Zweimal Silber für OST beim Cybathlon
Text: pd/jos
Erfahrung zahlt sich aus. Vor allem, wenn nicht alles nach Plan läuft. Das zeigte sich gestern beim Finale des diesjährigen Cybathlon, einem von der ETH Zürich organisierten Wettkampf, bei dem sich Menschen mit körperlichen Behinderungen beim Absolvieren alltagsrelevanter Aufgaben mittels technischer Assistenzsysteme messen.
Nachdem der Hybrid-Exoskelett-Pilot Thomas Krieg am Samstag kurzfristig gesundheitsbedingt ausgefallen war, hatten die beiden OST-Teams Varileg enhanced und Robility enhanced nur noch einen einsatzfähigen Piloten. Doch der hatte laut Teamleiterin Silvia Rohner einen Vorteil: «Unser Robotik-Rollstuhl-Pilot Rolf Schoch steuerte bereits beim Cybathlon 2020 das Exoskelett in einer früheren Variante.» Unter Wettkampfbedingungen trainiert hatte er für 2024 jedoch nur auf dem Robotik-Rollstuhl.
Mammutprogramm für Pilot Schoch
Am Finalsonntag startete Schoch also nach zwei Tagen voller Medizinchecks, Trainingsläufe und Qualifikationsrennen in beiden Disziplinen. Während die anderen Piloten zwischen den Wettkämpfen längere Pause hatten, musste Schoch innerhalb von fünf Stunden vier Wettkämpfe bestreiten: Zwei Qualifikationsläufe und das Exoskelett-Finale sowie das Rollstuhl-Finale, für das er sich bereits am Samstag qualifiziert hatte.
Ganz allein war Schoch in der Arena dabei nicht. Während den Rennen begleiteten ihn die technischen Verantwortlichen der beiden Teams Benjamin Eggimann und Cédric Niklaus bei jedem Hindernis mit Coaching-Hinweisen von der Seitenlinie. Ein Spotter-Team war jederzeit bereit, im Falle von technischen Problemen Pilot und Gerät zu stützen.
Zweimal Silber, zweimal persönliche Bestzeit
Die Erwartungen waren nach Rollstuhl-Goldmedaillen 2016 und 2020 hoch und die Fans der beiden OST-Teams wurden nicht enttäuscht. Schoch steigerte sich von Rennen zu Rennen, absolvierte die beiden Exoskelett-Qualifikationsrennen auf dem dritten und zweiten Platz. Dann folgte das Rollstuhl-Finale, wo sich Schoch nach zehn Hindernissen und einer persönlichen Bestzeit von 5 Minuten 59 Sekunden gegen ein kanadisches Team in Bestform die Silbermedaille sichern konnte.
Ein Kunststück, dass er nur eine knappe halbe Stunde später nach einem Wechsel ins Exoskelett wiederholte: Mit einer persönlichen Bestzeit von 3 Minuten 20 Sekunden holte er einen hauchdünnen Vorsprung gegen das thailändische Team heraus und musste sich nur den starken Südkoreanern geschlagen geben. Anschliessend kannte der Jubel der beiden OST-Teams kein Halten mehr.
Das zog auch international Aufmerksamkeit auf sich. Medienteams aus Taiwan, Japan und Grossbritannien nutzten die Chance auf Interviews mit dem bisher einzigen Piloten, der mit zwei Medaillen und Pokalen den Cybathlon beendet hat.