Thurgau

IHK Thurgau: Wohlstand basiert auf Wachstum und Innovation, nicht auf Stillstand

IHK Thurgau: Wohlstand basiert auf Wachstum und Innovation, nicht auf Stillstand
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Am 24. April 2025 fand im Arboner Presswerk die Generalversammlung der Industrie- und Handelskammer Thurgau statt. Die Veranstalter legten den Fokus auf die Herausforderungen der Schweiz im internationalen Handel und die Verwerfungen in der Geopolitik. Als Gastreferent stand alt Bundeskanzler und Diplomat Walter Thurnherr auf der Bühne.

Text: PD/stz.

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IHK-Präsidentin Kristiane Vietze sprach vor über 200 Mitgliedern und Gästen über die Rolle der Schweiz im Rahmen der aktuellen Entwicklungen. «Tatsächlich handelt es sich nicht um eine plötzliche Veränderung, sondern um einen schleichenden Prozess, den viele ignoriert haben», so Vietze. Der Krieg in der Ukraine, die instabile Lage im Nahen Osten und die Handelspolitik der USA zwängen auch die Schweiz, sich klar zu positionieren.

«Mit Trumps Wahl und seinen hohen Strafzöllen auf Schweizer Exporte wird der internationale Druck auf unsere Wirtschaft noch verstärkt», erklärte die IHK-Präsidentin. Die Schweiz müsse deshalb intensivere Handelsbeziehungen pflegen und neue Freihandelsabkommen anstreben.

Schweiz erwirtschaftet Grossteil des BIP im Ausland

Die Welt sei härter und unberechenbarer geworden, die Phase des Optimismus nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sei vorbei. Demokratie und Wohlstand gerieten zunehmend unter Druck, führte Vietze aus. «Viele Schweizer verdrängen, dass unser Wohlstand auf Wachstum und Innovation basiert, nicht auf Stillstand.»

Eine zunehmende Kritik an Wachstum und Freihandel gefährde das Schweizer Wirtschaftsmodell, obwohl 75 Prozent der Wirtschaftsleistung der Schweiz im Ausland erzielt würden. Ohne Wachstum drohten Sozialabbau und Instabilität. «Die Schweiz braucht eine starke Wirtschaft und stabile bilaterale Beziehungen zur EU, da die Hälfte der Exporte in den europäischen Binnenmarkt geht. Der bilaterale Weg ist alternativlos», sagte Vietze.

Zudem müsse ideologischen Initiativen wie derjenigen der Juso zur Erbschaftssteuer, die Familienunternehmen gefährdeten, entschieden entgegengetreten werden. Es brauche Gelassenheit, Pragmatismus und Schaffenskraft, um den Wohlstand der Schweiz weiter zu sichern.

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Den bilateralen Weg für die Zukunft sichern

Den Blick auf das grosse Ganze dürfe man bei der Beurteilung der Bilateralen III nicht verlieren, betonte auch Pascale Ineichen, stellvertretende Direktorin der IHK, in ihren Ausführungen. Das umfassende Vertragspaket bringe der Schweiz zahlreiche Vorteile.

Obwohl nicht Mitglied der EU, habe die Schweiz vom Binnenmarkt von allen Ländern am meisten profitiert. «Bei den Bilateralen III geht es um nichts Geringeres als um die Sicherung der wirtschaftlichen Beziehungen zu unserer wichtigsten Handelspartnerin.»

Drei neue Personen in den Vorstand gewählt

Die Versammlung hiess den Bericht sowie die Rechnung des vergangenen Geschäftsjahres ohne Gegenstimme gut. Zudem wurden drei Persönlichkeiten aus der Thurgauer Wirtschaft in den Vorstand der Kammer gewählt: Sarah Model von der Model Group, Christian Sallmann von der ISA Sallmann AG und Rechtsanwalt Thomas Leu, der zurzeit auch Fraktionspräsident der FDP im Grossen Rat ist.

Verabschiedet wurde Ueli Oswald, der dem IHK-Vorstand während acht Jahren angehörte. Direktor Jérôme Müggler erwähnte, dass die IHK nach dem Umzug in die neuen Büros vermehrt ein Ort werden solle, wo Weiterbildungen für KMU, politische Veranstaltungen und der Austausch mit der Bevölkerung stattfinden werden.

Geschickte Aussenpolitik als Erfolgsrezept

Jan Riss, Chefökonom der IHK St.Gallen-Appenzell, ging bei seinem Auftritt auf die Exportregion Ostschweiz ein. Er zeigte auf, wie sich der globale Handel in den vergangenen Jahren abflachte und Handelsrestriktionen gleichzeitig zunahmen. Wenig erstaunlich zeigt eine Umfrage der beiden IHK, dass 90 Prozent der befragten Ostschweizer Unternehmen negative Auswirkungen der US-Handelspolitik erwarten.

Bei den Exporteuren in die USA stünden Preisanpassungen sowie intensive Kundengespräche im Fokus. Den letzten Höhepunkt des Abends lieferte alt Bundeskanzler und Diplomat Walter Thurnherr. Er leitete präzise und humorvoll her, was sich in der Geopolitik wirklich verändert habe. Dabei ermahnte er die Schweiz, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und auf eine geschickte Aussenpolitik zu setzen.

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