch vor wenigen Jahren.
«Eine Bewerbung bringt immer auch interessante Erfahrungen mit sich.»
Wie läuft die Entscheidungsfindung innerhalb der Jury ab – gibt es eine intensive Diskussion oder stechen die besten Projekte meist schnell hervor?
Es gibt beides: Einerseits kristallisieren sich Favoriten oft klar heraus, obwohl die Jury aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommt. Dennoch führen wir auch intensive Diskussionen, stellen kritische Fragen und beleuchten Vor- und Nachteile der Konzepte aus verschiedenen Perspektiven. Diese Auseinandersetzungen sind wichtig, um die besten Projekte zu identifizieren.
Gab es Projekte aus den vergangenen Jahren, die Sie besonders beeindruckt haben?
Ein Beispiel ist die App «Ginto», die 2019 den Publikumspreis und den Preis in der Kategorie «Organisation» gewann. Sie hilft Menschen mit Gehbehinderung dabei, barrierefreie Orte zu finden, und wurde kontinuierlich weiterentwickelt. Auch der Industrie-Putzroboter «Kemaro» ist ein spannendes Projekt, bei dem drei Schulfreunde einen gänzlich neuen Reinigungsroboter entwickelt haben. Heute wird er weltweit in Fabrikhallen eingesetzt. Besonders beeindruckt mich, wie engagiert Ostschweizer Betriebe mit innovativen Lösungen vorangehen.
Was würden Sie Unternehmen raten, die sich für den LEADER Digital Award bewerben möchten? Gibt es Erfolgsfaktoren, die in der Jury besonders gut ankommen?
Einfach machen! Eine Bewerbung bringt immer auch interessante Erfahrungen mit sich. Man lernt bereits bei der Vorbereitung, aber auch durch die Fragen der Jury. Wichtig ist es, klar aufzuzeigen, welches Problem gelöst wird, wo der konkrete Nutzen liegt und wodurch sich das Projekt von der Konkurrenz abhebt.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer