St.Gallen

Zwischen Teigwaren, Pralinen und Perspektiven – Regio Wil diskutiert Zukunft der Berufsbildung

Zwischen Teigwaren, Pralinen und Perspektiven – Regio Wil diskutiert Zukunft der Berufsbildung
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Bei der Delegiertenversammlung der Regio Wil am 28. April 2025 im BZWU Wil diskutierten Vertreter aus Gemeinden, Wirtschaft und Bildung über die Zukunft der Berufsbildung. Ein weiterer wichtiger Schritt für die Region wurde mit der einstimmigen Annahme des Agglomerationsprogramms der 5. Generation erreicht. Zudem genehmigten die Delegierten Geschäftsbericht und Rechnung, bestätigten den Vorstand und wählten mit Beat Schwarz, Gemeindepräsident von Sirnach, einen neuen Präsidenten.

Text: PD/stz.

Zwischen bunt gefüllten Gestellen mit Pasta, Konserven und Süsswaren fanden sich rund 50 Vertreter aus Gemeinden, Wirtschaft und Bildung zur Delegiertenversammlung der Regio Wil ein. Der ungewöhnliche Veranstaltungsort: der neue, 340 Quadratmeter grosse Shop des Berufs- und Weiterbildungszentrums Wil-Uzwil (BZWU).

Wo sonst Lernende praxisnah den Detailhandel erleben, wurde diesmal die Zukunft der Berufsbildung diskutiert. Der neue Shop – doppelt so gross wie sein Vorgänger aus dem Jahr 2015 – steht sinnbildlich für das, was die Region bewegt: mehr Raum für praxisorientiertes Lernen, moderne Infrastruktur und flexible Bildungsformate. Die Delegiertenversammlung fand damit nicht nur symbolisch, sondern ganz konkret mitten im Lernalltag statt.

Berufsbildung im Wandel – Digitalisierung als Chance

Im Zentrum der Veranstaltung stand die Berufsbildung. Marco Frauchiger, Rektor des BZWU, betonte im Gespräch mit Moderator Jörg Aebischer die Chancen, die die Digitalisierung für die Ausbildung bietet: «Sie ermöglicht mehr Individualisierung – und dass man nicht mehr nur im Klassenzimmer sitzen muss.» Gleichzeitig sprach er sich dafür aus, spezialisierte Kompetenzzentren zu fördern, statt eine Vielzahl von Ausbildungsstandorten zu betreiben.

Dieser Gedanke fand auch in der anschliessenden Gesprächsrunde mit Regierungsrätin Bettina Surber, Vorsteherin des Bildungsdepartements des Kantons St.Gallen, und Regierungsrätin Denise Neuweiler, Chefin des Departements für Erziehung und Kultur des Kantons Thurgau, Widerhall. Neuweiler wies darauf hin, dass beim Umgang mit der Digitalisierung ein gesundes Mass nötig sei, das die Bedürfnisse der Lernenden in den Fokus stelle: «Die psychische Belastung steigt.» Surber unterstrich die wirtschaftliche Bedeutung der Berufsbildung. Dabei lohne es sich manchmal, in Chancen statt in Zuständigkeiten zu denken.

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Die Regierungsrätinnen Denise Neuweiler (links, Thurgau) und Bettina Surber (St.Gallen) wurden von Jörg Aebischer zu Schul- und Bildungsthemen befragt
Die Regierungsrätinnen Denise Neuweiler (links, Thurgau) und Bettina Surber (St.Gallen) wurden von Jörg Aebischer zu Schul- und Bildungsthemen befragt

Gemeinsam weiterdenken – über Kantonsgrenzen hinweg

Die 22 Mitgliedsgemeinden der Regio Wil erstrecken sich über die Kantone St.Gallen und Thurgau – und genau hier, im Zusammenwirken über kantonale Grenzen hinweg, liegt eine der grossen Stärken der Region. An der Delegiertenversammlung wurde deutlich, dass das Bedürfnis nach verstärkter interkantonaler Zusammenarbeit wächst – insbesondere im Bereich der Berufsbildung. Vertreter aus der Wirtschaft äusserten klar ihre Erwartung an die Politik, flexibler und agiler auf gesellschaftliche Entwicklungen sowie den raschen Wandel in der Arbeitswelt reagieren zu können.

Auch die beiden Regierungsrätinnen betonten die Wichtigkeit eines offenen Dialogs mit der Wirtschaft und signalisierten Bereitschaft, im Rahmen des politisch Machbaren vermehrt Synergien zwischen den Kantonen zu nutzen. Der bereits bestehende, gute Austausch zwischen den beiden Bildungsdepartementen wurde als Fundament hervorgehoben, auf dem künftig noch stärker aufgebaut werden soll – mit dem Ziel, gemeinsame Lösungen zu fördern und die Berufsbildung in der Region Wil nachhaltig zu stärken.

Von Zusammenarbeit zur konkreten Entwicklung – Agglomerationsprogramm 5. Generation

Wie die Zusammenarbeit in der Region ganz praktisch aussieht, zeigt das Agglomerationsprogramm der 5. Generation (AP5), das derzeit von den Gemeinden der Regio Wil auf Kurs gebracht wird. Herzstück ist die Umgestaltung des Bahnhofs Wil und des umliegenden Stadtraums zur modernen Mobilitätsdrehscheibe. Daneben sollen Betriebs- und Gestaltungskonzepte in Jonschwil, Münchwilen, Wil und Uzwil den Strassenraum neu organisieren – mit Fokus auf Aufenthaltsqualität, Klimamassnahmen und soziale Aspekte.

Im Bereich Fuss- und Langsamverkehr sind 16 Massnahmen vorgesehen, darunter eine neue Velovorzugsroute zwischen Wil, Sirnach und Eschlikon. Insgesamt umfasst das AP5 26 Infrastrukturmassnahmen mit einer Investitionssumme von 114 Millionen Franken sowie 12 Projekte zur Siedlungsentwicklung und Gewässerrenaturierung. Die Mitgliedsgemeinden der Regio Wil haben die Leitideen und Teilstrategien einstimmig gutgeheissen – ein starkes Zeichen für eine gemeinsame, zukunftsgerichtete Regionalentwicklung.

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Wahlen und Wechsel im Vorstand

Die Delegierten der Regio Wil stimmten sowohl dem Geschäftsbericht als auch der Jahresrechnung zu. Gleichzeitig wurde der Vorstand für eine weitere Amtszeit von vier Jahren bestätigt. Lucas Keel, der die Regio Wil sechs Jahre lang als Präsident geführt hatte, wurde mit grossem Dank verabschiedet – er bleibt dem Vorstand weiterhin erhalten. Zum neuen Präsidenten wurde Beat Schwarz, Gemeindepräsident von Sirnach, gewählt.

Zum Abschluss lud ein Netzwerkapéro in der offenen Lernlandschaft des neuen BZWU-Shops zu einem informellen Austausch ein. Ein gelungener Schlusspunkt für einen Abend, der eindrucksvoll zeigte, wie Bildung, Politik und Wirtschaft gemeinsam Perspektiven schaffen – zwischen Pralinen und Praxis.

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