Kampf ums Olympia-Aufgebot
Der 46-jährige Jufer wird alles daran setzen, um die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Denn Van der Waaij muss hinter den unbestrittenen Steve Guerdat und Martin Fuchs für Paris noch eine Nummer 3 plus einen Ersatz bestimmen. Die bisherigen Resultate lassen vermuten, dass er sich für ein Duo aus dem Quintett Janika Sprunger mit Orelie, Pius Schwizer mit Vancouver, Edouard Schmitz mit Gamin, Elian Baumann mit Little Lumpi und Jufer entscheiden wird.
Beim Nationenpreis am 31. Mai, der neu mit 700‘000 Euro dotiert ist, strebt die Schweiz auf dem Gründenmoos den Hattrick an: Den Sieg sollen Fuchs auf Leone Jei, Europameister Guerdat im Sattel von Dynamix, Schwizer mit Vancouver und Jufer auf Dante holen. All diese Pferde sind die jeweilige Nummer 1 im Stall der Reiter und entsprechend für die Olympischen Spiele vorgesehen.
Jufer vor Bourquard und Schmid
Der Jurassier hat im September 2023 den Schweizer Meistertitel geholt: Der Mittvierziger setzte sich in Ascona im Sattel von Dante MM vor Anthony Bourquard und Adrian Schmid durch. Jufer, der in Herrliberg am Zürichsee wohnt, folgt auf Bryan Balsiger. Der Vorjahressieger musste sich mit Scarlina de Tiji Z nach einem verpatzten ersten Finaldurchgang mit Platz 7 begnügen.
Einer von Alain Jufers frühen bedeutenden Siegen war bei der Morocco Royal Tour, wo er mit Casall den Prix OCP CSI 3* gewann. Dieser Sieg war entscheidend für die Etablierung von Jufers Ruf auf der internationalen Bühne. Dann gewann er 2020 mit Cornet MM die Hauptprüfung beim CSI3*-W in Budapest. Bemerkenswerte Konstanz zeigte Jufer auch bei der Andalucía Sunshine Tour 2021, wo er mit Dante MM und Dark Grey in verschiedenen Klassen auf dem Podium stand und während der gesamten Veranstaltung hohe Platzierungen hielt, was seinen Status als Top-Springreiter weiter festigte. Beim Warsaw Jumping dominierte Jufer im selben Jahr mit Dante MM den $125.000-Wettbewerb, erzielte eine Doppel-Nullrunde und beendete das Stechen in 39,02 Sekunden. Dieser Sieg fügte seiner Bilanz einen weiteren bedeutenden Titel hinzu und stärkte sein Profil in der internationalen Springreiter-Community.
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Vom Automechaniker zum Weltklassereiter
15 Jahre lang bildete der gelernte Automechaniker Springpferde für Gian-Battista Lutta im freiburgischen Lossy aus. Dann zog der aus einer Reiter- und Züchterfamilie in Glovelier stammende Jurassier weiter und machte sich selbstständig. Bei seinem Jugendfreund und Equipenkollegen Steve Guerdat mietete sich Alain Jufer in einem Stalltrakt in Elgg ein und verbrachte auf den ehemaligen Anlagen von Altmeister Paul Weier etwas mehr als zwei Jahre. Im November 2022 übernahm er dann den brachliegenden Rütihof in Herrliberg, gründete eine GmbH und unterschrieb einen Fünfjahresvertrag.
Seit diesem Zeitpunkt lebt Alain Jufer mit seiner Lebensgefährtin Stefanie Lauber an der Zürcher Goldküste und führt das dortige Reitsportzentrum als Pächter und Geschäftsführer in Eigenregie. Den Wechsel mitvollzogen hat auch die langjährige Luzerner Pferdebesitzerfamilie Mühlebach: Fünf Pferde von Marlis Mühlebach mit dem Initialen-Suffix MM leben in den Boxen auf dem Rütihof, dessen Eigner der Zürcher Financier und Kunstsammler Urs E. Schwarzenbach ist.
«Ich bin nicht im Unmut aus Elgg weggezogen, sondern sah für mich eine neue Möglichkeit zur eigenen Weiterentwicklung und Entfaltung. Dies wäre aber ohne die Unterstützung der Zürcher Personalvermittlungsfirma Joker AG, die mir zusätzlich ein junges Pferd anvertrauen und besonders von meinen treuen Pferdebesitzern, Urs und Marlis Mühlebach, nicht möglich gewesen», sagte Jufer damals zur «Pferdewoche».
Text: Stephan Ziegler