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Die Tumorspezialisten im Thurgau

Die Tumorspezialisten im Thurgau
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Das Tumorzentrum Thurgau ist ein neues, grosses Kompetenz-Zentrum an den Akutspitälern der Spital Thurgau AG für alle Menschen mit einer Krebserkrankung. Alle Berufsgruppen und Fachdisziplinen arbeiten in diesem Zentrum zusammen, um den  Weg für die Patienten so einfach wie möglich zu machen.

Die umfassende Betreuung reicht von der Diagnose über Therapieempfehlungen, Behandlung und Palliative Care bis hin zur Nachsorge und beinhaltet neben der Versorgung für alle Krebspatienten die drei organspezifischen Zentren für Brust, Gynäkologie und Prostata.

Dr. med. Christian Taverna, Chefarzt Onkologie/Hämatologie der Spital Thurgau AG und ärztlicher Leiter des Tumorzentrums, Dr. med. Markus Kuther, Klinikdirektor Gynäkologie/Geburtshilfe der Spital Thurgau AG, sowie Prof. Dr. med. Aristotelis Anastasiadis, Chefarzt Urologie am Kantonsspital Münsterlingen, stellen das Tumorzentrum vor.

Christian Taverna, das Tumorzentrum Thurgau umfasst ein Brustzentrum, ein gynäkologisches Tumorzentrum und ein Prostatazentrum.  Warum konzentriert man sich gerade auf diese drei Fachbereiche, es gibt ja noch viele weitere Tumorarten?
Die Brustkrebserkrankung ist die häufigste Tumorerkrankung bei den Frauen, der Prostatakrebs der häufigste Krebs bei den Männern, entsprechend häufig kommen sie also in der Bevölkerung vor. Darum macht es Sinn, zu Beginn für diese Erkrankungen eigene Zentren zu bilden. In den nächsten Jahren wollen wir noch weitere solche Zentren aufbauen, bspw. für Darm- oder Blut- und Lymphdrüsenkrebs. Das Tumorzentrum Thurgau als Ganzes ist aber für alle Krebserkrankungen zuständig, auch für seltenere Erkrankungen. Jeder Mensch mit einer Krebserkrankung wird im Tumorzentrum nach den neuesten Kriterien behandelt. 

Ist das Tumorzentrum Thurgau also  «One-Stop-Shop» gedacht?
Wenn Sie damit meinen, dass das Tumorzentrum alle Möglichkeiten für seine Patientinnen und Patienten anbietet, dann ja. Die meisten Angebote können wir im Spital Thurgau selbst anbieten. Besonders seltene oder komplexe Behandlungen bieten wir gemeinsam mit unseren Partnern an den Universitätskliniken an. Ausserdem haben wir eine gute Zusammenarbeit mit Organisationen wie der Krebsliga Thurgau sowie Rehabilitations-Einrichtungen, sodass die Patientinnen und Patienten auch nach ihrer Erkrankung Hilfe erfahren.

Wie viele Krebsbehandlungen werden im Schnitt pro Jahr durchgeführt?
Jedes Jahr kommen mehrere hundert Patientinnen und Patienten mit einer neu diagnostizierten Krebserkrankung zu uns ins Tumorzentrum. Davon werden manche bestrahlt, andere operiert, manche erhalten medikamentöse Therapie und einige auch Kombinationen von allem. Viele Patientinnen und Patienten werden geheilt und gehen nach der Therapie in die Nachsorge, die bei uns im Zentrum oder auch bei niedergelassenen Ärzten stattfinden kann. Manche müssen wegen eines Rückfalls erneut behandelt werden. Insgesamt haben wir damit mehrere Tausend Patientenkontakte wegen einer Krebserkrankung pro Jahr. Das Tumorzentrum Thurgau ist daher ein bedeutendes Zentrum in der Schweiz und für die Bevölkerung im Thurgau sehr relevant.

Und wie wichtig ist die Bildung von Organkrebszentren für die Weiterentwicklung der Spital Thurgau AG?
Für uns als zentraler Gesundheitsansprechpartner im Kanton ist sie sehr wichtig! Wir können damit unsere Qualität messbar und nachvollziehbar machen und zeigen, dass wir bezüglich der Struktur- und Ergebnisqualität anderen Zentren und Institutionen der Schweiz in keiner Weise nachstehen. Es wird in Zukunft nicht mehr möglich sein, ohne einen Nachweis der Qualität Krebsmedizin zu betreiben. Bereits gibt es dazu Vorgaben vonseiten des Bundes und der Kantone. Wir sind froh, bereits jetzt solche Instrumente zur Verfügung zu haben.

 

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Dr. med. Aristotelis Anastasiadis,  Dr. med. Christian Taverna und Dr. med. Markus Kuther.
Dr. med. Aristotelis Anastasiadis, Dr. med. Christian Taverna und Dr. med. Markus Kuther.

Markus Kuther, was macht das Brustzentrum Thurgau mit den Standorten Frauenfeld und Münsterlingen besonders?
Das Brustzentrum Thurgau war eines der ersten zertifizierten Brustzentren der Schweiz und ist das einzige im Kanton. Über 200 Frauen vertrauen sich uns jährlich zur Behandlung an. Bis 2021 war das Brustzentrum nach den Kriterien der Schweizer Krebsliga zertifiziert (Q-Label), seit 2022 zusätzlich auch nach den Kriterien der Deutschen Krebsgesellschaft. Damit kann sich das Brustzentrum auch international messen. Inzwischen können wir auch belegen, dass das Brustzentrum Thurgau überdurchschnittlich gute Behandlungsergebnisse für seine Patientinnen erzielt, was uns stolz und glücklich macht.

Aristotelis Anastasiadis, bei Männern ist die häufigste Krebsart Prostatakrebs. Dieser zeigt zu Beginn oft kaum Symptome. Wie schwierig  ist es, einen Mann zu überzeugen, sich einer Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen – und wem empfehlen Sie eine solche?
Das stimmt: Eine Prostatakrebserkrankung verläuft im Frühstadium völlig ohne Symptome oder Warnzeichen, was das Erkennen der Krankheit erschwert. Eine Vorsorgeuntersuchung, die immer eine Tastuntersuchung und die Bestimmung eines prostataspezifischen Tumormarkers (PSA-Bestimmung) im Blut beinhalten sollte, wird allen Männern ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. Bei Männern mit einer familiären Prostatakarzinomvorbelastung sollte die Untersuchung ab dem 45. Lebensjahr erfolgen.

Gilt das auch für Frauen im Brustbereich?
Für Frauen ab 50 Jahren gibt es im Kanton Thurgau die Möglichkeit, an einem Früherkennungs-Screening teilzunehmen. Hierbei hat jede Frau ab 50 alle zwei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Mammografie (Bruströntgen) sowie weitere Untersuchungen, falls diese erforderlich sind. Auf diese Weise können viele Brustkrebserkrankungen bereits im Frühstadium erkannt werden, in dem sie noch sehr gut heilbar sind.

 

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Markus Kuther, Sie haben einst die aggressivsten Tumore mit Raubtieren verglichen. Können Sie das erläutern?
Um im Bild zu bleiben, wäre bei uns der Brustkrebs stellvertretend für den Elefanten. Auf einer Safari hätte man relativ gute Chancen, ihn zu Gesicht zu bekommen. Analog dazu ist der Brustkrebs die  häufigste Krebsart bei Frauen. Verglichen mit anderen gynäkologischen Krebserkrankungen sind diese aber ungleich aggressiver, wie etwa der Löwe oder das Nashorn. Ein Raubtier benimmt sich manchmal unvorhersehbar, ebenso wie ein aggressiver Tumor. Häufig ist man auch als Krebsspezialist nicht in der Lage, immer genau zu wissen, wie so ein Tumor sich verhalten wird, auf welche Therapie er gut anspricht. Seit Neuestem gibt es die Möglichkeit, das genetische Profil mancher Tumoren vor der Therapie zu untersuchen und die Therapie darauf abzustimmen. Es ist unsere Hoffnung, dass wir so in Zukunft besser mit solchen «Raubtieren» umgehen können.

Und auf welchem Niveau befindet sich die Krebsmedizin im Kanton Thurgau?
Dank den erfolgreichen Zertifizierungen durch die Deutsche Krebsgesellschaft befinden wir uns anerkanntermassen auf einem international hohen Level. Dazu kommt, dass die Spital Thurgau AG alle Möglichkeiten für eine qualitativ hochwertige Diagnostik und Therapie selbst vorhält. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller relevanten Fachgebiete und Berufsgruppen sind bei uns beschäftigt und engagieren sich im Tumorzentrum. Wir können mit Recht sagen, dass sich die Krebsmedizin im Thurgau auf einem wirklich guten Niveau befindet.

Christian Taverna, Sie waren 2017 massgeblich daran beteiligt, dass die Zahlen von Krebs-Neuerkrankungen im Thurgau öffentlich gemacht wurden. Welche Folgen hatte und hat die Veröffentlichung?
Bis man Trends bezüglich der Häufigkeit bestimmter Tumorarten zuverlässig feststellen kann, braucht man viele Jahre der Beobachtung und der Datenerfassung. Um konkrete Zusagen zu Veränderungen der Häufigkeit bestimmter Tumorarten im Thurgau machen zu können, ist es deshalb noch zu früh. Entsprechend können zurzeit auch noch keine Interventionsmassnahmen abgeleitet werden.

Zum Schluss: Welche Erfolgserlebnisse im Rahmen des Tumorzentrums machen Sie besonders stolz?
Neben den guten Behandlungsergebnissen macht uns vor allem die Gründung eines neuen Berufsbildes sehr stolz: die der «Klinischen Pflegeexpertin Tumorzentrum». Das sind hoch qualifizierte Pflegefachkräfte, welche unsere Krebspatientinnen und -patienten von Beginn der Erkrankung bis zur Genesung begleiten und betreuen, unabhängig davon, in welcher Abteilung der Patient gerade zur Behandlung ist. Das ist für unsere Patientinnen und Patienten ein echter Gewinn. Auch sind wir sehr stolz auf die gute Zusammenarbeit aller Fachdisziplinen und Berufsgruppen im Tumorzentrum. Alle ziehen gemeinsam am selben Strang und haben das grosse gemeinsame Ziel: die bestmögliche Behandlung für unsere Krebspatientinnen und -patienten zu erreichen.

Text: Miryam Koc

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