Geberit-CEO steht zu Rapperswil-Jona
Text: Thomas Renggli/linth24.ch
Die Firma Geberit ist eine grosse Schweizer Erfolgsgeschichte: Mit rund 11'000 Mitarbeitern in rund 50 Ländern erzielte sie 2023 einen Nettoumsatz von 3,1 Milliarden Franken.
Alles begann 1917 in Rapperswil – mit der ersten Fabrik für Spülkästen. Die eigentliche Firmengründung geht auf das Jahr 1874 und den Patron Caspar Melchior Albert Gebert (1850–1909) aus St. Gallenkappel zurück. Gebert hatte einen Spenglerei-Betrieb in der Altstadt von Rapperswil eröffnet.
Auf die Frage, weshalb die Produktion ausgerechnet während des Ersten Weltkriegs an der Falkenstrasse in Rapperswil-Jona modernisiert wurde, sagt CEO Christian Buhl: «Es spricht für den Mut, der sich durch die Firmengeschichte zieht. Das Produkt ist gut, aber das Umfeld ist schlecht. Da braucht es den Mut, langfristig zu denken.»
Das Gespür der Geberts
1955 folgte die erste Produktion im Ausland – im süddeutschen Pfullendorf. Damals habe sich Deutschland mitten im Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg befunden. Christian Buhl: «Da brauchte es Spülkasten. Geberit hatte 1952 den ersten Spülkasten aus Kunststoff entwickelt und die Produktion darauf umgestellt».
Man sei nach Deutschland in der Erwartung gegangen, dass dort ein grosser Markt entsteht und man lokal produzieren muss – wahrscheinlich, weil die Kapazitäten in der Schweiz nicht ausreichen würden: «Das war wieder das Gespür der Geberts.»
Mittlerweile zählt Geberit weltweit 26 Produktionsstandorte – darunter zwei Keramikwerke in der Zentrale in Rapperswil-Jona. Buhl führt dazu aus: «Rapperswil-Jona ist nach Pfullendorf in Deutschland unser zweitgrösster Standort. Wir produzieren hier 95 Prozent aller Betätigungsplatten für die Spülkästen und Verbindungsstücke für unsere Rohrleitungen. Das ist hoch automatisiert».
Wenn man in der Schweiz produziere, zwingen die Kosten einen, sehr effizient zu fertigen und sehr innovative Produkte herzustellen, so Buhl: «Man ist permanent unter Druck. Ich halte das für einen Vorteil. Ausserdem ist es wichtig, dass die Zentrale nicht den Kontakt zur Produktion verliert.»
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«Arroganz vermeiden»
Auf die Frage, welches die grösste Herausforderung für Geberit sei, sagt Christian Buhl: «Das Vermeiden von Arroganz. Leicht könnten wir uns zurücklehnen und es uns gemütlich machen. Es ist ganz entscheidend, die Bodenhaftung nicht zu verlieren und sich nicht selbst zu überschätzen».
Erfolg habe oft auch mit Zufällen zu tun. Dass Albert Gebert kurz vor seinem Tod einen Spülkasten im Keller entworfen habe, sei wohl auch ein wenig Zufall gewesen, sagt Buhl: «Er hat wohl kaum gedacht, dass daraus eine solche Erfolgsgeschichte werden kann.»