Immopuls 2025

«Wir müssen die Innenverdichtung endlich vorantreiben»

«Wir müssen die Innenverdichtung endlich vorantreiben»
Elias Zürcher
Lesezeit: 4 Minuten

Nach 16 Jahren bei Fortimo hat Elias Zürcher eine neue berufliche Herausforderung angenommen: Seit Januar 2025 steht er als CEO an der Spitze der HEV Verwaltungs AG aus St.Gallen. Er gibt Einblicke in seine Beweggründe und seine Pläne für das Unternehmen – und legt den Finger in Wunden des Immobilienmarkts.

Der Wechsel zur HEV Verwaltungs AG markiert für Elias Zürcher einen neuen Abschnitt in seiner Karriere. Nach einer erfolgreichen Zeit bei Fortimo, die er als «ausserordentlich interessant und erfolgreich» beschreibt, suchte er eine neue Herausforderung. «Der Abschied letzten Sommer fiel mir nicht leicht. Doch nach einer bewussten Auszeit und der Möglichkeit, aus mehreren Optionen zu wählen, hat mich die Aufgabe beim HEV gereizt. Es geht darum, mit einem starken Team eine solide Marke weiterzuentwickeln – in einem intakten Marktumfeld mit viel Potenzial.»

Strategische Ausrichtung und erste Schritte

Die ersten Wochen als CEO nutzte Zürcher vorwiegend zum Zuhören. «Ich habe viele Gespräche geführt – mit den Mitarbeitern, aber auch mit Marktakteuren, die das Unternehmen seit Jahren kennen. Dabei hörte ich sowohl Erfolgsgeschichten als auch kritische Stimmen, die Handlungsfelder aufzeigen.»

Konkrete strategische Pläne gibt es bereits, auch wenn Zürcher sich noch nicht im Detail äussert. «Die bewährte Dienstleistungspalette bleibt bestehen: Beratung, Bewertung, Verkauf, Vermietung und Bewirtschaftung. Gleichzeitig suchen wir Fachkräfte mit Vorwärtsdrang, auch für die Standorte Wil, Buchs und Rapperswil.»

Zudem stehen interne Verbesserungen auf dem Plan: Optimierung von Prozessen, Digitalisierung und Qualitätssteigerung. Entscheidend sei aber auch eine gesunde Unternehmenskultur. «Leadership spielt hier eine Schlüsselrolle.»

«Was würde passieren, wenn man überall zwei bis drei Stockwerke höher bauen dürfte?»

Die grössten Herausforderungen für den Immobilienmarkt

Ein zentraler Punkt ist die zunehmende Regulierungsdichte, die Immobilieninvestoren abschreckt. «Besonders in links dominierten Städten behindern langwierige Prozesse den Wohnungsbau. Die gewollte Innenverdichtung kommt nicht in Fahrt, obwohl sie ein probates Mittel gegen die Wohnungsknappheit wäre.»

Elias Zürcher sieht Handlungsbedarf, mahnt aber vor übermässiger Regulierung. «Ich vertraue auf die Selbstregulierung des Marktes. Der HEV kann hier durch Aufklärungsarbeit zur Meinungsbildung und einem weitsichtigen Abstimmungsverhalten beitragen.»

Ein unkonventioneller Vorschlag von ihm wäre, die Raumplanung grundlegend zu verändern: «Was würde passieren, wenn man überall – ohne den Zonenplan anzutasten – einfach zwei bis drei Stockwerke höher bauen dürfte? Die überalterte Ausnutzungsziffer sollte abgeschafft werden. Stattdessen könnten Grenzabstände, Gebäudehöhen und Bauqualität im Vordergrund stehen.»

Solche Massnahmen würden die Attraktivität von Bestands- und Neubauten erhöhen. «Investoren würden wieder eher in Wohnungsproduktion investieren, die Innenverdichtung würde Fahrt aufnehmen, und die Wohnungsnot würde spürbar gelindert.»

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Die HEV-Rolle in einem dynamischen Markt

Die HEV-Rolle in einem dynamischen Markt

Der Hauseigentümerverband hat schweizweit mehr Mitglieder als alle Bundesratsparteien zusammen und geniesst hohes Vertrauen. Zurecht werde der HEV als stabil und bodenständig, verlässlich und qualitätsbewusst wahrgenommen, meint Zürcher «Wir sind oft die erste Anlaufstelle für Banken, Ämter und private Eigentümer. Sie wissen, dass sie bei uns von unparteiischen Fachleuten mit langjähriger Erfahrung beraten werden – im Gegensatz zu unqualifizierten Marktteilnehmern, die primär monetär getrieben agieren.»

Elias Zürcher legt grossen Wert auf Qualität statt Massengeschäft. «Gerade in der Bewirtschaftung müssen wir uns gegen Mitbewerber behaupten, die auf schnelle Gewinne oder Honorardumping setzen. Unser Ziel ist es, persönliche und kompetente Beratung mit höchster Kundenzufriedenheit zu verbinden.»

Ein weiteres Thema ist die Digitalisierung. Während effizientere Prozesse intern und extern Vorteile bringen, sieht Zürcher eine Gefahr in der Automatisierung ohne Menschlichkeit. «Es darf nicht sein, dass Kunden nur noch mit einem Chatbot kommunizieren können. Digitalisierung muss dazu dienen, dass unsere Bewirtschafter mehr Zeit für echte Kundenbedürfnisse haben.»

Nachwuchs und Zukunft des Hauseigentums

Dass die Schweiz ein Volk von Mietern ist, hält Zürcher für gegeben, aber nicht für besorgniserregend. «Der Generationenwechsel im Wohneigentum ist längst im Gange. Junge erben, finanzkräftige Käufer investieren – Transaktionen wird es immer geben.»

Damit bleibt auch die Arbeit des HEV relevant. «Die Bedürfnisse ändern sich, deshalb muss sich auch ein Hauseigentümerverband weiterentwickeln.» Besonders gefragt sei hochwertige Bewirtschaftung von Mietliegenschaften und Stockwerkeigentumsgemeinschaften. Während andere auf Masse setzen, wolle der HEV individuelle Lösungen bieten – für Private ebenso wie für institutionelle Anleger. Der Trend zur Miete werde anhalten, prognostiziert Zürcher. «Das Verhältnis wird sich wohl nicht zugunsten von Wohneigentum verschieben. Doch unser breites Dienstleistungsangebot bleibt relevant – egal, ob für Eigentümer oder Mieter.»

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«Besonders in links dominierten Städten behindern hohe Regulierungsdichten und langwierige Prozesse den Wohnungsbau.»

Blick nach vorne

Für den Erfolg der HEV Verwaltungs AG sieht Zürcher eine positive Unternehmenskultur als zentralen Faktor. «Ehrlichkeit, Respekt und Wertschätzung sind mir wichtig – ebenso klare Strukturen und gute Kommunikation.» Er setzt auf eine kooperative Führung: «Gemeinsam sind wir stark»Mitarbeiterentwicklung ist für ihn ein Schlüsselfaktor. «Employer Branding ist kein Modewort, sondern Teil unserer Strategie. Wir wollen zufriedene, motivierte Mitarbeiter, die sich langfristig mit dem Unternehmen identifizieren.» Dazu gehören faire Löhne, moderne Arbeitszeitmodelle und flexible Homeoffice-Regelungen. «Es lohnt sich, in eigene Mitarbeiter zu investieren – das zahlt sich in hoher Zufriedenheit und geringer Fluktuation aus.»

Zürcher blickt optimistisch in die Zukunft. «Wir haben ein starkes Fundament und eine vertrauensvolle Position im Markt. Jetzt geht es darum, unser Potenzial gezielt weiterzuentwickeln.» Ob seine Vorschläge zur Raumplanung jemals umgesetzt werden, bleibt offen. Doch eines ist für ihn klar: «Ich bin dankbar für engagierte Politiker, die auch heikle Themen mit einer positiven Hands-on-Mentalität angehen.»

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