In der Nische eingerichtet
Daniel Rechsteiner, Sie führen gemeinsam mit Florian Schüpp seit 2016, die Weinstein Vinothek in der Stadt St.Gallen. Welchen beruflichen Hintergrund haben Sie beide?
Wir kommen beide aus der Gastronomie – Florian aus dem Service und ich aus der Küche.
Was hat Ihre Faszination für Weine entfacht?
Während meiner Lehrzeit in den Grand Hotels Bad Ragaz hatten wir einen lieben Sommelier, der mir des Öfteren in der Spätschicht ein Glas Wein hingestellt hat – mit der Aufgabe den Wein zu beschreiben. Da wurde mir bewusst, wie vielseitig dieses Thema ist, und meine Neugier geweckt, immer mehr über Wein zu erfahren.
Und die war so gross, dass Sie sich für die berufliche Laufbahn im Weinbusiness entschieden haben?
Das hat dann doch noch einige Jahre gedauert. Wein hat mich seit dieser Zeit begleitet; in Kombination mit den schwierigen Arbeitsbedingungen in der Gastronomie kam, vor über zehn Jahren, der Entschluss umzusatteln. Ein Weg, den ich jederzeit wieder gehen würde.
Sie konzentrieren sich auf Schweizer Wein, Champagner und Bordeaux. Warum haben Sie auf diese Nische gesetzt?
Es gibt viele Händler, die Weine aus der ganzen Welt anbieten, aber nur wenige, die sich wirklich auf ein Gebiet spezialisiert haben. Wir haben hier unsere Chance gesehen, uns ein vertieftes Fachwissen aufzubauen, um unseren Kunden die grösstmögliche Kompetenz zu bieten.
Was unterscheidet Schweizer Wein von italienischem oder spanischem?
Grundsätzlich nichts, am Ende des Tages sprechen wir von vergorenem Traubensaft.
Dann frage ich anders: Was zeichnet Schweizer Wein aus?
Wir verfügen in der Schweiz über eine unglaublich vielseitige Weinwelt und ein extrem hohes Qualitätsniveau. Dazu kommen viele junge, talentierte Winzer und ein grosser Wille zur nachhaltigen Weinproduktion. Wir haben das Glück, in der Schweiz jeden erdenklichen Weinstil anbieten zu können, von klassisch über modern bis zu den verrücktesten Ideen.
Wie viele Weine haben Sie im Angebot?
Aktuell vertreten wir rund 45 Weingüter aus der Schweiz, dazu über 25 Champagnerhäuser und etwa 80 verschiedene Châteaux aus Bordeaux.
Es gibt Tausende Geschmacksrichtungen beim Wein – das kann die Beratung zu einer Herausforderung machen. Wie gehen Sie bei Ihren Kunden vor, die ohne grosse Vorstellungen, was sie kaufen möchten, zu Ihnen kommen?
Unser wichtigstes Ziel ist es, den Kunden mit einem Lächeln im Gesicht zu verabschieden – unabhängig davon, wie viel jemand über Wein weiss oder bereit ist für Wein auszugeben. Wein ist Emotion – diese zu wecken unsere Aufgabe.
Welchen Kundenstamm bedienen Sie besonders häufig?
Wir sind sehr glücklich, einen breiten Kundenstamm zu haben – vom HSG-Studenten über den «Büezer» bis zur Bankdirektorin. Bei uns ist jeder willkommen.
Und wie spiegelt sich das im Sortiment wider?
Nicht jeder kann oder will gleichviel für eine Flasche Wein ausgeben. Daher ist es unsere Aufgabe, die besten Weine in jeder Preisklasse zu finden.
Die Feiertagssaison steht vor der Tür. Was bedeutet das für Sie?
Ich könnte jetzt sagen «viel Arbeit», aber wir freuen uns jedes Jahr darauf. Es sind intensive, strenge, aber auch schöne Wochen mit viel Kundenkontakt, Events und Erlebnissen.
Welchen Wein empfehlen Sie zu einem klassischen Weihnachtsmenü?
Ich bin überzeugt, dass der Wein an Weihnachten möglichst allen am Tisch schmecken sollte. An Weihnachten geht es doch in erster Linie um die Geselligkeit, den Genuss und das Zusammensein. Ein schöner Wein soll an Weihnachten Emotionen wecken und schöne Stunden begleiten. Da entscheidet der persönliche Geschmack; wir helfen aber gerne, etwas Passendes zu finden.
Zum Schluss: Welcher Wein wird bei Ihnen auf dem Weihnachtstisch stehen?
Dieses Jahr der Rosso del Ticino «Sottoroccia», in der Magnumflasche von der Tenuta San Giorgio aus dem Tessin. Ein schöner Wein, der allen schmeckt und sehr vielseitig zum Essen passt.