St.Gallen

Hürden und Erfolgsfaktoren für mehr Kreisläufe

Hürden und Erfolgsfaktoren für mehr Kreisläufe
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Am Donnerstag, 14. November 2024 fand in Mosnang das erste Netzwerktreffen des Pilotprojekts «Kreislaufwirtschaft im ländlichen Raum» statt. Dabei präsentierten Forscher der OST – Ostschweizer Fachhochschule, wie Materialflüsse im Toggenburg zu unterschiedlichen Umweltauswirkungen beitragen. Auf Basis weiterer Impulse erhoben rund 40 Teilnehmer die Hürden und Erfolgsfaktoren in der eigenen Wirklichkeit, die sie entwickeln können und im Reallabor auch werden.

Text: Michael Breu

Eine gesamte Talschaft wie das St.Galler Toggenburg in Zahlen zu fassen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Zahlreiche Daten sind nicht verfügbar und müssen geschätzt werden, während andere nur durch aufwendige Erhebungen zugänglich sind. Ein Team um Alexander Scheidegger vom IMS Institut für Modellbildung und Simulation der OST – Ostschweizer Fachhochschule hat sich dieser Herausforderung angenommen und im letzten Halbjahr einen groben Überblick über die Materialflüsse und deren Umweltauswirkungen im Toggenburg erstellt.

Materialflüsse und ihre Umweltauswirkungen

Der regionale Materialkonsum zeigt, dass der Bausektor mit über 300’000 Tonnen Material pro Jahr klar dominiert, gefolgt von den Bereichen Ernährung und Mobilität mit je rund 50’000 Tonnen. Betrachtet man jedoch die Umweltauswirkungen – etwa anhand des anerkannten Modells der Umweltbelastungspunkte –, ergibt sich ein anderes Bild: Die Bereiche Konsum, Mobilität und Ernährung fallen bei dieser Betrachtung ähnlich stark ins Gewicht.

Im Detail zeigt sich, dass im Bauwesen der Betonumsatz mengenmässig besonders ins Gewicht fällt. Die grössten Umweltauswirkungen resultieren aus dem Einsatz von Energieträgern und Metallen. Bemerkenswert ist, dass die «Rückbaumengen» bei weitem nicht ausreichen, um Kreisläufe zu schliessen – es wird mehr gebaut als abgebrochen. Im Mobilitätssektor ist der Treibstoffverbrauch ein entscheidender Hebel, während im Ernährungsbereich die Vermeidung von Lebensmittelabfällen («Foodwaste») am meisten zum Umweltschutz beiträgt.

Bei Konsumgütern schlagen Holz, Papier und Energieträger mengenmässig am stärksten zu Buche. Metalle, Textilien und Kunststoffprodukte folgen. Bezüglich der Umweltbelastung fallen insbesondere der Umsatz von Metallen (beispielsweise in Elektronikgeräten) und Textilien ins Gewicht.

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Alexander Scheidegger stellt die Resultate der Stoffflussanalyse vor.
Alexander Scheidegger stellt die Resultate der Stoffflussanalyse vor.

Förderung der Kreislaufwirtschaft im Toggenburg

Diese Datenbasis bildet laut Co-Gesamtprojektleiter Timo Oliveri vom Kompetenzcluster für ländliche Entwicklung (KLEO) der OST eine wichtige Grundlage, um die Kreislaufwirtschaft im Toggenburg gezielt voranzutreiben. Am Projekt «Kreislaufwirtschaft im ländlichen Raum» sind zwölf Toggenburger Unternehmen beteiligt aus den Bereichen Ernährung, Industrie, Pflege und Engineering.

Ziel ist es, konkrete Wege und Massnahmen zu entwickeln, um die Betriebe nachhaltiger und umweltverträglicher zu gestalten. Das auf vier Jahre angelegte Pilotprojekt wird im Rahmen der Neuen Regionalpolitik von Bund und Kanton St.Gallen mitfinanziert.

Konkrete Ansätze und Diskussionen

Wie Kreislaufwirtschaft in der Praxis aussehen kann, verdeutlichten zwei Inputreferate. Andreas Strässle, Bauführer bei der Wattwiler Bauunternehmung E. Weber AG, präsentierte anhand von Flüssigboden, wie Aushubmaterial aus dem Tiefbau vor Ort wiederverwendet werden kann.

Tom Alexandre Koch, Bereichsleiter Rytec Circular und Reffnet Berater aus Münsingen, zeigte anhand verschiedener Beispiele, wie Gemeinden mit Ausschreibungen oder durch Sensibilisierung der Bevölkerung zur Kreislaufwirtschaft beitragen können. Konkret benannte er, dass Gemeinden, sowie Unternehmen jeweils einen Kreislaufwirtschaftsverantwortlichen bestimmen sollten.

Andreas Strässle, Bauführer E. Weber AG
Andreas Strässle, Bauführer E. Weber AG

Rechtliche Rahmenbedingungen als Hürden

In der von Steuergruppenmitglied Remo Rusca vorbereiteten und moderierten Diskussion mit rund 40 Teilnehmern aus Kanton, Gemeinden und Unternehmen zum Thema «Hürden und Erfolgsfaktoren der Kreislaufwirtschaft» fand die abschliessende Empfehlung wenig Resonanz. Aus persönlichen Reflexionen sowie Gesprächen in Zweier- und Vierergruppen entstanden zehn aussagekräftige Poster.

Besonders oft wurde bei den Hürden auf Normen und rechtliche Rahmenbedingungen hingewiesen, die sowohl für Unternehmen als auch für Gemeinden eine Herausforderung darstellen. Diese Rahmenbedingungen werden häufig auf Bundes- und Kantonsebene festgelegt und beeinflussen die lokale Umsetzung erheblich. Die angesprochenen Hürden reichten zudem über die aktuelle Umweltgesetzgebung des Bundes hinaus.

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Ein weiterer zentraler Punkt war die Einschätzung, dass die Kreislaufwirtschaft oft mit Mehrkosten, höherem Aufwand und Investitionen verbunden ist, was kurzfristig die Wettbewerbsfähigkeit mindern kann. Gleichzeitig bietet sie jedoch Chancen, innovativ zu sein, Ressourcen zu schonen sowie regionale Netzwerke zu stärken oder neu zu etablieren.

Das Projekt verfolgt das Ziel, diese Vorteile und Möglichkeiten konkret erfahrbar zu machen, um innere und äussere Hürden abzubauen und Entscheidungen zugunsten von Investitionen zu erleichtern. Alle Präsentationen und Poster wurden mit den Teilnehmern geteilt, um den Transfer in die Praxis anzustossen – ein zentrales Anliegen des Projekts.

Fazit des ersten Netzwerktreffens: Das Projekt hat einen wichtigen Grundstein gelegt, um die Kreislaufwirtschaft im Toggenburg voranzutreiben. Neben technischen Innovationen und unternehmerischen Ansätzen sind auch politische Weichenstellungen erforderlich, um das volle Potenzial der Kreislaufwirtschaft auszuschöpfen. Dabei ist es entscheidend, frühzeitig in einen Dialog zu treten – nicht erst, wenn konkrete Lösungsvorschläge auf dem Tisch liegen. Genau hier setzt das «Reallabor» an.

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