Wie man Diabetes vorbeugen kann
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselerkrankung, die sich unter anderem in einem erhöhten Blutzuckerspiegel äussert. Dieser entsteht durch einen absoluten Mangel an Insulin (= Diabetes mellitus Typ 1) oder durch einen relativen Insulinmangel mit verminderter Wirkung des Insulins (= Diabetes mellitus Typ 2).
Unterschiedliche Ursachen
Insulin ist ein Hormon, das von den Betazellen der Bauchspeicheldrüsen gebildet wird. Insulin wirkt wie ein Schlüssel, der die Zellen für die Aufnahme von Zucker öffnet. In den Zellen wird der Zucker in Energie umgewandelt – diese Energie brauchen wir, um zu leben. Die Ursachen des Diabetes mellitus Typ 1 und des Typs 2 sind völlig unterschiedlich: Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung: Es wird kein Insulin mehr produziert, die Betroffenen werden immer Insulin spritzen müssen – eine Heilung gibt es bisher noch nicht. Diabetes mellitus Typ 2 bedeutet eine ungenügende Produktion von Insulin und/oder eine Insulinresistenz: Der Körper kann das Insulin nicht mehr wirksam verwenden. Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht oder falsche Essgewohnheiten begünstigen die Entstehung eines Typ 2.
«Die Bevölkerungsentwicklung spielt bei der Zunahme des Diabetes weltweit und auch in der Schweiz eine wichtige Rolle. Zum einen werden wir immer älter, zum anderen verursachen unsere heutigen Lebens- und Essgewohnheiten und die mangelnde Bewegung eine stetige Zunahme der Zahl der Diabeteserkrankungen», sagt Nicole Graf Strübi, Geschäftsführerin der Ostschweizerischen Diabetes-Gesellschaft.
Genetik und falsche Gewohnheiten
In der Schweiz gehen die Statistiken von über 500’000 Betroffenen aus, davon sind zehn Prozent Typ-1-Diabetiker. Weltweit sind es rund 425 Millionen Menschen mit Diabetes. Gemäss Schätzungen der Internationalen Diabetes-Föderation werden es bis zum Jahr 2045 rund 629 Millionen Menschen sein, wobei es im Durchschnitt sieben Jahre dauert, bis ein Typ 2 entdeckt wird.
Begünstigt wird ein Diabetes mellitus unter anderem durch die genetische Veranlagung: Das Risiko, einen Diabetes zu entwickeln, ist bedeutend grösser, wenn Familienmitglieder in aufsteigender Linie bereits an einem Diabetes leiden. Weitere wichtige Faktoren sind Körpergewicht, Essgewohnheiten und Bewegungsmangel.
Bevor es zu spät ist
«Leider sind die Symptome des Diabetes mellitus Typ 2 oft erst sichtbar, wenn erste Komplikationen auftreten, zum Beispiel schlecht heilende Wunden (insbesondere an den Füssen), Infektionen, Sehstörungen oder Nierenfunktionsstörungen. Häufig kann es von der Entstehung eines Typs 2 bis zur zufälligen Entdeckung Jahre gehen. Wir empfehlen deshalb den Risikotest für alle Personen ab 40 Jahren», so Nicole Graf Strübi. Der Test, welcher auf der Webseite von diabetesostschweiz.ch, in der Apotheke oder beim Hausarzt gemacht werden kann, zeigt rasch, wie gross das Risiko ist, einen Diabetes zu entwickeln, und gibt auch darüber Auskunft, ob man sich ärztlich abklären lassen sollte.
Die wichtigsten Behandlungsschritte sind eine ausgewogene Ernährung sowie regelmässige körperliche Aktivitäten. Weitere Therapieschritte können Medikamente, Tabletten und/oder Insulin sein. Ein nicht behandelter oder schlecht eingestellter Diabetes kann über die Jahre zu Durchblutungsstörungen, Nervenschädigungen, Nierenerkrankungen und Sehstörungen führen, was die gefürchteten Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Amputationen nach sich ziehen kann. «Es lohnt sich also ganz bestimmt, bei einem Diabetes nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern aktiv seine Lebensgewohnheiten zu analysieren und seine eher nicht zuträglichen Gewohnheiten zu verändern beziehungsweise anzupassen», so die Geschäftsführerin weiter.
Richtige Ernährung
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung kann lange vor der Diagnose Diabetes schützen und bei bereits bestehendem Diabetes helfen, eine medikamentöse Therapie hinauszuzögern oder auf einem Minimalniveau zu halten.
Nicole Graf Strübi empfiehlt, auf Vollkornprodukte zu setzen und Hauptmahlzeiten immer mit eiweisshaltigen Lebensmitteln wie Fisch, Fleisch oder Käse zu ergänzen sowie viel Gemüse und Salat zu essen.
«Mit Fetten sollten wir zurückhaltend sein und Öle mit günstigen Fettsäurezusammensetzungen bevorzugen, z. B. Rapsöl. Auch Salz und Zucker sollte sparsam verzehrt werden. Eine solche Ernährung hat sehr positive Auswirkungen auch auf das Herzinfarktrisiko, senkt das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ 2 und kann auch zu einer Verminderung des Einsatzes von Medikamenten bei einem neu entdeckten Diabetes führen.»
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«Bewegen Sie sich»
Als weiterer wichtiger Faktor nennt Nicole Graf Strübi genügend Bewegung: Bei Übergewicht bringe schon ein Gewichtsverlust von 3 bis 5 kg eine Verbesserung des Blutzuckers, des Blutdruckes und auch der Blutfettwerte. Empfohlen werden 150 Minuten Sport pro Woche, am besten verteilt auf Ausdauer wie Walking, Velofahren oder Wandern, dazu leichtes Krafttraining.
«Das Alter und die genetische Veranlagung können wir nicht beeinflussen. Auf die körperlichen Aktivitäten und die Ernährung haben wir jedoch direkte Einflussmöglichkeiten, und wir können sowohl präventiv als auch bei einem bereits vorhandenen Diabetes viel zu einem besseren Wohlbefinden beitragen und die Spätkomplikationen vermeiden oder um viele Jahre hinauszögern», sagt Graf Strübi.
Eine Hilfe im Alltag der Betroffenen und Angehörigen zu sein sowie zielführende Unterstützung und Beratung zu bieten, ist eine der Aufgaben und ein wichtiges Anliegen von diabetesostschweiz. Der gemeinnützige Verein, der finanziell auch durch Beiträge und Zuwendungen von Betroffenen, deren Angehörige sowie Interessierten getragen wird, ist die offizielle Vertretung für Menschen mit Diabetes in den Kantonen St.Gallen, Thurgau sowie Appenzell Innerrhoden und Appenzell Ausserrhoden.
Text: Miryam Koc