«Ich hätte mir zu meiner Studienzeit einen SQUARE gewünscht»
Urs Wietlisbach, Sie sind seit 2016 im Stiftungsrat der HSG Stiftung – Ihre Geschichte mit der Uni reicht aber weiter zurück, und zwar bis 1982. Wie haben Sie die Zeit als Student in Erinnerung?
Es war eine tolle Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnere. Ich gehörte aber zu jenen Studenten, die immer kurz vor knapp für die Prüfungen lernten … nicht gerade vorbildlich. Das Grundgerüst der Finanzwelt wird einem an der HSG sehr gut vermittelt – und mir persönlich hat das Studententheater sehr geholfen, selbstbewusst aufzutreten und sich zu präsentieren. Davon profitiere ich noch heute.
Die HSG Stiftung will die strategische Weiterentwicklung der Universität St.Gallen unterstützen und die HSG als eine führende Wirtschaftsuniversität Europas im globalen Wettbewerb um talentierte Studierende, kreative Jungwissenschaftler und engagierte Professoren positionieren. Inwiefern unterstützt SQUARE diesen Zweck?
Mittlerweile verfügt fast jede grössere Universität über einen Leuchtturm wie SQUARE, in dem mehr integrativ miteinander kommuniziert wird. Er bietet eine neue Form des Lernens bzw. des Austausches und ist ein Treffpunkt von verschiedenen Stakeholdern. Deshalb war völlig klar, dass auch die HSG ein solches Gebäude braucht.
Die Finanzierung wurde vollumfänglich über Spenden und Donationen erreicht; 65 Millionen Franken kamen relativ zügig zusammen. Das ist das grösste Fundraisingprojekt der Uni. Hätten Sie zu Beginn mit solch einem Zuspruch gerechnet?
Ein solches Projekt wäre ohne die grosszügigen Spender nicht möglich gewesen, denen auch an dieser Stelle herzlichst gedankt sei. Mich hat es selbst erstaunt, wie schnell die ersten 40 Millionen zusammengekommen sind. Auch mit dem Bau wurde ein ordentliches Tempo vorgelegt und die Bevölkerung hielt sich mit Einsprachen sehr zurück, was bei solch einem Vorhaben nicht selbstverständlich ist. Die effiziente Umsetzung des Projekts verdanken wir sicherlich der Tatsache, dass es durch Private finanziert worden ist und nicht vom Staat. Von Anfang an wurde sehr viel Elan in das Projekt gesteckt – und das ist sehr erfreulich.
Lernen wird im SQUARE neu gedacht. Ein Ort der Inspiration, des Austausches und der Begegnungen von verschiedensten Akteuren. Warum braucht es einen solchen Ort überhaupt noch? Besonders in den letzten zwei Jahren haben wir doch gesehen, dass man sich gut online vernetzen kann.
Der direkte soziale Kontakt ist unersetzlich und lässt sich nicht mit einer Präsentation via Zoom oder Teams vergleichen. Ich würde niemals einen Vortrag vor mehreren Hundert Leuten per Videoanruf machen. SQUARE schafft einen Ort, wo zufällige Begegnungen stattfinden können, die es in Hörsälen nicht gibt. Ich hätte mir zu meiner Studienzeit so etwas gewünscht!
Und wo sehen Sie Chancen für Unternehmer im SQUARE?
Im SQUARE kommen Unternehmen so nah an Studierende wie sonst nirgendwo. «Search for Talent» ist heute ein riesiges Thema, und der SQUARE ist ein Ort, wo man einen einfachen Zugang zu Studierenden erhält. Ausserdem lassen sich auch eigene Anlässe in Kooperation mit Studierenden im SQUARE durchführen – was sowohl für Unternehmen als auch für die Universität selbst wichtig ist. Schliesslich soll das Projekt auch irgendwann Einkommen generieren. Der Raum bietet einfach unglaublich viele Möglichkeiten.
Wie gefällt Ihnen das Gebäude eigentlich persönlich?
Sehr gut. Es passt mit den klaren Formen in die heutige Zeit und stellt einen Leuchtturm dar. Die lichtdurchfluteten Räume gefallen mir besonders, und die Architektur erlaubt ihre bedarfsgerechte Verschiebung. Ich war bis jetzt an drei Anlässen und war jedes Mal erstaunt, wie anders der Raum genutzt worden ist.
Werfen wir einen Blick auf Sie als Unternehmer: 2021 machte die Partners Group einen Umsatz von 2.6 Milliarden Franken und zählt damit zu den grössten Vermögensverwaltern der Welt. Sie setzen sich gleichzeitig für soziale Verantwortung, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ein. Woher kommen diese Anliegen?
Der Erfolg beruht auf sehr viel Arbeit, aber sicherlich auch auf einigem Glück – ganz nach dem Motto «Zur richtigen Zeit am richtigen Ort». Irgendwann habe ich entschieden, dass einen Grossteil meines Vermögens an die Ursimone Wietlisbach Foundation zurückgeht. Die Stiftung konzentriert sich auf Vergaben an junge Menschen, Ausbildung und Gesundheitsthemen. Ich habe ebenfalls beschlossen, dass die Aktivseite der Stiftung ausschliesslich in Impact Investments investiert. Es handelt sich hierbei um Investments, die neben sozialen und ökologischen Wirkungen auch eine Rendite erzielen sollen.
2015 folgte die Gründung der Blue Earth Capital AG.
Ja, als ich mich damals erkundigt hatte, gab es noch keine gute, globale Impact-Investing-Firma. Deshalb entschieden wir uns, selbst eine zu gründen. Mittlerweile beschäftigen wir über 40 Mitarbeiter auf der ganzen Welt. Blue Earth Capital mobilisiert Kapital und Know-how, um einige der dringendsten sozialen und ökologischen Herausforderungen der Welt zu bewältigen, indem wir messbare Wirkung mit attraktiven finanziellen Renditen erzielen.
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Impacts und Renditen: Ist das kein Widerspruch?
Nein. Natürlich könnte man einem Bauern in Afrika einfach Geld schicken, aber wenn man dafür sorgt, dass sie selbst Geld verdienen können, erzielt man eine viel grössere Wirkung. Die Renditen, die man dort macht, verfügen über ein enormes Risiko, deshalb sind die Impactfonds sehr breit diversifiziert.
Welches Thema liegt Ihnen persönlich am Herzen, wo Sie noch «Impact» schaffen wollen?
Der Sport! Als Präsident der Schweizer Sporthilfe und mit der Passion Schneesport setzen wir uns dafür ein, Nachwuchstalente in Sportarten, wo mediale Präsenz, grosse Sponsoren und hohe Preisgelder ausbleiben, auf ihrem Weg an die Weltspitze zu begleiten.
Zum Schluss: Wann sind Sie das nächste Mal im SQUARE?
Ich bin am 14. und 15. November als «Personality in Residence» am SQUARE und freue mich sehr darauf. Es ist schön, wenn das Gebäude lebt. Deshalb auch mein Aufruf an die Bevölkerung, Studierenden und Unternehmer: Nutzt es, denn es bietet so viele Möglichkeiten!