Fokus Gesundheit 2023

Lückenlose Versorgung dank Teamwork

Lückenlose Versorgung dank Teamwork
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Das «Team Radiologie Plus», das zur Thurmed-Gruppe gehört, ist ein Zusammenschluss von mehreren Instituten in den Kantonen Thurgau, St.Gallen und Graubünden inklusive der radiologischen Abteilungen der Kantonsspitäler Frauenfeld und Münsterlingen unter einem gemeinsamen Dach. Geleitet wird es von Prof. Dr. med. Gustav Andreisek.

Gustav Andreisek, 2022 verzeichneten die meisten Schweizer Spitäler Verluste, während die Thurmed-Gruppe wirtschaftlich erfolgreich war. Weshalb?
Es wird häufig davon gesprochen, dass erfolgreiche Spitäler Geheimrezepte hätten. Von Geheimrezept kann man aber in diesem Zusammenhang nicht sprechen. Vielmehr haben wir im Thurgau gute Rahmenbedingungen: Als einer der ersten und bisher immer noch als einer der wenigen Kantone hat der Thurgau vor über 20 Jahren die Rolle zwischen Kanton und Spital klar aufgeteilt.

Das bedeutet?
Der Kanton unterscheidet seine Rolle als politischer Regulator und als wirtschaftliche Eigentümer klar: Als Regulator behandelt er die Thurmed-Spitäler wie alle anderen. Als Eigentümer gibt er Unternehmensziele vor, diese setzt die Geschäftsleitung um – weitgehend unabhängig von der
politischen Lage im Kanton. Diese Unabhängigkeit von tagesaktuellen Themen ist ein wesentlicher Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg. So kann die Geschäftsleitung die Themen bearbeiten, die für den Erfolg der Thurmed-Gruppe als Ganzes wichtig sind.

Die Thurmed AG zeichnet sich auch durch die gute Zusammenarbeit mit Hausärzten aus. Wie kommt dies den Patienten zugute?
Die Thurmed-Gruppe hat in der Tat eine enge Beziehung zu den Thurgauer Hausärzten. Diese beginnt bei den Verbänden, wo Spital- und Hausärzte im Vorstand des Ärzteverbandes oder des Ärztenetzwerks zusammenarbeiten. Aber auch mit den einzelnen niedergelassenen Kollegen wird ein enger Umgang gepflegt. So bietet die Thurmed-Gruppe regelmässig Weiterbildungen an, die von Hausärzten gerne besucht werden. Auch hält der Thurgauer Verein Leitender Spitalärzte engen Kontakt mit den niedergelassenen Kollegen, zum Beispiel mit einem regelmässigen «runden Tisch». Ferner gibt es seit vielen Jahren auch persönliche Beziehungen, die gerne gepflegt werden und die wohl die stabilste Basis der Zusammenarbeit bilden.

 

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Prof. Dr. med. Gustav Andreisek
Prof. Dr. med. Gustav Andreisek

Diese Kultur leben Sie auch über den Kanton hinaus – beispielsweise mit dem «Team Radiologie Plus».
Ja, in dem wir auf unsere zuweisenden Hausärzte und die niedergelassenen Spezialisten hören und versuchen, deren Bedürfnisse bestmöglich abzudecken. Dies gibt insbesondere in unseren Radiologiepraxen, die in der gesamten Ostschweiz verteilt sind und für die wir eine sehr stabile Zuweiserschaft haben. Unsere Zuweiser-Managerinnen kümmern sich strukturiert um die Belange der Hausärzte, und unsere in den Radiologiepraxen tätigen Ärzte kennen die zuweisenden Kollegen gut. Sie telefonieren praktisch täglich und tauschen sich aus. Dieser fachliche Austausch ist ein wesentlicher Qualitätsfaktor, denn es gibt Studien, die belegen, dass interdisziplinäre Gespräche den Therapieerfolg signifikant verbessern können.

Und wie wirken Sie dem Fachkräftemangel entgegen?
Die Thurmed-Gruppe investiert massiv in die Ausbildung aller Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Der Fachkräftemangel wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Das Limit für künftige medizinische Versorgung werden die Mitarbeiter sein und weniger finanzielle oder technische Ressourcen. Deshalb investiert die Thurmed-Gruppe gezielt in Aus-, Fort- und Weiterbildung. So hat etwa die Radiologie ihre Ausbildungsplätze in den letzten beiden Jahren von zwölf auf 22 fast verdoppelt; die Ausbildungsplätze für Radiologie-Fachpersonen wurden im letzten Jahr gar verdreifacht. 

Reicht das aus?
Nein, wir müssen in den nächsten Jahren verstärkt in diesem Bereich aktiv werden. Leider gibt es viele Spitäler und Praxisketten in der Schweiz, die sich aus der Ausbildung wegen den hohen Kosten zurückziehen – ein Unding in der heutigen Zeit! Nur wenn sich alle medizinischen Einrichtungen solidarisch an der Ausbildung beteiligen, können wir dieses gewaltige Problem in unserem Lande erfolgreich meistern. Hier muss die Politik gegensteuern, indem etwa Vergütungs- oder Tarifsysteme einen zusätzlichen finanziellen Anreiz für Ausbildung beinhalten.

 

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«Der Kanton unterscheidet seine Rolle als politischer Regulator und als wirtschaftliche Eigentümer klar.»

Es gibt immer mehr Fachgebiete und Subspezialisierungen. Eine Herausforderung für Thurmed?
In der Thurmed-Gruppe mit ihren rund 5200 Mitarbeitern finden sich fast alle Fachgebiet und Subspezialitäten, akademische wie nichtakademische. Wir sind allerdings kein Universitätsspital, gewisse medizinische Leistungsaufträge liegen nicht bei uns. So führen wir zum Beispiel weder Neuro- noch Herzchirurgie durch. Dadurch können wir in diesen Bereichen auch keine Ausbildungen anbieten.

Gewisse andere Bereiche werden auf politischen Druck hin immer mehr zentralisiert, Stichwort hochspezialisierte Medizin
Das ist so. Manches davon ist sinnvoll, anderes ist unsinnig und führt zu einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum. Ich beziehe mich hier beispielhaft auf die aktuellen Diskussionen rund ums Kantonsspital Graubünden, denen man etliche medizinische Leistungen zu entziehen versucht, die für die dortige Region aber essenziell sind. Da wir auch im Bündnerland tätig sind, möchte ich mich hier ausdrücklich als Unterstützer der politischen Bemühungen in Graubünden outen: Ich bin für eine starke, qualitativ hochwertige Versorgung der ländlichen Räume, sei das nun in Graubünden, im Rheintal, im Toggenburg oder im Thurgau.

Gibt es Erfolge in der Ausbildung, auf die Sie besonders stolz sind?
Alle unsere medizinischen Fachbereiche streben bei den Ärzten ständig eine weitere Qualifikation an. Im Fachjargon nennt sich das «Continous Medical Education», CME. Bei der Radiologie unterstützen wir alle Ärzte, nach abgeschlossener Facharztausbildung weitere Qualifikationen zu erwerben. Man muss sich das wie ein grosses Puzzle vorstellen, wo verschiedenste Fachärzte zusätzliche Qualifikationen in den verschiedenen Gebieten der Radiologie erwerben und sich so am Ende ein grosses Bild ergibt, auf dem jedes medizinische Problem lückenlos dargestellt werden kann. So haben wir unter anderem Spezial-Radiologen für die Gehirn-, Hals-, Herz-, Lungen-, Prostata- und Brustbildgebung sowie diejenige von Gelenken und Knochen. Das klingt jetzt vielleicht übertrieben, entspricht aber der internationalen Entwicklung, für jedes Teilgebiet des menschlichen Körpers Spezialisten zu haben. Bei uns in der Radiologie arbeiten über 50 Fachärzte, die einander ergänzen. Das Beispiel Radiologie lässt sich auf chirurgische oder internistische Fächer übertragen. Auch dort gibt es eine Heerschar von Spezialisten.

 

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«Wir stehen in der Medizin vor dem grössten Wandel seit Einführung der Antisepsis.»

KI wird auch in der Medizin Einzug halten. Wo setzen Sie bereits auf Künstliche Intelligenz ein?
Wir stehen in der Medizin vor dem grössten Wandel seit Einführung der Antisepsis, der Antibiotika und der Impfungen. KI wird die Medizin tiefgreifend ändern, wir stehen hier erst am Anfang der Möglichkeiten und sehen bereits heute, welches Potenzial darin steckt. Wir müssen diese Technik nutzen, damit wir dem Fachkräftemangel, der Entwicklung der Kosten und der Verbesserung der Qualität Rechnung tragen können. Es ist in der Tat so, dass KI bereits eingesetzt wird, auch in der Thurmed-Gruppe.

Auch in der Radiologie?
Ja, vor allem in der Radiologie! So erkennen unsere modernen Röntgenanlagen den Patienten automatisch und passen alle Einstellungen selbstständig an. Software unterstützt unsere Radiologiefachpersonen bei der 3D-Rekonstruktion von komplexen Knochenbrüchen, und Software hilft unseren Radiologen, Lungenrundherde besser zu erkennen. KI ist ein globaler Megatrend, der in der Thurmed-Gruppe angekommen ist und hier als enorme Chance wahrgenommen wird, uns weiter zu verbessern.

Text: Miryam Koc

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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