Fremdsprachige Jugendliche integrieren – aber wie?
Text: pd
Wie bereits im Vorjahr führte Christoph Lanter als Moderator gekonnt durch den Abend. Zu Beginn übergab er das Wort an Guido Etterlin, Schulratspräsident in Rorschach. «Die heutigen Jugendlichen sind nicht schlechter, sondern einfach nur anders», betont Etterlin. «Sie haben durch ihre Erziehung einen anderen Background, setzen deshalb manchmal Prioritäten anders als die Generation davor.»
Beruf oder Berufung?
Der Integralcoach Lars Ziörjen referierte anschliessend über die Kunst, nicht nur Erfolg zu haben, sondern Erfüllung zu verspüren. Was kann Berufung sein und wie finde ich den Weg dorthin? Bei der inneren Berufung gehe es um Herz, Bauch, Intuition, Zufriedenheit. Der Weg, seine innere Berufung zu finden sei nicht einfach – aber er lohne sich.
Ziörjen stellte verschiedene Tools wie zum Beispiel den Zauberberg oder Ikigai vor. Diese Methoden können im Unterricht mit Jugendlichen umgesetzt werden und sollen die richtigen Fragen für deren Berufungsfindung aufwerfen.
Nach dem Referat diskutierten die Teilnehmer in Gruppen über die Unterstützungsmöglichkeiten im Berufswahlprozess. Die Gesprächsleiter berichteten anschliessend über die zusammengetragenen Ergebnisse. Gewünscht wären niederschwellige und kurze Besichtigungsangebote in Lehrbetrieben.
Die Schüler sollen möglichst viele kurze Einblicke erhalten können, um für sich eine gute Entscheidungsgrundlage erarbeiten zu können. Es sei wichtig, die Bedürfnisse der Jugendlichen ernst zu nehmen, ihnen Raum zu geben, positive Bilder zu schaffen und auch Vorbild zu sein.
Fremdsprachige Jugendliche integrieren – aber wie?
In Zeiten des Fachkräftemangels ist es besonders wichtig, auch das Potenzial fremdsprachiger Jugendlicher zu erkennen. Deshalb widmete sich der zweite Teil des Forums dem Thema, wie es erfolgreich gelingen kann, fremdsprachige Jugendliche in die Arbeitswelt zu integrieren. Manche Jugendliche bringen grosse Fähigkeiten für eine gute Berufsbildung mit. Diese werden aber durch die Sprachbarriere wenig erkannt oder gefördert.
Karl Oss und Sarah Bischof-Rabitsch stellten die Integrationsangebote des Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrums St.Gallen (GBS) und des Bildungszentrums Arbon vor.
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In der Podiumsdiskussion gewährte Lehrling Farhad Amadi spannende Einblicke in seinen Werdegang. Der angehende Automatiker erzählte – in einem bemerkenswert guten Deutsch –, wie er im Jahr 2019 als Flüchtling von Afghanistan in die Schweiz kam. Wie schwierig sich die erste Zeit gestaltete, aber auch wie viel Unterstützung er erfahren hat.
Auf die Frage, was seine Ziele seien, antwortete er selbstbewusst: «Ich möchte der Beste in meinem Beruf werden».
Die Starrag AG setzt sich stark für die Integration fremdsprachiger Jugendlicher ein und bietet jungen, motivierten Jugendlichen wie Farhad eine Berufschance. Der INVOL Ausbildner Ken Herzog gibt zu: «Es ist kein einfacher Weg. Es braucht die Unterstützung von verschiedenen Seiten.» Interessierte Lehrbetriebe sollen sich entweder bei der TISG (Trägerverein Integrationsprojekte St.Gallen), bei Karl Oss von der GBS oder beim Bildungszentrum Arbon melden. Auch er stehe für Fragen jederzeit zur Verfügung.
Jeannette Schlegel von der TISG berichtete von Lehrbetrieben, welche fremdsprachige Lehrlinge nahezu favorisieren, da diese meistens sehr motiviert und dankbar seien. Beim Apéro-riche wurde anschliessend rege weiterdiskutiert.