Digital Conference Ostschweiz 2023

Das grünste Rechenzentrum der Schweiz

Das grünste Rechenzentrum der Schweiz
Christoph Baumgärtner
Lesezeit: 3 Minuten

Seit fünf Jahren ist das Datacenter der Rechenzentrum Ostschweiz AG in Gais nun in Betrieb. RZO-CEO Christoph Baumgärtner über die Anfangszeiten, herausfordernde Momente und Nachhaltigkeit.

Das RZO feiert dieses Jahr sein fünfjähriges Bestehen. Wie zufrieden bist du mit dem Verlauf der vergangenen Jahre?
Der Start war offen gesagt etwas harzig. Nachdem wir namhafte Kunden gewonnen hatten, nahm der Vertrieb aber Fahrt auf. Mund-zu-Mund-Propaganda war und ist schon immer die beste Werbung.

Wer gehört denn alles zu diesen Kunden?
Viele unserer Kunden wollen nicht genannt werden. Mit einigen haben wir jedoch auch sogenannte Case Studies gemacht, die auch auf unserer Webseite zu finden sind. Unter diesen sind AR Informatik, Inventx, Geoinfo oder die Universität St.Gallen.

Nach dem harzigen Start kamen Corona und der Ukraine-Krieg. Welche Auswirkungen haben diese Ereignisse auf das RZO?
Eines der besten Verkaufsargumente ist und war schon immer die persönliche Führung durch unser Datacenter. Und genau dies war während der Pandemie nur noch eingeschränkt möglich. Die drohende Strommangellage im letzten Winter hat jedoch einen regelrechten Boom ausgelöst, um diesen Rückstand nun wieder kompensieren zu können.  Apropos Strom: Ein oft gehörter Vorwurf an Rechenzentren ist, dass sie regelrechte Stromfresser seien. Das RZO in Gais wird allerdings als «grünstes RZ der Schweiz» bezeichnet.

 

 Was macht es so «grün»?
Als Erstes möchte ich gerne eine Lanze für alle professionellen Colocation Datacenter brechen.

Nur zu …
Wir benötigen den Löwenanteil des Stroms ja nicht für uns selbst, sondern für die IT-Geräte unserer Kunden.  Diese Geräte würden auf jeden Fall Strom benötigen, egal, wo sie betrieben werden. Da der Strom zu beinahe 100 Prozent in Wärme umgesetzt wird, müssen die Geräte mit ausreichend kühler Luft versorgt werden. Da bei uns ein spezielles Kühlkonzept zum Einsatz kommt und Gais auf 920 m liegt, benötigen wir deutlich weniger zusätzlichen Strom für die Kühlung als andere Standorte.

Wird auch die Abwärme genutzt?
Selbstverständlich! Diese kann zu einem erheblichen Teil wiederverwendet werden: Wir können jährlich 1,5 GWh an die benachbarte Berg-Käserei abgeben, die damit rund 18 Millionen Liter Milch verarbeitet und 1800 Tonnen Käse herstellen kann. Dass die ganze Gebäudehülle ausserdem eine Photovoltaik-Anlage ist, rundet das Konzept ab.

Lässt sich die Effizienz auch  in anderen Zahlen als Käselaiben ausdrücken?
Die Effizienz wird bei Datacentern mit einem sogenannten PUE-Wert dargestellt (Power Usage Effectiveness, Energieverbrauchseffektivität). Dieser Faktor kann theoretisch zwischen  1 und unendlich liegen. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass ein durchschnittlicher Serverraum einen PUEWert zwischen 2.0 und 2.5 hat.

 

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Was bedeutet der PUE-Wert genau?
Im konkreten Fall heisst das, dass zwei- bis zweieinhalbmal so viel Strom benötigt wird, wie die IT-Geräte selbst benötigen. Der Rest wird hauptsächlich für die Kühlung und für die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) benötigt. Im RZO beträgt dieser PUE-Wert lediglich 1.15! Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende. Oder anders ausgedrückt: Wenn unser Datacenter einmal voll ausgelastet ist, werden wir so viel Strom einsparen können, wie die ganze Gemeinde Gais benötigt.

Das RZO ist nicht nur «grün», sondern auch besonders sicher. Ganz plump gefragt: Können die Daten im RZO überhaupt gestohlen werden?
Wir haben tatsächlich ein sehr umfangreiches Sicherheitsdispositiv.  Mit all unseren Massnahmen scheint  es quasi unmöglich, «physisch» an  die Daten heranzukommen. Unser Geschäftsmodell besteht ja darin, dass wir einen sicheren Ort mit genügend Strom und Kühlung zur Verfügung stellen und unsere Kunden ihre IT-Geräte selbst betreiben. Somit können sich unsere Kunden hauptsächlich auf die elektronische Sicherheit konzentrieren.

Wie soll sich das RZO in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
Selbstverständlich haben wir Wachstumspläne und können bereits bis Ende Jahr an einem weiteren Standort in der Ostschweiz unsere Services anbieten.

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