Der «grosse Unbekannte» hat gewonnen
Tobias Wild, Sie haben den Prix SVC Ostschweiz 2022 gewonnen – herzliche Gratulation dazu! Wie haben Sie die Minuten vor der Verkündigung erlebt?
Ich war die ganze Zeit eigentlich sehr «chillig», jedoch war die Spannung während der jeweiligen Laudatio für die beiden letzten Finalisten dann doch gross.
Sie haben sich gegen fünf starke Finalisten durchgesetzt. Was hat Sie an der Laudatio der Jury besonders gefreut?
Dass die lokale Verankerung hervorgehoben wurde und die nachhaltige Entwicklung der Firma überzeugen konnte. Ebenfalls wurden unsere kompetenten und gutausgebildeten Mitarbeiter erwähnt, was uns sehr freut, da diese das grösstes Gut der Firma darstellen.
Und was versprechen Sie sich für eine Wirkung der Auszeichnung – kurz- und langfristig?
Da wir in einer in der breiten Öffentlichkeit nicht sehr bekannten Industrie zu Hause sind, erhoffen wir uns eine grössere Bekanntheit unserer Kunststoffbranche für ausgebildete Fachleute und Lehrlinge in der Region und darüber hinaus. Durch unser stetiges Wachstum sind wir auf Top-Angestellte angewiesen, die sich dann in unserem ausgezeichneten Unternehmen entfalten können.
Ihr Produktportfolio ist beeindruckend breit. Können Sie uns ein paar Beispiele geben, wo überall W&K-Produkte eingesetzt werden, wo wir vielleicht sogar in Kontakt mit ihnen geraten?
Gerne: Unsere Produkte der Industrie-Division finden sich in Getriebeeinheiten für Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, Brand- und Wärmemelder oder in Türöffnungssystemen für Züge, Tram und Busse. Und wenn Sie Nespresso trinken: Auch die Kaffeekapsel-Stechsysteme stammen von uns. Unsere MedTech-Division fertigt Stillprodukte, Pharmaverschlüsse für Spritzen, Pulver- und Flüssigkeiten-Dosiersysteme sowie Konnektoren für Inhalationssysteme.
Sie produzieren nach wie vor in der Schweiz. Wie können Sie trotzdem auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig sein?
Wild & Küpfer ist spezialisiert auf hochpräzise Kunststoffteile und Baugruppen in mittleren bis grossen Serien, die rund um die Uhr vollautomatisch produziert werden. Durch höchste Qualität, einen sehr hohen Automatisierungsgrad und beste Dienstleistungen können wir uns auf dem Hightech-Markt behaupten. Auch unser breites Portfolio mit Entwicklungsabteilung, Werkzeugbau, Produktion, Montage, Qualitätssicherung und Logistik zeichnen uns als Partner aus, der alles aus einer Hand anbieten kann.
Sie produzieren aber nicht nur, sondern helfen auch bei der Entwicklung von Hightech-Produkten. Wie muss ich mir den Werdegang eines neuen Produkts vorstellen?
Da W&K ein reiner Dienstleister ist und keine Eigenprodukte vermarktet, beginnt jede Entwicklung mit einer Kundenidee. Daraufhin werden über einen Entwicklungsauftrag zusammen mit dem Kunden das neue Produkt spezifiziert und über ein Lastenheft alle Anforderungen aufgenommen. Danach beginnen wir mit der Konstruktion der 3D-CAD-Modelle, welche die Grundlage für ein Produkt darstellen. Nach der Freigabe durch den Kunden beginnen die Herstellung des Spritzgusswerkzeuges und die Produktion der Teile und Baugruppen.
Sie haben seit der Gründung 1979 mehrere Erweiterungsetappen realisieren können …
… und uns ständig verbessert und vergrössert, das stimmt. Das Jahr 2019 kann ich diesbezüglich als ein Highlight bezeichnen: Einerseits haben wir damals unseren grössten Erweiterungsbau in Betrieb genommen, anderseits war im selben Jahr die Stabübergabe von den beiden Gründern Tobias Wild sen. und Peter Küpfer an die zweite Generation. Was seit der Gründung aber gleichgeblieben ist, ist die Firmenkultur: Wir leben eine sehr offene und menschliche Art der Kommunikation und wollen über die Nähe zu jedem einzelnen Mitarbeiter ein gutes Arbeitsklima schaffen. Erfolg haben wir nur mit den besten Angestellten. Für mich ist diese Zusammenarbeit mit jedem Einzelnen ein tägliches Highlight.
Und was planen Sie für die nähere Zukunft?
Unsere grösste Herausforderung in den nächsten Jahren wird der Aufbau von qualifiziertem Fachpersonal sein. Wir können nur erfolgreich bleiben, wenn wir weiterhin die besten und motiviertesten Mitarbeiter bei uns beschäftigen können. Da wir in den letzten Jahren ein stetiges Wachstum erzielen konnten, sind wir bereits an der Planung für die nächsten Ausbauschritte. Falls die zukünftige wirtschaftliche Situation es uns erlaubt, möchten wir gegen Ende 2023 mit dem Bau beginnen.
Text: Stephan Ziegler
Bild: Gian Kaufmann