Gemeinden und Areale in der Energiewende

Text: Michael Breu
Die Begrüssung übernahmen Andreas Häberle, Institutsleiter SPF, und Andreas Bohren, stellvertretender Institutsleiter und Leiter Testing SPF. Andreas Häberle betonte die zentrale Rolle der Gemeinden für eine erfolgreiche Energiewende. Andreas Bohren verwies auf die neue Fördermöglichkeit für grosse solarthermische Anlagen.
Im ersten Fachbeitrag stellte Nora Farrag von der Planar AG das Label «Energiestadt» vor, das Gemeinden dabei unterstützt, ihre Handlungsspielräume auf lokaler Ebene für Netto-Null auszuschöpfen. Bereits heute tragen 450 Gemeinden, in denen mehr als die Hälfte der Schweizer Bevölkerung lebt, dieses Label.
In der Nutzungsplanung von Gemeinden spielt Klimaschutz bislang jedoch nur eine untergeordnete Rolle, erklärte Andreas Schneider vom Institut für Raumplanung an der OST. Er verwies darauf, dass raumplanerische Massnahmen zum Klimaschutz beitragen könnten – sofern der politische Wille vorhanden ist.
90 Gigawattstunden Abwärme nutzen – mit saisonaler Speicherung
Der zweite Teil des Forums widmete sich dem Thema Wärme. Florian Ruesch vom SPF und Michael Müller von Energie 360° stellten eine Potenzialstudie für die Gemeinde Stäfa vor, die als Grundlage für die Planung eines Fernwärmenetzes dient. Eine Wärmepumpe, die den Zürichsee als Quelle nutzt, soll bis 2030 rund 500 Liegenschaften mit Wärme versorgen.
Ein neues Rechenzentrum in Beringen (Kanton Schaffhausen) produziert jährlich 90 Gigawattstunden Abwärme. Diese soll mit einem Erdbeckenspeicher (PTES) saisonal gespeichert und dadurch optimal genutzt werden, erklärte Djordje Krupljanin vom SPF. Daniel Hänggi von Renercom ergänzte, dass durch die konstante Abwärmetemperatur von 32 Grad Celsius ideale Voraussetzungen für einen effizienten Wärmepumpenbetrieb bestehen. Zudem könnte der PTES eine zu installierende Heizleistung von 44 Megawatt einsparen.
Die Machbarkeitsstudie zeigt, dass ein Energie-Hub mit Wärmepumpe, Erdbeckenspeicher und Verteilnetz technisch und wirtschaftlich umsetzbar ist. Während Dänemark als Vorreiter bei der saisonalen Speicherung gilt, existiert in der Schweiz noch keine vergleichbare PTES-Anlage – entsprechend aufwendig gestalten sich die Bewilligungsverfahren. Auch die Rolle der Gemeinden bei der Sanierung privater Liegenschaften wurde thematisiert.
Grit Fowler von HEPIA stellte Ergebnisse aus dem Flagship-Projekt Renowave vor. Sie zeigte auf, welche Handlungsmöglichkeiten Gemeinden haben, und präsentierte das im Projekt entwickelte «Renowave Coaching Tool», das Gemeinden als Unterstützung dienen soll.
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Verteilnetze müssen zu Smart Grids werden
Der letzte Teil des Forums fokussierte auf Optimierung und elektrische Netze. Neha Dimri vom SPF zeigte auf, wie sich die Auslegung von Energiesystemen verändert, wenn Gebäude auf einem Areal individuell oder gemeinschaftlich optimiert werden. Ihr Fazit: Die gemeinsame Optimierung von Gebäuden führt zu einer Reduzierung von Kosten und Emissionen.
Yannik Heeb von Pflugshaupt Engineering erläuterte die neuen Regelungen für den Zusammenschluss zum Eigenverbrauch sowie für lokale Elektrizitätsgemeinschaften.
Im abschliessenden Vortrag erklärte Lukas Ortmann vom Institut ICOM der OST, wie sich Verteilnetze künftig verändern müssen, um zu Smart Grids zu werden. In Walenstadt wird in einem Pilotprojekt getestet, wie ein Smart Grid der Zukunft funktionieren könnte.
Austausch und Ausblick
Die Teilnehmer nutzten das Forum zum fachlichen Austausch, diskutierten offene Fragen und Visionen und genossen den Campus Rapperswil am Zürichsee. Mit einem Hinweis auf die nächsten SPF-Forum-Termine beschloss Institutsleiter Andreas Häberle die Veranstaltung.