SFS reagiert mit Fakten auf Initiative gegen Windrad
Text: Gerhard Huber
Damit war wohl zu rechnen. Denn obwohl noch nicht einmal die endgültigen Unterlagen für die diversen einzuholenden Bewilligungen eingereicht sind und zunächst einmal im Frühjahr 2024 die von der SFS auf dem eigenen Betriebsareal geplante Windkraftanlage als Einzelanlage im kantonalen Richtplan berücksichtigt werden muss, regt sich schon Widerstand.
Kritische Bevölkerung
Die SVP der Gemeinde Au, und insbesondere ihr Kassier Manuel Cadonau, hat das Thema für sich entdeckt, und will in einer Unterschrifteninitiative die kritische Bevölkerung hinter sich sammeln. Der Initiativtext lautet wie folgt: «Im Baureglement der politischen Gemeinde Au ist eine Bestimmung aufzunehmen, die einen Mindestabstand von 700 Metern zwischen einer Windenergieanlage mit einer Nabenhöhe von über 20 Metern und einer dauernd oder zeitweise bewohnten Liegenschaft festlegt.»
Was das Aus für jede Windkraftanlage in Au bedeuten würde. Denn ein dem Initiativtext entsprechender Standort könnte in dichtbesiedelten Au-Heerbrugg nicht gefunden werden. Damit es zur Urnenabstimmung kommt, sind für die Initiative 400 Unterstützungserklärungen notwendig.
Aktuell geplante Windmühle
Wie reagiert das Unternehmen SFS auf diese Initiative, die direkt gegen die aktuell geplante Windmühle gerichtet ist? Mit nüchternen Fakten, die im Rahmen einer Presseorientierung vorgestellt wurden. «Wir bedauern, dass es aktuell einen grundsätzlichen, politisch motivierten Widerstand gegen Windenergieanlagen gibt – unabhängig vom Standort.» Womit auf den Vorstoss der SVP auf kantonaler Ebene angespielt wird, der eine Mindestentfernung von 1 km zwischen Windkraftanlage und Wohnhaus verlangte.
SFS war schon immer Vorreiter bei selbst erzeugter Energie. So wurde auf den Dächern der Produktionsanlagen ein Photovoltaikpark errichtet, der die grösste Gesamtanlage des Kantons darstellt und jährlich 4,5 GWh Strom erzeugt. Mit dem geplanten Windrad könnten weitere 5 GWh pro Jahr selbst produziert und direkt in die eigene Energieversorgung eingespeist werden. Damit könnte SFS dann insgesamt ein Fünftel seines Strombedarfs an Schweizer Standorten aus eigenem decken.
Sattsam bekannte Einwände
Die Vorbehalte von SVP-Kassier Manuel Cadonau, der selbst vierhundert Meter von geplanten Anlage entfernt wohnt und noch bei der letzten Nationalratswahl für die Liste «Massvoll – Bewegung für Freiheit, Souveränität und Grundrechte» angetreten ist, sind die bereits von Windkraftgegnern sattsam bekannten Einwände. Lärm, Vogelschutz, Schatten, Eiswurf und Landschaftsverschandelung. Auf diese Argumente ging SFS in seiner Medienorientierung ein.
SFS-CEO Jens Breu stellte seinen Ausführungen Grundsätzliches voran: «Wir wollen gemeinsam handeln, statt nur reden. Und mit dieser Anlage unserer Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft gerecht werden, Innovationen vorantreiben, unsere Energieunabhängigkeit stärken und natürlich auch Kosten reduzieren und Arbeitsplätze sichern. Unsere Motivation zum Bau der Windkraftanlage ist wertebasiert und orientiert sich nicht am Geld. Auf den Bau einer solchen Anlage zu verzichten, wäre für uns der bequemere Weg.»
Messbare Lärmbelästigung
Man will bei SFS aber nicht den bequemeren Weg gehen. Denn die Vorwürfe der Windkraftgegner liessen sich alle entkräften. Beispiel Lärmbelästigung. Diese ist messbar. So werde der Lärmpegel in 250 Metern Entfernung bei Volllast der Windturbine gerade einmal zwischen 40 und 50 Dezibel betragen. Was geringer ist, als das Flüstern eines Geschirrspülers. Oder weit geringer, als die Emissionen, die von mittlerem Strassenverkehr, der bis zu 90 Dezibel verursacht, ausgehen.
In letzter Zeit wird von Windkraftgegnern auch immer wieder die angeblich schädliche Wirkung von Infraschall, als nicht hörbarem Schall von tiefer Frequenz, ins Feld geführt. Wobei Infraschall nach dem heutigen Stand der Wissenschaft keine schädlichen Wirkungen bei Menschen hervorrufen kann. Also eher in Feld des Esoterischen verwiesen werden kann.
Auch interessant
Fensterscheiben und Katzen
Ein ornithologisches Gutachten habe gezeigt, dass «Vögel durch grosse Fensterscheiben wesentlich häufiger zu Schaden kommen, als durch Windkraftanlagen». So kommen in Deutschland pro Jahr auch etwa 100´000 Vögel ums Leben. Alleine durch unser liebstes Haustier, die Miezekatzen, werden jedes Jahr in Deutschland rund sechzig Millionen Vögel gerissen. Und wohl niemand will ein Verbot von Katzen aussprechen.
Eine Blattspitzenheizung wird Eisbildung an den Rotorblättern und damit einen Eiswurf im Winter verhindern. «Wir wollen ja nicht unsere eigenen Gebäude gefährden», so Claudio Winter, bei SFS verantwortlich für Infrastruktur und Energie. Der auch ausführte, dass am Standort Heerbrugg keine weiteren Windkraftanlagen projektiert würden. «Denn das wäre technisch gar nicht möglich.»
Schattenwurf und Landschaftsschutz
Weiters geht aus einem Faktenblatt hervor, dass der Schattenwurf der Anlage minimal sein wird und von dem allenfalls störenden «Flackerschatten» keine Wohnhäuser betroffen sein werden. Und weil die Anlage in einem industriell geprägten Umfeld errichtet wird, hat sogar die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz ihre Unterstützung für das SFS-Windkraftprojekt ausgesprochen.