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«Psychische Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit»

«Psychische Gesundheit ist mehr als die Abwesenheit von Krankheit»
Manuel Stadtmann
Lesezeit: 4 Minuten

Das Kompetenzzentrum Psychische Gesundheit an der OST St.Gallen spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung des Bewusstseins und der Unterstützung psychischer Gesundheit. Unter der Leitung von Prof. Manuel Stadtmann setzt sich das Team des Zentrums dafür ein, psychische Gesundheit in verschiedenen Lebensbereichen zu stärken – von der Prävention bis zur Behandlung.

Mit einem ganzheitlichen Ansatz, der Forschung, Lehre und Praxis vereint, will das Zentrum innovative Lösungen entwickeln, um den wachsenden Herausforderungen im Bereich der psychischen Gesundheit gerecht zu werden. Das interprofessionelle Team verfolgt eine holistische Sichtweise, die körperliche und psychische Aspekte gleichermassen in die Behandlung einbezieht. Dabei versteht es psychische Gesundheit nicht nur als die Abwesenheit von Erkrankungen, sondern als einen dynamischen Zustand des inneren Gleichgewichts, in dem der Einzelne seine Fähigkeiten erkennt, mit dem alltäglichen Stress umgehen kann und einen produktiven Beitrag zur Gesellschaft leistet.

«Ein gesundes Arbeitsumfeld fördert Motivation und Produktivität.»

Herausforderungen der Psyche

Psychische Gesundheit ist ein zunehmend präsentes Thema in der Gesellschaft, doch die Herausforderungen bleiben gross. Manuel Stadtmann weist darauf hin, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen in der Schweiz weiter zunehmen, trotz eines gut ausgebauten Gesundheitssystems. Eine zentrale Hürde ist nach wie vor die Stigmatisierung, die Betroffene davon abhält, rechtzeitig Hilfe zu suchen. Stadtmann erläutert: «Obwohl sich die gesellschaftliche Wahrnehmung verbessert hat, bestehen weiterhin Vorurteile, die es Betroffenen erschweren, Unterstützung in Anspruch zu nehmen.»

Gerade in ländlichen Gebieten sei der Zugang zu spezialisierten Behandlungsangeboten oft limitiert, was die Situation zusätzlich verschärfe. Darüber hinaus betont Stadtmann die psychische Belastung am Arbeitsplatz, insbesondere in Berufen mit hoher Verantwortung. «Die Erwartungen an Leistung und Effizienz, gekoppelt mit dem Mangel an Regenerationszeit, führen oft zu Burn-out und moralischem Stress», erklärt er. Besonders betroffen seien Mitarbeiter im Gesundheits- und Sozialwesen, deren psychische Gesundheit stärker in den Fokus gerückt werden müsse.

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Psychische Gesundheit im Job

Das Kompetenzzentrum Psychische Gesundheit bietet Unternehmen gezielte Unterstützung, um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu fördern. Es entwickelt Programme und Schulungen, die Führungskräften Werkzeuge an die Hand geben, um Stress und Überlastung frühzeitig zu erkennen und ein gesundes Arbeitsklima zu schaffen. «Ein gesundes Arbeitsumfeld trägt dazu bei, dass Mitarbeitende motiviert, produktiv und resilient bleiben», sagt Stadtmann. Durch die Sensibilisierung der Führungskräfte und die Förderung einer gesunden Work-Life-Balance können langfristige Schäden durch Überlastung verhindert werden.

Ein weiteres Angebot des Zentrums ist der «CAS Stress und Stressmanagement», ein Zertifikatslehrgang, der es Führungskräften ermöglicht, präventive Strategien zu erlernen und in die Praxis umzusetzen. Stadtmann erklärt: «Der CAS vermittelt nicht nur theoretisches Wissen über Stress, sondern auch praktische Techniken zur Stressbewältigung, die direkt im Arbeitsalltag angewendet werden können.»

Forschung und digitale Ansätze

Das Kompetenzzentrum engagiert sich auch in der Forschung und der Entwicklung digitaler Lösungen, um psychische Gesundheit auf innovative Weise zu fördern. Dazu gehören digitale Screening-Tools, die es ermöglichen, psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen. Stadtmann erklärt: «Diese digitalen Angebote sollen den Zugang zu Hilfe erleichtern und die Hemmschwelle senken, Unterstützung in Anspruch zu nehmen.»

Die Forschungsprojekte des Zentrums umfassen zudem die Untersuchung der Ursachen und Auswirkungen psychischer Erkrankungen sowie die Entwicklung wirksamer Interventionsansätze. Das Ziel ist es, die psychische Gesundheit über die gesamte Lebensspanne hinweg zu fördern. «Wir arbeiten eng mit regionalen und nationalen Partnern zusammen, um wissenschaftlich fundierte Ansätze in die Praxis zu bringen», so Stadtmann. Zu den aktuellen Forschungsschwerpunkten gehören die Determinanten psychischer Gesundheit, die interprofessionelle Versorgungsforschung sowie der Abbau von Stigmatisierung.

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«Gesund altern beginnt nicht erst im Alter.»

Gesundes Altern fördern

Zusätzlich zu seinen Leitungsaufgaben des Kompetenzzentrums, wurde Prof. Stadtmann als Programmleitung des OST-weiten interdisziplinären Themenfelds «Healthy Living and Ageing», berufen. Ziel dieses OST-übergreifenden Programms, welches alle Departemente involviert, ist es, die Lebensqualität der Menschen über die gesamte Lebensspanne hinweg zu verbessern und ein aktives, selbstbestimmtes Altern zu fördern. «Gesund altern beginnt nicht erst in der dritten Lebensphase», erklärt Stadtmann. «Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der sich über das gesamte Leben erstreckt.» Darum benötigte es das gebündelte interprofessionelle Wissen. Gesund leben und altern unterstreicht heute die Notwendigkeit einer kollaborativen, multidisziplinären Anstrengung, um komplexe Gesundheitsherausforderungen zu bewältigen, die traditionelle Grenzen überschreiten.

Zukunftsprojekte für mehr Wohlbefinden

Das Kompetenzzentrum Psychische Gesundheit plant, seine Aktivitäten in den kommenden Jahren weiter auszubauen. Dazu gehört die Erweiterung der Forschungsaktivitäten, die Entwicklung neuer digitaler Lösungen und die Intensivierung der Aufklärungsarbeit in der breiten Bevölkerung. Stadtmann betont: «Wir wollen den öffentlichen Diskurs über psychische Gesundheit weiter vorantreiben und das Bewusstsein für die Bedeutung psychischen Wohlbefindens stärken.»

Ein weiterer Fokus liegt auf der Zusammenarbeit mit Unternehmen und Bildungseinrichtungen, um präventive Massnahmen zu implementieren und die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz und in Schulen zu fördern. «Unser Ziel ist es, eine Kultur des psychischen Wohlbefindens in der Gesellschaft zu etablieren», fasst Stadtmann zusammen.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer, unsplash

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