«Die Ressourcen der Mitarbeiter im Blick haben»

Text: PD/stz.
«Was ist ausschlaggebend dafür, dass wir gerne zur Arbeit gehen? Und wie können Unternehmen in Zeiten, in denen der Druck auf die Angestellten steigt, für diese gute Rahmenbedingungen schaffen?» Mit diesen Fragen begrüsste die Innerrhoder Gesundheitsdirektorin, Frau Statthalter Monika Rüegg Bless, die Teilnehmer des KMU-Forums im Hotel Hof Weissbad.
Sie betonte, wie wichtig die betriebliche Gesundheitsförderung gerade vor dem Hintergrund der sich schnell wandelnden Arbeitswelt und des Fachkräftemangels sei. Sie sei gespannt darauf, am KMU-Forum zu erfahren, vor welchen Herausforderungen Klein- und Mittelunternehmen stünden und welche niederschwelligen Massnahmen es gebe, um für die Mitarbeiter ein gesundes Arbeitsumfeld zu gestalten.
Psychische Erkrankungen nehmen zu
Wie dies gelingt und welche Herausforderungen dabei bestehen, stand im Zentrum des KMU-Forums. Ein fester Bestandteil ist jeweils ein Rundgang durch den Betrieb des Gastgebers, in diesem Fall das Hotel Hof Weissbad, sowie ein «Ideen-Marktplatz». Dort tauschten sich die Teilnehmer über ihre Erfahrungen rund um das Thema betriebliche Gesundheitsförderung aus.
Einen weiteren Schwerpunkt bildeten Fachreferate. Annette Nitsche vom Forum BGM Ostschweiz, das das KMU-Forum organisierte, ging darauf ein, wie sich die Krankheitsbilder in den vergangenen Jahren verändert haben. «Psychische Erkrankungen, emotionale Erschöpfung und Stressbelastungen nehmen zu.» Ein betriebliches Gesundheitsmanagement erfordere daher ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit, das körperliche, seelische und soziale Aspekte umfasse.
«Unternehmen müssen im Blick haben, welchen Belastungen ihre Mitarbeiter ausgesetzt sind und welche individuellen Ressourcen sie mitbringen. Das muss wie in einer Waagschale ausgeglichen sein.» In eine systematische Gesundheitsförderung müssten die Angestellten von Beginn an einbezogen und deren Bedürfnisse abgeholt werden. «Jedes Unternehmen ist anders. Daher braucht es als ersten Schritt eine Standortbestimmung, bevor Massnahmen geplant werden.»
Schichtpläne langfristig planen
Während des Rundgangs durch das Hotel Hof Weissbad erhielten die Teilnehmer einen Einblick in den Hotelalltag. Das Unternehmen beschäftigt 270 Mitarbeiter sowie 20 Lehrlinge und besteht aus einem Seminarpark, einer Reha-Klinik und dem Hotelbetrieb mit Wellnessbereich.
«Wir bieten medizinische Leistungen im Umfeld eines 4-Sterne-Hotels. Das macht das Hotel Hof Weissbad einzigartig», sagte Andrea Eigenmann, Direktorin des Gesundheitszentrums. Das Hotel Hof Weissbad habe einen Leistungsauftrag der Kantone St.Gallen sowie Appenzell Ausserrhoden und Innerrhoden und sei jeweils zu einem Drittel mit Reha- und Kurgästen belegt, zu zwei Dritteln mit Hotelgästen.
Ihre Kollegin Simona Krapf, Leiterin HR, ging auf die Massnahmen ein, die das Unternehmen im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung umsetzt. Für die Angestellten gibt es ein eigenes Restaurant. Zudem können sie die Angebote des Hotels, wie etwa Bewegungslektionen oder Kochkurse, selbst nutzen. «Vor allem ist es uns aber wichtig, gesunde Verhältnisse zu schaffen.» Als Beispiel nannte sie die Schichtpläne, die sehr langfristig geplant würden, damit sich die Mitarbeiter organisieren können.
Ein wichtiges Anliegen sei auch eine wertschätzende Führungskultur sowie regelmässige Mitarbeiterbefragungen. «Wir werten diese zusammen mit den einzelnen Teams aus und besprechen individuelle Massnahmen.» Zudem werde gerade ein Mitarbeiterrat aufgebaut, in dem die verschiedenen Teams vertreten seien und sich über Massnahmen rund um die betriebliche Gesundheitsförderung austauschen würden.
Werkzeuge, Tipps und Tools
Am KMU-Forum erfuhren die Teilnehmer zudem, wie sie vom Forum BGM Ostschweiz unterstützt werden, wenn sie ihre betriebliche Gesundheitsförderung angehen oder optimieren möchten. Mitgliedsbetriebe profitieren unter anderem von kostenlosen Beratungen. Das Forum BGM Ostschweiz vermittelt auch Fachpersonen und stellt Informationen sowie Werkzeuge rund um das Thema betriebliche Gesundheitsförderung zur Verfügung.
Eine weitere Ansprechpartnerin finden Unternehmen in der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz. Diese hat verschiedene Instrumente entwickelt, mit denen Unternehmen eine Standortbestimmung und Analyse im Bereich der betrieblichen Gesundheitsförderung vornehmen können.
Mireille Félix von Gesundheitsförderung Schweiz stellte zudem niederschwellige und kostenlose Tools vor, wie die HR-Toolbox, das Leadership-Kit, «Komplimente to go» sowie «Let’s talk»-Karten für Teamgespräche. «Bei diesen Angeboten geht es darum, sich auf der Beziehungsebene besser kennenzulernen und spielerisch mit Themen wie etwa ‹Gesunde Führung› in Berührung zu kommen.»
Beim Apéro in der Hotellobby hatten die Teilnehmer weitere Gelegenheit, sich über Unterstützungsangebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung zu informieren sowie sich untereinander zu vernetzen und auszutauschen.
Das Forum BGM Ostschweiz (FBO) setzt sich für die Förderung von Gesundheit bei der Arbeit ein. Es vereint das Wissen aus der Forschung mit der Erfahrung aus der Praxis. Seine Kompetenz teilt es gerne mit Unternehmen und Organisationen aus der Ostschweiz.