Braucht es eine Kamera im Backofen?
Mia und Fabian Baumann, die Küche hat in den vergangenen Jahren deutlich an Stellenwert gewonnen. Damit hat sich sicher auch die Einbauküche weiterentwickelt?
Fabian Baumann: Ja. Anstelle von Türen und Tablaren ist etwa der Ausbau mit Schubladen immer mehr ein Muss. Die Abläufe werden hinterfragt und optimiert, damit es möglichst keine Leerläufe mehr gibt. So wird das Kochen effizienter.
Welche neuen Technologien werden im modernen Küchenbau eingesetzt?
Fabian Baumann: Es beginnt in der Beratung: Früher haben wir mit skizzierten Perspektiven dem Kunden versucht, seine Küche möglichst bildhaft aufzuzeigen, wie seine zukünftige Küche aussehen könnte. Heute machen wir dies alles mit computeranimierten Bildern und Videos, die dem Kunden in 3D ein realistisches Bild seiner Küche aufzeigen.
Mia Baumann: Bei der Produktion der Küche werden auch immer mehr technische Hilfsmittel eingesetzt. Deswegen bauen wir unsere Schreinerei Ende Sommer um und erweitern die Produktionsfläche, um mehr Spezial-Lösungen anbieten zu können und noch innovativer zu werden.
Gibt es Küchengeräte, die besonders energieeffizient sind?
Fabian Baumann: Ja klar, alle Geräte haben sich in den letzten zehn Jahren um ein x-Faches optimiert. Etwa beim Wasser- und Stromverbrauch bei den Geschirrspülmaschinen oder bei den Kühlschränken. Was mich aber nervt, ist, dass niemand über die graue Energie spricht.
Warum?
Fabian Baumann: Leider halten die heutigen Geräte wesentlich weniger lange als früher, was bedeutet, dass die Energie für Produktion und Transport in dieser Bilanz nicht berücksichtigt wird. Wir versuchen deshalb, in der Beratung auch diesen Aspekt zu berücksichtigen – also die Qualität und Langlebigkeit eines Produktes anzuschauen.
Sind neue Geräte immer besser? Oder gibt es solche, die Ihrer Meinung nach lieber «Old School» bleiben sollten?
Mia Baumann: Vor drei Monaten hätte ich gesagt, dass eine eingebaute Kamera im Backofen keinen Sinn ergibt und nur ein Gadget ist. Nun hat man diese jedoch weiterentwickelt und die Kamera dazu genutzt, dass sie den Bräunungsgrad des Gargutes überwacht. Somit sollte es zukünftig keine verkohlten Brötchen mehr geben, da der Backofen von sich aus weiss, wann diese fertig sind.
Das macht das Kochen zum Kinderspiel …
Mia Baumann: Meist hängt das gute Ergebnis nicht von einem Hightech-Gerät ab, sondern von der Person, die es zubereitet. Somit kann eine Küche auch spartanisch eingerichtet sein, was wiederum die Laufzeit der Geräte erhöhen würde … Viele Kunden wünschen sich, dass Geräte möglichst wenig Schnickschnack haben sollten. Leider mussten wir aber feststellen, dass auch praktisch alle Küchengeräte mittlerweile über einen Steuerungschip verfügen und elektronisch unterstützt werden. Natürlich sind in den letzten Jahren aber viele Produkte auf den Markt gekommen, die das Kochen erleichtern. Da denke ich auch an simple Details wie den elektrischen Antrieb bei der Abfallschublade.
Und welches innovative Gerät darf Ihrer Meinung nach in einer Küche nicht fehlen?
Fabian Baumann: Ich empfehle wenn möglich ein Induktionskochfeld mit Topfgrössenerkennung und ein Combisteamer in Kombination mit einem zweiten Backofen.
Gut, aber Hightech geht auch ins Geld, nicht?
Mia Baumann: Eine schöne Küchengestaltung muss nicht teuer sein. Die Kunst besteht darin, mit einzelnen Details zu spielen, welche die Küche speziell und einzigartig machen: Das kann eine alte Theke von der Grossmutter sein, die man gekonnt in die neue Küche einplant, ein spezieller Griff oder eine Funktionsrückwand, die man mit einem bestehenden Material kombiniert.
Die «Smart Kitchen» hält Einzug. Wie hoch ist die Nachfrage nach Geräten, die man mit dem Smartphone steuern kann?
Fabian Baumann: Zurzeit noch nicht sehr gross, da der Nutzen noch gering ist. Der grösste Nutzen besteht darin, dass man selbst ein Update auf das Gerät hochladen oder dass ich den Backofen von der Ferne aus aktivieren kann. Leider muss ich das Gargut immer noch selbst in den Ofen schieben … Es gibt auch schon Kühlschränke, die mit einer Kamera ausgestattet sind, die Fotos vom Inhalt macht und an die Cloud sendet – so weiss man, was man beim Einkaufen braucht.
Das hört sich eher nach nice to have statt Must-have an …
Fabian Baumann: Ja, definitiv. In der Zukunft wird die Vernetzung der Geräte jedoch an Bedeutung gewinnen. So wird bei einem Defekt zuerst der Servicetechniker über die Fernwartung das Problem eruieren und somit allfällige Kosten für Leerläufe reduzieren können. Auch kann eine Hausverwaltung die Laufzeiten von Geräten in Mietwohnungen kontrollieren und den Ersatz besser planen – oder die Geschirrspüler bestellen jeweils selbstständig das nötige Spülmittel.
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Unsere Gewohnheiten verändern sich. Wie wird das in der Küche bemerkbar?
Fabian Baumann: Ein kleines Beispiel: Mit dem Wegfall der Einwegflaschen aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen hat die Verwendung von wiederverwendbaren Trinkflaschen extrem zugenommen. Nun stehen viele Trinkflaschen in der Küche herum, die nach dem Abwaschen noch abtropfen. Hier haben wir einen Oberschrank entwickelt, in dem man die Flaschen trocknen lassen kann. Somit sind sie von der Bildfläche verschwunden.
Sie haben kürzlich Ihre eigene Wohnung umgebaut. Sind Sie mit der Küche gestartet?
Mia Baumann: Ja, das war sicherlich eine der ersten Prioritäten, als wir die Pläne betrachteten. Wir wollten wissen, was möglich ist, um den Küchengrundriss unseren Bedürfnissen anzupassen.
Und wie sieht diese nun aus?
Mia Baumann: Wir haben versucht, den traditionellen Charakter des Hauses im Stil der Küche und der gesamten Innenarchitektur mitzuberücksichtigen. So haben wir ein sanftes Grün mit Messing und Holz kombiniert, um der Küche einen edlen und dennoch zeitlosen Charakter zu verschaffen.
Was war Ihnen beim Umbau besonders wichtig?
Mia Baumann: Dass die Abläufe und die Funktion der Küche unseren Bedürfnissen angepasst sind. Viel Stauraum, viel Arbeitsfläche, eine Sitzgelegenheit – und die Möglichkeit, zu zweit, zu dritt oder auch zu viert zu kochen.
Auf welche Herausforderungen sind Sie gestossen?
Fabian Baumann: Die Statik. Da es sich um ein über hundertjähriges Haus mit vier darüber liegenden Stockwerken handelt, war dies die grosse Herausforderung. Dank eines Statikers konnten wir dies aber gut meistern.
Ist nun alles so, wie Sie es sich vorgestellt haben?
Fabian Baumann: Ja, grösstenteils funktioniert alles so, wie wir es geplant haben – und das macht jeden Tag wieder von Neuem Freude. Somit haben wir eine Referenz mehr, die wir in der täglichen Beratung einbringen und so dem Kunden Erfahrungswerte mit auf den Weg geben können.
Text: Miryam Koc
Bild: zVg