Ein neues Gesicht für Egnach
Peter Herzog, seit über fünf Jahren arbeiten Sie gemeinsam mit der Benz Immo Treuhand GmbH am Projekt Luxburgerfeld. Wie haben Sie die Zusammenarbeit erlebt?
Peter Herzog: Es ist eine sehr bereichernde und zielorientierte Zusammenarbeit. Beide Seiten brachten ihre jeweiligen Ideen und Stärken ein. So, dass wir gute Lösungen erarbeiten und mögliche Synergien optimal nutzen konnten. Die Kooperation wird bis zum Zeitpunkt eines rechtskräftigen Gestaltungsplans weitergeführt. Ab dann werden die Steiner AG und die Benz Immo Treuhand GmbH die nötigen Arbeiten selbst übernehmen.
Das Vorhaben wird als Leuchtturmprojekt in Bezug auf Grösse und Nachhaltigkeit bezeichnet. Was macht es denn so nachhaltig?
Peter Herzog: An einem besonderen Ort soll auch etwas Besonderes entstehen. Insofern stellten wir an uns und unsere Planer anspruchsvolle Anforderungen. Wir streben tatsächlich ein Leuchtturmprojekt an. Ein solches soll über eine kompakte und umweltfreundliche Bauweise, über ein verkehrsarmes Quartier mit unterirdischer Parkierung, über grosse Grün-, Frei- und Freizeitflächen sowie über abwechslungsreiche Fussgängerwege entstehen. Wir haben uns für den Minergie-P-Standard entschieden und wollen unsere Gebäude mit Seewasser heizen.
Wo liegen die grössten Herausforderungen?
Roger Benz: Auch wenn wir ein bauliches, ökologisches, verkehrsmässiges und energetisches Leuchtturmprojekt erstellen, so muss dieses auch von der Bevölkerung und der Nachbarschaft mitgetragen werden. Bauvorhaben, egal ob sie in Regelbauweise oder über einen Gestaltungsplan erfolgen, lösen in der Nachbarschaft oftmals Opposition aus. Wir haben versucht, darauf bestmögliche Antworten zu geben.
Im September konnte sich die Bevölkerung im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens dazu äussern. Wie war das Feedback?
Daniel Benz: Wir hatten das Mitwirkungsverfahren mit einer offiziellen Informationsveranstaltung sowie einer ausführlichen Medienberichterstattung eröffnet, hörten den Votanten im Saal sehr genau zu, analysierten die schriftlichen Eingaben, führten Gespräche mit einzelnen Anwohnern und suchten alsdann nach möglichen Verbesserungsvorschlägen. Die vorgebrachten Kritikpunkte bezogen sich auf das erhöhte Wohnungsangebot und die hierfür möglicherweise benötigen öffentlichen Infrastrukturen sowie auf die verkehrsmässige Erschliessung des Quartiers.
Die Energie zum Heizen und Kühlen soll ein thermisches Seewasserwerk liefern. Können Sie das erläutern?
Peter Herzog: Über eine zentrale Pumpstation wird dem See Wasser entnommen. Ein Sekundärkreislauf entzieht diesem dann die Wärme. Wärmepumpen bringen das Wasser schliesslich auf die notwendige Vorlauftemperatur für die Heizungen und das Warmwasser. Im Sommer, beispielsweise an Hitzetagen, kann mit dem Wasserkreislauf auch leicht gekühlt werden. Betrieben werden das Seewasserwerk und die Fernwärme durch das Konsortium Wärmeverbund Egnach.
Egnach steht für seine Ländlichkeit. Besteht nicht die Gefahr, dass diese durch eine so grosse Überbauung ihre Strahlkraft verliert?
Daniel Benz: Das Luxburgerfeld befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof. Unsere Überbauung reduziert den Druck auf Einzonungen und belässt den ländlich geprägten Gebieten Egnachs ihren ureigenen Charme und Charakter.
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Und wie sieht es mit dem Verkehr aus?
Roger Benz: Der Verkehr ist ein Dauerbrenner, egal, wo Sie bauen. Die vorgesehene Verkehrsführung zum Wohngebiet Rudwies wird die Verkehrsführung am Bahnübergang sicherer und übersichtlicher machen. Und der errechnete Mehrverkehr kann gemäss Verkehrsgutachten und Umweltverträglichkeitsprüfung gut aufgenommen werden.
Haben sich die Bedürfnisse der Menschen in Bezug auf Wohnen in den vergangenen fünf Jahren verändert?
Peter Herzog: Selbstverständlich! Die Pandemie führte dazu, dass das eigene «Home» zum «Castle» wurde. Öffentlicher Verkehr in unmittelbarer Nähe, mögliche Freizeitbeschäftigungen vor Ort und Homeoffice sind heute allseits geschätzte Kriterien.
Und wie wird das Projekt diesen gerecht?
Peter Herzog: Wir haben unzählige Grün-, Frei- und Erholungsflächen mit speziellen Wegführungen vorgesehen. Das Areal liegt zudem in Reichweite zum Bodensee, zu attraktiven Rad- und Fusswegen und zum Bahnhof. Wer bei uns wohnt, soll sich in seinem «Castle» richtig wohlfühlen.
Was ist der aktuelle Stand des Projekts und was sind die nächsten Schritte?
Roger Benz: Nach dem Mitwirkungsverfahren im vergangenen Herbst erfolgte anfangs Jahr die öffentliche Auflage des Gestaltungsplans. Dieses Verfahren läuft derzeit noch. Wir hoffen auf eine etappenweise Realisierung unserer Überbauung ab 2025.
Text: Miryam Koc
Bild: Thomas Hary, zVg