Vermehrt Lichtblicke nach einem schlechten Börsenjahr
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Text: PD
90 Gäste bekamen von Roland Kläger, Leiter Investment Solutions der Raiffeisen Schweiz, am Mittwochabend im Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg in Wattwil zu hören, dass im Jahr 2022 ein «klärendes Gewitter» über die Anlagebranche hinweggezogen sei.
Geld für die Geduldigen
Allerdings sei es ein «Unwetter» gewesen, das Investoren gute Nerven abverlangte. Denn sowohl die Schweizer Aktien als auch die Schweizer Obligationen verloren gleichzeitig an Wert. «Das war in den letzten 97 Jahren nur in vier Jahren der Fall», erklärte Kläger. Die Gründe für die historische Talfahrt waren zahlreich: die Inflation, Zinserhöhungen, der Ukrainekrieg, die Energiepreise und Covid.
Doch wer in Aktien investiere, tue grundsätzlich gut daran, seine Emotionen im Griff zu halten und eine langfristige Investitions- und Gewinnstrategie zu fahren. «Wenn sie anfangs der 1990er Jahre zum schlechtesten Zeitpunkt investiert hätten, dann hätten sie heute einen Gewinn von 1'012 Prozent erzielt», so Kläger. Und: «Aktienmärkte sind Instrumente, um das Geld von den Ungeduldigen zu den Geduldigen zu transferieren», zitierte Kläger den US-Investor Warren Buffett.
«Das Spiel von hoch und runter»
Aktuell sei jedoch am Ende des Tunnels Licht zu sehen. Die Schweizer Wirtschaft wachse zwar 2023 wohl nur um ein Prozent, doch dies sei, im internationalen Vergleich, immer noch viel. Denn nachgehend zu den Zinserhöhungen dürfte sich das internationale Wirtschaftswachstum weiter abschwächen, prognostizierte Roland Kläger.
Dass die Schweiz gut die Krise meistere, habe damit zu tun, dass hierzulande viele wenig zinssensible Branchen, wie die Pharmaindustrie, tätig seien. Die anhaltenden geopolitischen Machtspiele – auf der einen Seite besuchte Biden Kiew, auf der anderen nähern sich Russland und China an - sorgten zudem global für Unsicherheit, denn, «wenn solche Achsen spielen, dann gibt es wieder bei den Zinsen das Spiel von hoch und runter», sagte Kläger.
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Fokus auf «Schwergewichte»
Für die Aktien prognostizierte Kläger eine «leichte Erholung, aber eine Einbahnstrasse mit zweistelligen Aktienmarktrenditen soll niemand erwarten». Wer Aktien erwerben wolle, tue gut daran, nicht nur auf Kurssteigerungen zu setzen, sondern auch die Dividenden als Gewinn mit einzuplanen, denn «was man hat, hat man».
Aktuell fahre gut, wer auf SMI-Schwergewichte setze. Dies sei zwar ein wenig langweilig, aber dafür umso sicherer. Und auch die Obligationen feierten mit gut zwei Prozent bei sieben Jahren Laufzeit eine Renaissance. «Die Zeit des Negativzinsumfeld ist vorbei; mit einem Obligationenfonds sind sie heute gut aufgestellt»., so Roland Kläger.