St.Galler Festspiele 2024

«In die Geschichte hineinträumen»

«In die Geschichte hineinträumen»
Anna Bernreitner
Lesezeit: 2 Minuten

Die leitende Regisseurin Anna Bernreitner hat die Aufgabe, ein Hunderte Jahre altes Stück Musikgeschichte in die heutige Zeit zu transportieren. Wie ihr das gelingt und was Träume und Shakespeare damit zu tun haben, verrät die Regisseurin im Interview.

Anna Bernreitner, wie kann man sich Ihren Aufgabenbereich vorstellen?
Nun, mein Aufgabenbereich ist sehr vielfältig. Zu Beginn des Prozesses bin ich Träumerin und Forscherin. Wenn ich mich mit einem Stück auseinandersetze, das mehrere hundert Jahre alt ist, versuche ich immer, mich in den Stoff hineinzuträumen. Wie war die Geschichte gemeint, warum handeln die Figuren so, wie sie es machen, welche Emotionen werden vermittelt? Ich nehme das alles in mich auf. Anschliessend arbeite ich sehr eng mit meinem Team zusammen. Wir erschaffen gemeinsam einen Kosmos. Welche Stimmungen sollen wir vermitteln, in welche Welt wollen wir entführen?

Sechs Wochen vor der Premiere starten dann die Proben.
Genau. Wir stehen im ständigen Austausch und probieren die unterschiedlichsten Dinge aus. Wenn ich beispielsweise eine neue Szene anlegen will, präsentiere ich meine Idee, meine Gedanken und erörtere, welches Puzzleteil diese für die Geschichte als Ganzes bedeutet. Am Schluss bei den Endproben müssen die finalen Entscheidungen gefällt werden. Hier muss ich dann das grosse Ganze verantworten.

Das klingt nach einem ganz schön grossen Aufwand; wie viele Stunden an Arbeit sind hier eingeflossen?
Das ist schwierig zu beantworten. Im Sommer 2022 wurde ich von Jan Henric Bogen angefragt. Seitdem laufen die Vorbereitungen. Bei The Fairy Queen kommt hinzu, dass es keine vorgegebene Handlung gibt. Die Musiknummern sind lose aneinandergereiht und kreisen rund um die Elfenkönigin Titania und ihren Elfenwald. Also war es auch meine Aufgabe, die Geschichte zu schreiben. Ich habe mich stark an Shakespeares Sommernachtstraum orientiert und viele Texte hiervon verwendet. Damit will ich eine Geschichte von fünf Menschen und vielen Elfengestalten kreieren.

 

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«Wir erschaffen gemeinsam einen Kosmos.»

Dann wird es Sie wohl auch besonders stolz machen, wenn Sie das Resultat dieses Aufwands zum ersten Mal auf der Bühne sehen?
Oh ja, absolut! Besonders stolz werde ich sein, wenn wir die fulminante Premiere am 21. Juni hinter uns haben. Die hat hoffentlich bei bestem Sommerwetter stattgefunden. 

Warum eigentlich ausgerechnet The Fairy Queen?
Es ist das perfekte Stück für die Flumserberge. The Fairy Queen spielt in einem Wald und dreht sich um die Natur und deren Wesen. Dazu erklingt die wunderschöne Barockmusik von Purcell. Das wird in der Naturkulisse der Flumserberge sehr atmosphärisch wirken und die Gefühlswelt in den Vordergrund rücken. Ich bin sehr froh, dass dieses Stück ausgewählt wurde. Es war uns auch immer wichtig, noch weitere Naturelemente wie Feuer und Wasser in die Aufführung aufzunehmen.

Text: Fabian Alexander Meyer

Bild: Kalinkaphoto

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