«Innovative Therapieansätze bringen Rehakliniken voran»
Michèle Bongetta, wie treiben Sie Innovationen in beiden Häusern voran?
Wir verfügen über ein klinikübergreifendes Clinical Innovation Team, das eng mit den Therapieabteilungen zusammenarbeitet. Dieses Team ist für die stetige Weiterentwicklung und die Umsetzung neuer Therapiemethoden verantwortlich. Der enge Austausch zwischen den Standorten hilft uns, Innovationen schnell voranzutreiben.
Die Rehaklinik Zihlschlacht ist international bekannt für ihr Robotikzentrum. Wie wurde diese Expertise aufgebaut?
Vor 18 Jahren haben wir den ersten Lokomaten, ein robotergesteuertes Gehtrainingsgerät, in unserer Klinik eingesetzt. Dies war damals revolutionär und wurde skeptisch betrachtet. Heute verfügen wir über ein Expertenteam, das nicht nur die Geräte anwendet, sondern auch an deren Weiterentwicklung beteiligt ist. Wir nehmen an wissenschaftlichen Studien teil, um die Wirksamkeit der Therapien zu beweisen. Unsere hohe Expertise in der Anwendung von neusten Therapiemethoden geniesst weltweit einen hervorragenden Ruf.
Zihlschlacht wurde als erste Rehaklinik der Schweiz zum Center of Excellence DIH ernannt. Welche Bedeutung hat diese Auszeichnung für Sie?
Die Auszeichnung ist eine grosse Ehre und zeigt, dass unser Weg der technologischen Innovation anerkannt wird. Für uns bedeutet sie nicht nur eine Bestätigung unserer bisherigen Arbeit, sondern auch eine Motivation, weiterhin führend zu bleiben. Unser Ziel ist es, die Qualität der Patientenversorgung kontinuierlich durch innovative Ansätze zu verbessern. Diese Anerkennung bestätigt unseren Fokus auf technologische Exzellenz in der Rehabilitation und motiviert das Team, sich ständig weiterzuentwickeln.
Wie bewerten Sie den Einfluss der Roboter Lio und Lia auf den Rehabilitationsprozess?
Assistenzroboter wie Lio und Lia haben Potenzial, den Rehabilitationsprozess positiv zu beeinflussen, indem sie Routineaufgaben übernehmen und unser Pflegepersonal entlasten. Aktuell befinden sie sich in einer erweiterten Testphase und interagieren bereits mit unseren Patientinnen und Patienten, etwa durch das Bereitstellen von Informationen oder das Verteilen der Post. Dies ermöglicht dem Fachpersonal, sich stärker auf die individuelle Betreuung der Patienten zu konzentrieren.
Welche Vorteile bietet das neue Robotikzentrum in Dussnang für geriatrische und muskuloskelettale Rehabilitation?
Auch in Dussnang arbeiten wir seit mehreren Jahren erfolgreich mit robotikgestützter Therapie. Im September 2024 eröffneten wir das grösste Robotikzentrum für geriatrische und muskuloskelettale Rehabilitation der Schweiz. Im Fokus der technologiegestützten Therapie stehen die Wiedererlangung der bestmöglichen Gehfähigkeit, die Verbesserung von Kraft und Gleichgewicht. Ältere Patientinnen und Patienten profitieren insbesondere von der Reduktion des Sturzrisikos.
Wie nutzen beide Kliniken Synergien, um voneinander zu profitieren?
Ein Beispiel ist die Einführung eines neuen Klinikinformationssystems, das zuerst in Dussnang und dann in Zihlschlacht eingeführt wurde. Unsere Experten arbeiten standortübergreifend zusammen, um Fachwissen auszutauschen. Der Austausch von Best Practices stärkt die Fachkompetenz in beiden Kliniken und verbessert die Qualität der Versorgung.
Welche Herausforderungen bringt die Leitung von zwei Rehakliniken mit sich?
Eine Herausforderung ist, dass ich nicht gleichzeitig an beiden Standorten sein kann. Mit klarer Planung und eindeutigen Zuständigkeiten lässt sich das jedoch gut meistern. Ich kann auf zwei erfahrene Leitungsteams zählen, die genau wissen, was zu tun ist. Im Bereich der Technologieintegration sehe ich eher Vorteile: Trotz unterschiedlicher fachlicher Schwerpunkte sind die technologischen Ausrichtungen sehr ähnlich, was Innovationen erleichtert. Therapeuten können sich standortübergreifend austauschen und voneinander profitieren.
Wie wirkt sich der Personalaustausch zwischen den Kliniken auf die Qualität der Behandlung aus?
Der Austausch des Personals wirkt sich positiv auf die Behandlungsqualität und das Arbeitsumfeld aus. Mitarbeitende profitieren vom Wissen und den Erfahrungen, die sie an den anderen Standorten sammeln, was zu einem kontinuierlichen Transfer von Best Practices führt. Neue Ansätze in Therapie und Pflege werden so schneller umgesetzt. Der Austausch schafft zudem Flexibilität und stärkt das Miteinander, wodurch die Zufriedenheit sowohl der Mitarbeitenden als auch der Patienten steigt.
Wie steigert die gemeinsame Nutzung von Fachgremien, wie z. B. der Hygienekommission, die Effizienz?
Die gemeinsame Nutzung von Fachgremien ermöglicht uns, Prozesse zu vereinheitlichen und Doppelarbeit zu vermeiden. Erkenntnisse aus beiden Kliniken werden schneller umgesetzt, und die Fachleute profitieren vom Austausch. Dadurch verbessern wir nicht nur die Effizienz, sondern auch die Qualität der Patientenversorgung. Es ist ein entscheidend, dass unsere Experten aus unterschiedlichen Bereichen zusammenarbeiten, um Best Practices in allen Bereichen anzuwenden.
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Wie wichtig sind Kooperationen mit Zuweisern und Partnern für den technologischen Fortschritt?
Kooperationen spielen eine zentrale Rolle für den technologischen Fortschritt. Der Austausch mit Zuweisern hilft uns, Abläufe zu verbessern und Angebote an die Bedürfnisse der Patienten anzupassen. Technologiepartner ermöglichen uns den Zugang zu den neuesten Entwicklungen, sodass wir die besten Therapiemethoden anbieten können. Durch diese Kooperationen bleibt unser Angebot immer auf dem neuesten Stand der Technik, was uns hilft, die Behandlungsqualität auf einem hohen Niveau zu halten.
Was würden Sie als Ihr persönliches Erfolgsrezept bezeichnen, um zwei hochspezialisierte Rehakliniken erfolgreich zu führen?
Mein Erfolgsrezept basiert auf klaren Strukturen, guter Kommunikation und Vertrauen in starke Teams. Klare Zuständigkeiten und strategische Planung sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Der regelmässige Austausch zwischen den Teams ist essenziell, um Synergien zu nutzen und die Qualität der Patientenversorgung stetig zu verbessern.
Text: Patrick Stämpfli
Bild: zVg