Wo der Appenzeller Käse wirklich herkommt
Text: stz.
«Die Appenzeller stellen gar keinen Appenzeller Käse her», schreibt Hubert Mooser. «Produziert wird er nämlich vor allem in den Kantonen Thurgau und St.Gallen. In Appenzell selber gab es bisher nur einen Reifekeller, der nun geschlossen wird.» Deshalb komme bald bloss noch das Marketing aus der namengebenden Region.
Stimmt das so?
Rudolf Hegg Marketingleiter der Sortenorganisation Appenzeller Käse GmbH, nimmt dazu gegenüber dem LEADER wie folgt Stellung: «Das Herkunftsgebiet für Appenzeller Käse ist in unserem Basisreglement festgelegt und eng umrissen. Es gilt seit Bestehen der Vorläuferorganisation unserer heutigen Sortenorganisation, welche sich früher ‚Marktordnung für Appenzeller Käse’ nannte und 1942 gegründet wurde.»
Gemäss Hegg darf Appenzeller Käse ausschliesslich in den Kantonen AI und AR sowie in Teilen des Kantons Thurgau sowie in Teilen des Kantons St. Gallen hergestellt werden. Grundsätzlich gelte das Gebiet zwischen Bodensee und Alpstein als Herkunftsgebiet.
«Sämtliche Milchbauern (aktuell ca. 800 Betriebe) sowie alle 42 Käsereibetriebe sowie fünf Affineure müssen in diesem Gebiet liegen. Es darf keine Milch von ausserhalb dieses Herkunftsgebiets zu Appenzeller Käse verarbeitet werden», so Hegg. Andere Sortenkäse sind diesbezüglich nicht so streng und dürfen zum Teil sogar fast in der ganzen Schweiz hergestellt werden, was beim Appenzeller nicht erlaubt ist.
Im Kanton AI wird seit 1989 kein Appenzeller Käse mehr produziert
Damals schloss in Oberegg die letzte Appenzeller-Käserei ihre Tore. «Heute werden ca. 20 Prozent der Jahresproduktion im Kanton AR, ca. 20 Prozent im Kanton TG sowie ca. 60 Prozent im Kanton SG produziert», sagt Rudolf Hegg. «Von daher stimmt es nicht, dass im Appenzellerland kein Appenzeller Käse hergestellt wird, da im Kanton AR wie gesagt ca. 20 Prozent der Jahresmenge produziert werden. So ist zum Beispiel auch unsere Schaukäserei in Stein im Kanton AR angesiedelt, wobei es in AR noch eine Reihe weiterer Käsereibetriebe gibt, die Appenzeller herstellen.»
Für die Sortenorganisation spielte und spiele auch heute noch die Kantonszugehörigkeit der Betriebe eine untergeordnete Rolle, solange sich die Betriebe in dem gemäss Basisreglement vorgeschriebenen Herkunftsgebiet befinden.
«Auch in unserer Werbung setzen wir nicht nur Sennen aus AI, sondern immer auch Sennen aus AR und SG ein, letztere dann in der Toggenburger Tracht, welche jedoch von Auswärtigen kaum auseinandergehalten werden können, da sich die Trachten nur geringfügig unterscheiden. Von daher ist und war Appenzeller Käse schon immer eine Ostschweizer Käsespezialität.» Am Herkunftsgebiet habe sich seit 1942 nichts verändert.
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Im Rahmen des Strukturwandels sei es völlig normal, dass Käsereibetriebe und teilweise auch Käselager ihre Tore schliessen und andernorts ihre Tore wieder öffnen, so Hegg. «Das war schon immer so. So gab es beispielsweise vor etwa 30 Jahren noch 104 Käsereibetriebe, die Appenzeller Käse herstellten, heute sind es noch 42 Betriebe», bilanziert Hegg.
Der fast in der ganzen Wirtschaft zu beobachtende Konzentrationsprozess mache auch vor seiner Branche nicht halt, wobei der Betriebsgrösse durch das Basisreglement klare Grenzen gesetzt seien. Auch die Anzahl der betriebenen Käselager verändere sich immer wieder, da die betroffenen Unternehmen nach betriebswirtschaftlichen Überlegungen agieren. «Die Sortenorganisation stellt dabei sicher, dass alle an der Produktionskette beteiligten Betriebe im Herkunftsgebiet verbleiben.»