Ein Projekt für Generationen
Text: PD
Der Appenzeller Alpenbitter ist weit über die Landesgrenze hinaus bekannt. Jedes Jahr besichtigen rund 20'000 Gäste aus dem In- und Ausland die Kräuterwelt und den Traditionsbetrieb in Appenzell. Aktuell kreuzen sich vor dem Haupteingang die Wege von Besuchern, Lastwagen und Anwohnern. Mit der geplanten Erweiterung und der Aufstockung der bestehenden Betriebsgebäude sollen diese Verkehrsströme entflechtet werden.
Erweiterungsbau schafft Platz
Der Erweiterungsbau auf der Ostseite erhält eine neue Zufahrt für die Logistik. Der Neubau ist nötig, weil die heutigen Flächen für Lager, Warenannahme, Auslieferung und Büros nicht mehr ausreichen. Im Gegenzug können externe Aussenlager aufgelöst, Logistikprozesse optimiert und LKW-Kilometer reduziert werden.
Das Familienunternehmen lud zu Beginn fünf Architekturbüros für einen Projektwettbewerb ein und legte dabei besonderen Wert auf die Einbettung ins Ortsbild. «Der Erweiterungsbau ist vom Viadukt der Appenzeller Bahnen her gut sichtbar und soll auch eine Visitenkarte für Appenzell sein», erklärt Pascal Loepfe-Brügger, Geschäftsführer der Appenzeller Alpenbitter AG.
Herzstück des Siegerprojekts ist eine Halle mit Satteldach, verbunden mit den bestehenden Bauten, die zum Teil aufgestockt werden. Da die Holzkonstruktion ohne Stützen geplant ist, lässt sie eine flexible Einrichtung und Nutzung zu. Die Fassade aus grossen Holzschindeln sorgt für ein ortstypisches Erscheinungsbild.
«Die Erweiterung ist darauf angelegt, Generationen zu überdauern und schonend mit den Ressourcen umzugehen», betont Pascal Loepfe-Brügger. Das Familienunternehmen spreche denn auch nicht von Nachhaltigkeit, sondern von Enkeltauglichkeit: «Unser Denken und unser Handeln orientieren sich nicht am nächsten Quartalsabschluss, sondern an sehr langfristigen Zielen.
Ein Quartal hat bei uns nicht drei Monate, sondern 25 Jahre», erklärt Pascal Loepfe-Brügger. «Unsere Kinder, Gross- und Urgrosskinder sollen einmal sagen: So wie das meine Generation über unsere Väter, Gross- und Urgrossväter sagt.»
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Holz aus firmeneigenem Wald
Die Betriebserweiterung erfolgt auf dem Boden, den die Gross- und Urgrossväter der Inhaberfamilien seinerzeit erworben hatten. Beim Generationenprojekt setzt das Familienunternehmen den Nachhaltigkeitsgedanken beim Rohstoff fort: Das Holz für die Konstruktion und die Fassade stammt aus den vier firmeneigenen Wäldern der Appenzeller Alpenbitter AG.
Sie ist die grösste private Waldbesitzerin im Kanton Appenzell Innerrhoden. Der Prozess wurde so gestaltet, dass für die Verarbeitung der total rund 2500 Kubikmeter Rundholz möglichst kurze Transportwege nötig sind. So wird zum Beispiel das Holz aus dem firmeneigenen Wald in einem ersten Schritt im Sägewerk des Klosters Magdenau verarbeitet.
«Das ist gelebte Nachhaltigkeit», ist Pascal Loepfe-Brügger überzeugt. Ein weiterer wichtiger Punkt: «Mit dem Holzschlag pflegen wir gleichzeitig auch unsere Wälder und sorgen dafür, dass junge Bäume den Waldbestand auffrischen.»
Transportseilbahn fürs Holz
Viele Wälder im Kanton Appenzell Innerrhoden liegen abseits der Verkehrswege, so auch der firmeneigene Helchenwald im Gebiet Lehmen, in dem kürzlich Holz für die Betriebserweiterung geschlagen wurde. «Hier transportieren wir das Holz mithilfe einer eigens errichteten Transportseilbahn», sagt Pascal Loepfe-Brügger. Das Holz wird soweit als möglich in der Region verarbeitet, darauf legt das Familienunternehmen grossen Wert. Aktuell rechnet das Unternehmen mit einer Bauzeit von zwei bis drei Jahren.