GV des Baumeisterverbands beider Appenzell: Schwarzarbeit im Fokus

Text: PD/stz.
An der Generalversammlung war das zentrale Thema die Schwarzarbeit. In seinem Jahresbericht betonte Präsident Andreas Fässler, dass die Baubranche im Appenzellerland sich zunehmend mit Mitbewerbern konfrontiert sehe, die nicht an den Landesmantelvertrag (LMV) gebunden sind und dadurch vor allem landwirtschaftliche Bauvorhaben zu günstigeren Konditionen realisieren.
«Wo hört die Nachbarschaftshilfe auf, wo beginnt Schwarzarbeit?», fragte Fässler in Richtung der versammelten Mitglieder und Gäste. Auf der einen Seite seien seriöse Betriebe mit zahlreichen Vorschriften konfrontiert, während andernorts Kontrolle und Fairness fehlten. Er forderte ein stärkeres Engagement der Behörden und betonte die Bedeutung der Eigenverantwortung innerhalb der Branche.
Wunsch nach politischer Unterstützung
An die Eigenverantwortung der Baumeister appellierte auch Daniel Lehmann, Amtsleiter Wirtschaft und Arbeit Appenzell Ausserrhoden, in seinem Referat über die Definition und Bekämpfung von Schwarzarbeit. «Meldet uns Missstände, damit unsere Arbeitsinspektoren diesen Fällen nachgehen können.» Danach richteten sich mehrere Voten direkt an die anwesenden Regierungsräte Dölf Biasotto und Landammann Roland Dähler. Die Politik müsse künftig stärker Verantwortung übernehmen, forderten die Mitglieder – etwa durch intensivere Kontrollen und eine strengere Prüfung von Offerten oder Subventions- und Kreditanträgen.
Es wurde der Wunsch nach einer gesetzlichen Grundlage geäussert, mit der die zuständigen kantonalen Ämter die Vergabe von öffentlichen Subventionen und Krediten an die Bedingung koppeln könnten, dass nur solche Bauunternehmen berücksichtigt werden dürfen, die an den LMV gebunden sind. Die offiziellen Baumeister leisten die regulären Sozialleistungsabgaben, unterstützen mit ihren Beiträgen die Nachwuchsförderung, zahlen in den Parifonds ein und ihre Mitarbeiter erhalten Nacht- und Wochenarbeitszuschläge. Die beiden Regierungsräte bekräftigten, das Anliegen ernst zu nehmen und weiter im Blick zu behalten.
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Maurerlehre wird moderner
Peter Knöpfel berichtete, dass aktuell 29 laufende Lehrverhältnisse als Maurer EFZ und 23 als Strassenbauer EFZ in beiden Halbkantonen bestehen. Bis dato konnten neun neue Lehrverträge für den Sommer abgeschlossen werden. Knöpfel betonte die Wichtigkeit dieser Investition: «Gut ausgebildeter Nachwuchs ist die Basis für die Zukunft unserer Branche.» Die Nachwuchsförderung bleibt ein zentrales Anliegen des Verbands.
Michael Kehrli vom Schweizerischen Baumeisterverband informierte ergänzend über die nationale Einführung der modernisierten Maurerlehre im Sommer 2025. Ziel ist es, die Ausbildung noch praxisnäher und attraktiver zu gestalten. Im Weiteren ging er auf die neuesten Entwicklungen auf nationaler Ebene ein: Die Digitalisierung der Bauberufe schreitet voran und Initiativen zur Stärkung des Lohnschutzes werden weiter intensiviert.
Öffentliche Wahrnehmung stärken
Für die traditionelle Vereinsreise 2026 entschied sich die Versammlung für das Ziel Lissabon und die Region Alentejo. Die Reise soll kulturelle Highlights und Einblicke in die Baukunst Portugals vereinen. Abschliessend wurde unter dem Punkt «Verschiedenes und Umfrage» lebhaft diskutiert, wie die Bauwirtschaft ihr Image stärken kann. Der Wunsch, die positiven Leistungen der Branche stärker in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und politisch mehr Gehör zu finden, wurde mehrfach betont.
Mit dem Zitat «Nur wer der Zukunft entgegengeht, kann mitbestimmen, was auf ihn zukommt» schloss Präsident Andreas Fässler die Versammlung und lud alle zu einem gemeinsamen Mittagessen ein.