Ostschweiz

Wie Green Nudging in Unternehmen eingesetzt werden kann

Wie Green Nudging in Unternehmen eingesetzt werden kann
Michael Hans Gino Kraft
Lesezeit: 2 Minuten

Green Nudging ist ein verhaltenspsychologischer Ansatz, mit dem ökologisches Verhalten gefördert wird. Zunehmend wird Nudging auch in Unternehmen eingesetzt, die ihr Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit verstärken wollen. Experten der OST – Ostschweizer Fachhochschule zeigen in einem Fachartikel auf, wie mit kleinen Anstupsern das ökologische Verhalten verbessert werden kann.

Text: Michael Breu

«Der Klimawandel ist eine der bedeutendsten globalen Herausforderungen der heutigen Zeit. Mit der Verabschiedung des Europäischen Klimagesetzes im Jahr 2020 hat die EU-Kommission das Ziel der Klimaneutralität verbindlich festgeschrieben, das seither als Leitlinie für Behörden, Unternehmen und Bürger dient», schreiben Michael Hans Gino Kraft, Patrick Binder und Lukas Scherer vom IOL Institut für Organisation und Leadership der OST – Ostschweizer Fachhochschule in der «Zeitschrift Führung+Organisation».

Und sie ergänzen: «Unternehmen stehen daher unter wachsendem Handlungsdruck, der sich sowohl aus politischen Vorgaben als auch aus den Erwartungen klimabewusster Konsumenten, risikobewusster Investoren und Industriepartner ergibt.»

Für die Umsetzung klimafreundlicher Lösungen brauche es nicht nur angepasste Bürokonzepte oder Produktionsverfahren. Auch die Mitarbeiter müssten am Arbeitsplatz aktiv eingebunden werden. Um ökologisches Verhalten zu fördern, schlagen die OST-Experten einen ergänzenden verhaltenspsychologischen Ansatz des Green Nudging vor.

Die Idee geht auf die Verhaltensökonomen Richard H. Thaler (University of Chicago) und Cass R. Sunstein (Harvard University) zurück, die das Nudge-Konzept 2008 entwickelten.

Ökologische Verantwortung wahrnehmen

In ihrem Beitrag heben die drei OST-Experten hervor, dass Green Nudging Unternehmen dabei helfen kann, ihre ökologische Verantwortung wahrzunehmen. Gleichzeitig wird auf ethische Herausforderungen wie potenzielle Eingriffe in die Entscheidungsfreiheit und ungleiche Anreizverteilung hingewiesen. Für eine erfolgreiche Umsetzung empfehlen sie klare Kommunikation, Monitoring und Anpassung der Massnahmen.

«Der Ansatz bietet Unternehmen eine Möglichkeit, Umweltziele in die Unternehmenskultur zu integrieren, ohne auf Sanktionen oder Vorschriften zurückzugreifen», erklärt Michael Hans Gino Kraft, Professor für Nachhaltigkeit am IOL Institut für Organisation und Leadership und Leiter des Kompetenzzentrums für Qualität und Nachhaltigkeit an der OST.

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Informationelle, kontextuelle und prozedurale Instrumente

Drei zentrale Instrumente sind dabei relevant:

  • Informationelle Instrumente zielen darauf ab, die Aufmerksamkeit der Mitarbeiter auf nachhaltige Verhaltensweisen zu lenken, indem sie umfassende Informationen bereitstellen. Ziel ist es, das Bewusstsein für ökologische Alternativen zu schärfen und die Unternehmenskultur in Richtung Nachhaltigkeit zu entwickeln. Beispiele sind visuelle Hinweise (Schilder, Recyclingcontainer) oder Feedbacksysteme, die das Verhalten der Mitarbeiter rückmelden.

  • Kontextuelle Instrumente fokussieren auf die Gestaltung der Arbeitsumgebung und der Entscheidungssituationen. Sie verändern den Rahmen, in dem Entscheidungen getroffen werden, um nachhaltiges Verhalten attraktiver und einfacher zu machen.

  • Prozedurale Instrumente optimieren als dritte Komponente im Nudging die individuellen Entscheidungsoptionen. Sie gestalten diese gezielt und stellen sie so dar, dass nachhaltiges Verhalten erleichtert wird. Dazu gehören Ratgeber- und Taktgebersysteme. Ein Beispiel: Ein Unternehmen bietet personalisierte Tipps zur effizienten Lichtnutzung an, wenn Benutzer Entscheidungen treffen.

«Die drei Instrumente ergänzen sich und adressieren unterschiedliche Aspekte: Informationelle Instrumente schaffen Wissen, kontextuelle Instrumente formen die Umgebung, und prozedurale Instrumente optimieren die Entscheidungen selbst», fasst Nachhaltigkeitsexperte Michael Hans Gino Kraft zusammen. Gemeinsam fördern sie eine nachhaltige Unternehmenskultur, indem sie ökologische Handlungsweisen sanft anstossen – ohne den Handlungsspielraum der Mitarbeiter einzuschränken.

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