175 Jahre ISA Sallmann AG

«So viel Schweiz wie möglich»

«So viel Schweiz wie möglich»
Thomas und Christian Sallmann
Lesezeit: 5 Minuten

Thomas und Christian Sallmann leiten die ISA bodywear als siebte Generation seit 2021. Die Brüder kämpfen mit Qualität, Langlebigkeit, Innovation und modernster Produktionstechnologie gegen Fast Fashion und internationale Anbieter. Mit Erfolg.

Thomas und Christian Sallmann, ISA bodywear hat eine lange Tradition in der Schweizer Textilindustrie. Sie führen das Unternehmen bereits in der siebten Generation. Welche Vorteile und Herausforderungen sehen Sie darin, ein Familienunternehmen mit 175-jähriger Geschichte in der heutigen Wirtschaft zu leiten?
Thomas Sallmann: Die grösste Herausforderung besteht darin, unsere Tradition und die damit verbundenen Werte zu bewahren. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass wir nicht als altmodisch wahrgenommen werden, sondern als innovatives und attraktives Unternehmen für unsere Stake­holder. Manchmal erfordert das den Mut, alte Zöpfe abzuschneiden und neue Wege zu gehen, was für ein Traditionsunternehmen nicht immer einfach ist.
Christian Sallmann: Jedoch bietet unsere lange Geschichte auch viele Vorteile. Wir haben 175 Jahre Erfahrung und Know-how, auf denen wir aufbauen können. Das Unternehmen hat viele Krisen gemeistert und weiss, wie man agil und anpassungsfähig bleibt. Als Familienunternehmen denken wir langfristig und nicht in Quartalen, was uns zu einem verlässlichen Geschäftspartner macht. Besonders während der Pandemie hat uns diese Kontinuität geholfen, da wir jederzeit liefern konnten. Zudem sind wir unabhängig, was uns eine grosse Flexibilität ermöglicht.

Die ISA bodywear investiert sowohl in der Schweiz als auch in Portugal in Produktionsstätten. Wie balancieren Sie die Produktion zwischen diesen Standorten und wie wichtig ist die Schweizer Produktion für Ihre Markenidentität?
Christian Sallmann: Unser Credo lautet «So viel Schweiz wie möglich». Dank unserer eigenen Strickerei am Standort Amriswil kommen über 85 Prozent der Stoffqualitäten, die grösstenteils bei unseren Veredelungspartnern in der Schweiz ausgerüstet werden, aus eigener Produktion. Dies ermöglicht uns, unser Qualitätsversprechen zu erfüllen und einen hohen Anteil an «Swiss Made» zu erzielen. Für den Grossteil des Zuschnitts und der Konfektion ist heute unsere Tochtergesellschaft in Portugal zuständig. Das Werk wurde 1973 durch unseren Grossvater Robert Sallmann gegründet und ist seitdem zu einem wichtigen Produktionshub der Unternehmensgruppe gewachsen.
Thomas Sallmann: Die Konfektion in der Schweiz ist aus zwei Gründen nicht mehr möglich: zu hohe Lohnkosten und Mangel an Fachkräften. Unser aktuelles Set-up mit kurzen Wegen und eigener Produktion gewährleistet jedoch, dass wir die Qualität in unseren eigenen Händen behalten.

 

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Warum haben Sie sich gerade für Portugal als Produktionsstandort entschieden und nicht für einen günstigeren asiatischen?
Thomas Sallmann: Vor 50 Jahren, als unser Werk in Portugal gegründet wurde, war das eine Pionierleistung. Damals war Fernost noch kein Thema. Im Laufe der Jahre haben wir uns bewusst gegen ein Werk oder das Auslagern der Produktion nach Asien entschieden – aufgrund von Transportwegen, Lieferzeiten und sozialen Aspekten. Die Produktion in Asien wäre preiswerter, aber unsere Marke würde ihre Identität verlieren. Die Rahmenbedingungen in Portugal sind hervorragend – es gibt eine Zulieferindustrie vor Ort, eine stabile politische Situation und eine lange Tradition im Textilhandwerk.

Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema für die ISA bodywear. Wie integrieren Sie nachhaltige Praktiken in Ihre Produktionsprozesse und Produktentwicklungen?
Christian Sallmann: Ja, unsere Supply Chain ist bereits sehr nachhaltig, mit kurzen Transportwegen und Produktion in der Schweiz, wo es strenge Vorschriften in den Bereichen Arbeitssicherheit und Umweltschutz gibt. Wir setzen neueste Technologien und Maschinen ein, um Abfall und Energieverbrauch zu reduzieren. Unser Färbeverfahren etwa verbraucht 50 Prozent weniger Wasser als der weltweite Durchschnitt. Zudem sammeln wir Altkarton und recyceln ihn mit der Firma Model, die ebenfalls im Thurgau beheimatet ist. Alle unsere Materialien erfüllen mindestens den ÖkoTex-Standard 100 und unsere Produktionsstätte in Portugal ist ÖkoTex-Step-zertifiziert. Ab 2025 werden wir übrigens einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen. 

Welche Rolle spielen technologische Innovationen bei der ISA bodywear, insbesondere in Bezug auf Materialien und Produktionsverfahren?
Thomas Sallmann: Nur dank des Einsatzes modernster Technologien und nachhaltiger Produktionsverfahren ist die Fertigung in der Schweiz und Europa noch möglich. Mit unserer eigenen Strickerei können wir Innovationen im Materialbereich testen und sicherstellen, dass wir führend bleiben. Unter anderem setzen wir in der Konfektion in Portugal wäschespezifische Nähautotmaten ein.

 

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Können Sie einige Innovationen aus Ihrem Hause anführen?
Christian Sallmann: Ja, einige unserer Innovationen sind das Protect Shirt, Inkontinenzwäsche, die Schwinger-Kollektion und innovative Produktentwicklungen zusammen mit Kunden, wie das Projekt «Käse» mit Agroscope oder die Periodensportwäsche.

Wie positionieren Sie sich als einer der letzten Schweizer Wäschehersteller gegenüber internationalen Konkurrenten?
Thomas Sallmann: Wir legen grossen Wert auf hohe Qualität und die Verarbeitung hochwertiger Rohstoffe. Unsere Schnitte sind perfekt sitzend und bieten hohen Tragekomfort. Unsere Supply Chain ist nachhaltig, transparent und mit kurzen Wegen. Unser Kundendienst ist top und wir gewährleisten eine hohe Lieferfähigkeit, inklusive der Lieferung von Never-Out-of-Stock-Artikeln innerhalb von 24 Stunden. Diesen Mix finden Sie sonst kaum, schon gar nicht bei Billiganbietern.

Apropos billig: Ihre Mitbewerber aus Fernost überschwemmen den Markt mit billiger Fast-­Fashion. Wie überzeugen Sie einen jungen Kunden, trotzdem auf Schweizer Qualität zu setzen?
Christian Sallmann: Unsere Wäsche ist langlebig und nachhaltig hergestellt, auch sozial nehmen wir unsere Verpflichtung wahr. Langfristig zahlen sich Qualität und Langlebigkeit aus, und der Tragekomfort überzeugt auch die jüngere Generation. Die beste Werbung ist unser Produkt – einmal getragen, wird in der Regel nicht mehr gewechselt. Deshalb verschenken wir Trageproben auch gratis.

 

Wie gestalten Sie Ihre Strategien zur Kundenbindung, speziell in einem Markt, der zunehmend von Online-Handel und globalen Marken dominiert wird?
Thomas Sallmann: Wir haben eine grosse und loyale Kundschaft, und die Pflege der Bestandskunden ist essenziell. Wir setzen dabei auf Markenbotschaften, TV-Werbung und soziale Medien sowie auf Wettbewerbe und Events.

Und wie sieht es mit den Angestellten aus: Was bieten Sie diesen – und finden Sie jeweils genügend Personal, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels?
Christian Sallmann: Wir bieten spannende und interessante Aufgaben und schenken unseren Mitarbeitern viel Vertrauen. Wir fördern sie in einem familiären Umfeld mit langfristig orientiertem Unternehmertum. Der Fachkräftemangel ist natürlich auch bei uns ein Thema, insbesondere im Textilbereich. Daher sind wir froh, loyale und langjährige Angestellte zu haben. Wir bilden auch Lehrlinge aus, seit letztem Jahr sogar einen Betriebsinformatiker.

Sie setzen auch auf – sportliche – Ambassadoren. Wie wichtig sind diese für den Brand «ISA bodywear» – und welche Markenidentität streben Sie an?
Thomas Sallmann: Ambassadoren sind sehr wichtig für die Steigerung der Markenbekanntheit und den Zugang zu jüngeren Kunden. Wir unterstützen junge Nachwuchstalente auf dem Weg an die Weltspitze, beispielsweise durch die Sporthilfe und Dominic Strickler. Unsere Markenidentität basiert auf Qualität, Wohlbefinden, Verlässlichkeit, Langlebigkeit und Vielfalt. Dafür stehen auch unsere Ambassadoren.

 

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Wie digital ist die ISA bodywear heute unterwegs?
Christian Sallmann: Die ISA bodywear hat früh in die Digitalisierung entlang der gesamten Wertschöpfungskette investiert. Für ein Traditionsunternehmen sind wir bereits sehr digital unterwegs. Digitalisierung hilft uns, kosteneffizient zu arbeiten. Seit einiger Zeit setzen wir uns auch mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinander.

Welche Ziele haben Sie für die Zukunft der ISA bodywear? Gibt es neue Märkte, Entwicklungen oder Produktlinien, die Sie erobern möchten?
Thomas Sallmann: Unser Ziel ist langfristiges, nachhaltiges Wachstum. Wir möchten die Bekanntheit der Marke steigern, auch im Ausland, und neue Märkte erschliessen, zum Beispiel im Mittleren Osten.

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