National erster Campus mit LEED-Gold
Christian Meng, der Forster Campus ist für die Geschichte der Firma ein historischer Schritt. Was bedeutet es Ihnen, dieses Projekt mit Ihrem Team realisieren zu können?
Unser Büro durfte seit 1960 sämtliche Bauvorhaben von Forster umsetzen. Umso mehr freute es uns, auch diese nicht alltägliche Herausforderung als Generalplaner anzunehmen.
Was, denken Sie, war ausschlaggebend, dass Ihr Entwurf des Neubaus überzeugen konnte?
Das Ganze war von Beginn weg eine enge Zusammenarbeit mit klaren Vorstellungen der Bauherrschaft. So mussten die Grundlagen für einen funktionalen, wirtschaftlichen und ökologischen Campus geschaffen werden.
Für die Forster Profilsysteme AG war es wichtig, dass sich der Campus harmonisch in die ländliche Umgebung einfügt. Wie ist das gelungen?
Es ist nicht einfach, derartige Volumenanforderungen «kaschieren» zu können. Vielmehr ging es darum, die drei Gebäude verschieden zu gestalten, ohne dass sie den Bezug zueinander verlieren. Es lag im Weiteren auf der Hand, Materialien und Produkte zu wählen, die «Forster-affin» sind. Etwa die «Metalligkeit». Auf der anderen Seite war es auch Ziel, die grossen Volumen zu brechen, dies ist mit den vertikalen Fensterelementen beim 10’000 m² grossen Produktionsgebäude nach unserer Überzeugung und auch nach Meinung des Gestaltungsbeirats gelungen.
Wo lagen die grössten Herausforderungen bei diesem über 220’000 Kubikmeter grossen Volumen?
Die Geschossfläche von 20’000 m² mussten die Produktions-, Logistik- und Büroabläufe der Bauherrschaft berücksichtigen – es war eine Herausforderung, diese sinnvoll zu kombinieren, insbesondere die Bürostruktur auf vier Geschossen. Auch die verschiedenen Bereiche sinnvoll zu kombinieren, war eine echte Knacknuss.
Der Campus selbst besteht aus drei unterschiedlichen Baukörpern. Wie unterscheiden sich diese architektonisch?
Wie erwähnt war es auch für den Gestaltungsbeirat der Stadt Romanshorn wichtig, die Volumen visuell zu unterscheiden, ohne sie zu «trennen». Will heissen, es sollte trotzdem ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen. Ich denke, dies ist mit den angedachten und umgesetzten Massnahmen gelungen.
Einen hohen Anspruch verfolgt Forster auch in Bezug auf Nachhaltigkeit. Welche Design- und Baumassnahmen wurden ergriffen, um Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Umweltverträglichkeit im Gebäude zu fördern?
Da greifen einerseits die gesetzlichen Grundlagen, andererseits hat sich die Bauherrschaft früh entschieden, das Nachhaltigkeitslabel «LEED-Gold» umzusetzen. Der Forster Campus ist der erste Industriekomplex, der dieses Zertifikat auf nationaler Ebene erhalten wird. LEED ist eine amerikanische Nachhaltigkeitsnorm, die viele unterschiedliche Teilbereiche überwacht, begleitet und zertifiziert. Dieses Label geht weiter als das uns bekannte ECO-Label, vor allem ist es international zertifiziert. Für ein Unternehmen, das ihre tollen Produkte weltweit liefert, ein guter Botschafter in der heutigen Zeit.
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Gebaut wurde mit Green Steel. Was unterscheidet diesen von konventionellem Stahl?
Man muss dazu wissen, dass unser in der Schweiz verarbeiteter Stahl grundsätzlich alles Recycling-Stahl ist. Green Steel bedeutet, dass der Stahl aus Stahlschrott aus Lichtbogenöfen kommt, im Gegensatz zu den Hochöfen, die viel mehr Ressourcen verbrauchen und CO₂ produzieren. Die Qualität der Oberflächen ist weniger hochwertig, für Stahlbaukonstruktionen und Armierungseisen ist das aber überhaupt kein Problem. Schwieriger wird es bei der Produktion von Profilen, die hohe Anforderung an Oberflächenqualität stellen. Da bin ich jedoch nicht der Spezialist (lacht).
Wie würden Sie das Design des neuen Baus in drei Worten beschreiben?
Metallisch-cool, nachhaltig, ökologisch.
Wie laufen die aktuellen Arbeiten?
Es war von Anfang an ein Wettlauf gegen die Zeit. Der Bezugstermin stand von Beginn weg fest, ebenso das Kostendach. Durch die Herausforderungen von Corona und dem Ukrainekrieg waren wir terminlich und kostentechnisch permanent unter Druck und sind es noch immer. Lieferfristen, Preiserhöhungen, Personalengpässe sind Dauerbegleiter bei diesem Projekt. Wir sind dank der umsichtigen Begleitung unseres Partners Bruno Lenco mit seinem Team auf der Baustelle immer noch auf Kurs. Es wird für uns eine Erleichterung sein, wenn wir das Objekt der Bauherrschaft planmässig im Dezember übergeben können. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun …
Was zeichnet den Bau für Sie ganz persönlich aus?
Ein moderner, nachhaltiger und schnörkellos ökologischer Gesamtkomplex mit wertigem Aussen- und Innenbereich, wo sich die Mitarbeiterin und der Mitarbeiter bei der Arbeit wohlfühlen kann.
Text: Miryam Koc
Bild: Marlies Beeler