Digitalisierung im Transport: Zwischen Fortschritt und Nachholbedarf
«Der Stand in der Branche ist sehr unterschiedlich», erklärt Steiner. Einige Unternehmen haben die Digitalisierung bereits fest in ihren Alltag integriert und nutzen moderne Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und automatisierte Prozesse. Diese Betriebe haben digitale Dienstleistungen und Innovationen als wichtigen Teil ihrer Unternehmensstrategie erkannt. Auf der anderen Seite gibt es Unternehmen, bei denen physische Dienstleistungen nach wie vor im Vordergrund stehen. Bei ihnen hat die Digitalisierung noch keinen vorrangigen Platz in der Planung eingenommen, was an fehlenden Ressourcen, an mangelndem strategischen Fokus oder daran liegt, dass es für diese Unternehmung schlicht nicht notwendig ist.
Technologien mit Potenzial
Die Transportbranche bietet grosse Chancen durch technologische Entwicklungen. Steiner ist überzeugt, dass besonders die Digitalisierung der Fahrzeuge und die Automatisierung von Logistik- und Dispositionsprozessen das grösste Potenzial haben. «Die Verknüpfung all dieser Lösungen stellt eine grosse Herausforderung dar, bietet aber auch enormes Potenzial», so Steiner. Besonders in der internationalen Logistik können digitalisierte Prozesse die Abläufe erheblich vereinfachen und zur Effizienzsteigerung beitragen.
Die Digitalisierung ist auch ein Schlüssel zur Reduktion von CO2-Emissionen. «In der Planung der Einsätze sowie in der Fahrzeugdisposition gibt es viele Möglichkeiten, Ressourcen zu schonen», betont Steiner. Fahrer moderner Fahrzeuge erhalten durch digitale Technologien wie vorausschauende Tempomaten konkrete Hinweise, wie sie ihren Verbrauch optimieren können.
Hürden für kleinere Betriebe
Kleinere Transportunternehmen stehen bei der Digitalisierung oft vor grösseren Hürden. Laut Steiner sind es häufig die fehlenden zeitlichen, personellen und finanziellen Ressourcen, die den Fortschritt behindern. «Die Konzentration aufs Tagesgeschäft verhindert oft eine gute Projektorganisation und es fehlt an Know-how und den nötigen Mittel um die Digitalisierung an die Hand zu nehmen oder voranzutreiben», erklärt er.
Hier setzt die ASTAG auf Weiterbildung. «In der Ausbildung zum Transportdisponenten spielt die Digitalisierung eine immer grössere Rolle», betont Steiner. Die ASTAG verwendet moderne Planungs- und Dispositionstools, um die Nachwuchskräfte auf die digitalen Herausforderungen vorzubereiten und ihnen die nötigen Werkzeuge an die Hand zu geben, um Effizienz in den Unternehmen zu steigern.
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Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Eine erfolgreiche Digitalisierung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Transportunternehmen, Logistikdienstleistern und Softwareanbietern. «Die Prozesse lassen sich häufig nicht mit einem Standardprodukt digitalisieren», erklärt Steiner. Besonders kleinere und mittlere Unternehmen sind auf individuelle Lösungen angewiesen. Softwareanbieter müssen die speziellen Bedürfnisse der Branche verstehen und passgenaue Lösungen entwickeln.
Ein erfolgreiches Beispiel aus der Praxis zeigt, wie Digitalisierung in der Transportbranche bereits einen grossen Unterschied machen kann. «Wir arbeiten bei einem Kunden auf einer voll digitalisierten und automatisierten Plattform», so Steiner. Dort sei von der Mengenplanung über die Bestellauslösung bis hin zur Lagerverwaltung alles digital vernetzt. Ohne diese Lösung, erklärt er, wäre es kaum möglich, die hohen Volumina zu bewältigen.
Trotz der Vorteile gibt es weiterhin Herausforderungen bei der Akzeptanz digitaler Technologien. «Ältere Mitarbeitende oder fremdsprachige Angestellte haben teilweise grössere Hemmschwellen», so Steiner. Es mangele oft am Verständnis der neuen Prozesse, und die Sorge, Fehler zu machen, ist gross. Zudem stellt die Sprache ein Hindernis dar, wenn die Software nicht mehrsprachig verfügbar ist.
Blick in die Zukunft
Die ASTAG plant, das Thema Digitalisierung weiter voranzutreiben. «Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für die Chancen und Risiken der Digitalisierung zu schärfen», erklärt Steiner. Dennoch bleibt die Umsetzung in den Betrieben eine Herausforderung, die jedes Unternehmen individuell angehen muss. Die Digitalisierung erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch Engagement und Ressourcen.
Text: Patrick Stämpfli