Kleine Innovationen, grosse Wirkung
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Text: Michael Breu, OST
Die Innovationskraft der Schweiz ist im internationalen Vergleich unbestritten: Im Ranking der World Intellectual Property Organization (WIPO) belegt sie weltweit den ersten Platz. Innerhalb der Schweiz zeigt sich jedoch ein differenziertes Bild: Der Kanton Zug mit seinen innovativen Biotechnologieunternehmen überragt den Pharmastandort Basel, während der Westschweizer Innovationscluster mit den Kantonen Neuenburg und Waadt ebenfalls starke Impulse setzt. Die Ostschweiz mit ihren branchenspezifischen Schwerpunkten in Industrie und Gewerbe hinkt in der Innovationsleistung noch hinterher.
«Gerade im Bereich Automatisierung und Digitalisierung gibt es für viele KMU noch erhebliches Aufholpotenzial», erklärte Rigo Tietz, Professor für Strategisches Management und Leiter des Kompetenzzentrums Strategisches Management an der OST – Ostschweizer Fachhochschule.
Doch wie gelingt Innovation? «Viele denken, Innovation müsse immer etwas völlig Neues sein», stellte Tietz klar. «Das liegt daran, dass bahnbrechende Erfindungen – wie die Waschmaschine oder das Smartphone – besonders viel Aufmerksamkeit erhalten. Dabei sind es oft die kleineren, schrittweisen Innovationen, die langfristig den Unternehmenserfolg sichern.» Entscheidend sei, dass Unternehmen konkrete Innovationsvorhaben aktiv angehen und umsetzen.
Hilfe für KMU bei Innovationsprozessen
Dies bestätigte auch Karl Neumüller, Dozent für Strategisches Management an der OST: «Innovation ist anspruchsvoll. Gerade am Anfang stehen Unternehmen oft alleine da.» Doch es gibt Unterstützung: Initiativen wie das Innovationsnetzwerk Ostschweiz (INOS) helfen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), Innovationshürden zu überwinden.
Hier ermöglicht INOS den einfachen Zugang zu Fachexperten. «Unser Kompetenzzentrum ist in den Kantonen St.Gallen und den beiden Appenzell die erste Anlaufstelle und begleitet Unternehmen von der Bedürfnisanalyse bis zur Projektumsetzung.» Im vergangenen Jahr wurden so rund 50 Unternehmen aus dem Kanton St.Gallen und dem Appenzellerland erfolgreich unterstützt.
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Erfolgsbeispiel aus der Praxis
Ein gelungenes Beispiel für eine erfolgreiche Innovation ist das Recycling-Unternehmen Recoloop, das aus dem St.Galler Familienbetrieb Zanotta hervorgegangen ist. Zanotta, 1952 als Altpapierentsorgung gegründet, ist heute Marktführer für die Vernichtung hochsensibler Papierdatenträger.
Geschäftsführer Pascal Zanotta berichtete, wie das Unternehmen durch eine innovative Idee sein Geschäftsfeld erweitern konnte: «Wir wollten einen Büroservice mit Rückwärtslogistik entwickeln.» Das Ergebnis: eine dynamische Sammelstation für Wertstoffe wie Altpapier, Glas, PET, Plastik, Aluminium, Kaffeekapseln und Batterien – alles in einer einzigen Tonne.
Bei der Umsetzung wurde Recoloop von einem INOS-Coach begleitet, was für das Unternehmen eine «lehrreiche und intensive Phase» war.
Fazit: Kleine Innovationen mit grosser Wirkung
Die Veranstaltung Gewerbe@OST zeigte eindrücklich, dass Innovation nicht zwingend disruptiv sein muss. Gerade kleine, schrittweise Verbesserungen sind für KMU oft realistischer und nachhaltiger als radikale Umbrüche. Entscheidend ist es, Innovationsprozesse gezielt zu fördern und vorhandene Unterstützungsangebote zu nutzen.
Initiativen wie INOS bieten wertvolle Hilfe, um Innovation von der Idee bis zur Umsetzung zu begleiten. Das Beispiel Recoloop zeigt: Wer Innovationspotenzial erkennt und aktiv nutzt, kann nachhaltige Erfolge erzielen und sein Unternehmen zukunftssicher aufstellen.